Comedian Hape Kerkeling hat ein Gespür für Menschen und Zeitgeist. Das brachte ihm Erfolge auf der Bühne („Horst Schlämmer“), im Film („Kein Pardon“) und als Autor ein („Ich bin dann mal weg“, „Der Junge muss an die frische Luft“). In der ZDF-Talkshow von Maybrit Illner schockt er nun mit einem Satz über das gesellschaftliche Klima in Deutschland – und äußert schlimmste Befürchtungen.
Kerkeling teilt in der ZDF-Sendung nicht nur gegen die AfD aus, sondern kritisiert auch die Woke-Bewegung.
Hape Kerkeling bei Maybrit Illner: „Am Vorabend von Etwas“
Kulturkampf zwischen rechts und links, Gendern, Cancel-Culture: Bei Maybrit Illner geht es am Donnerstagaend darum, wie frei man hierzulande seine Meinung sagen darf. Entertainer Hape Kerkeling sitzt in der Runde – und spricht Klartext!
Der 58-Jährige äußert eine düstere Einschätzung: „Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir in einer ähnlichen Zeit leben wie in der Weimarer Republik. Mir kommt es so vor als wären wir am Vorabend von Etwas, das ich nicht miterleben möchte.“ Die Berliner Republik also in einer ähnlichen Lage wie die Weimarer Republik in den 1920er-Jahren? Der langsame und bedrohliche Aufstieg von Rechtsaußen. Eine aufgeladene gesellschaftliche Stimmung, die immer radikaler wird. Zerfällt da etwas in Einzelteile?
Kerkeling ermahnt die Woke-Bewegung
Auch in seinem persönlichen Leben musste er schon Konsequenzen ziehen. So sei er mit seinem Partner von Berlin nach Köln umgezogen, weil die Homophobie in der Hauptstadt immer spürbarer geworden sei. „Schweren Herzens“ sei der Entschluss zum Umzug gefallen. Wieder zieht Kerkeling den historischen Vergleich mit der Weimarer Republik: „Auch da gab es diesen Fortschritt. Es war kein Problem, transgender zu sein. Es gab die erste Geschlechtsumwandlung. Alles das war völlig unproblematisch, Anfang der 1920er Jahre.“ Wiederholt sich da etwas?
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Und auch an die Woke-Bewegung richtet Kerkeling mahnende Worte. Es sei zwar völlig richtig, Gleichberechtigungan an vielen Stellen gleichzeitig umzusetzen. „Nichtsdestotrotz finde ich, sollte man gemächlichen Schrittes vorangehen bei all diesen Änderungen und versuchen, so viele Menschen wie möglich auf diesem Weg mitznehmen. Und jetzt radikal an Astrid Lindgren ranzugehen und Taka-Tuka-Land umzubenennen, das ist, glaube ich, alles wenig hilfreich“, so Kerkeling. Man müsse das alles „etwas langsamer angehen“. Das Gendern sieht er ebenso kritisch: „Und tatsächlich finde ich es auch befremdlich, wenn ich jetzt an jedes Wort *innen hängen muss.“
Selbstkritik bei Illner (ZDF): Horst Schlämmer „könnte man so nicht mehr bringen“
Kerkeling gibt sich bei Illner allerdings auch selbskritisch. Eine Kunstfigur wie der trinkende Lokalreporter Horst Schlämmer, mit der er Frauen im Publikum sexistisch anbaggerte, sei heute kaum mehr denkbar: „Ich glaube, den Leuten würde das Lachen im Halse stecken bleiben. Das könnte man so heute nicht mehr bringen.“ Zu empfindlich und wachsam seien die Zuschauer mittlerweile – und manche Witze seien tatsächlich „widerlich“ gewesen, räumt der Kult-Comedian ein.