In der ZDF-Talkshow von Maybrit Illner stellte sich Kanzler Olaf Scholz kritischen Bürgerfragen. Zugeschaltet wurde auch das Ehepaar Stiebling aus Thüringen, die einen Bäckereibetrieb in dem Bundesland führen.
Besonders Bäckermeister Steffen Stiebling redete dem Bundeskanzler ins Gewissen.
Maybrit Illner (ZDF): Bäckermeister geht Kanzler Scholz hart an – „Wie lange soll das noch funktionieren?“
„Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren praktisch komplett abhängig gemacht von russischer Energie. Von Öl, von Gas, von Kohle“, wettert der Bäcker bei Maybritt Illner. Russland sei „quasi unser einziger Energielieferant“. Stiebling verstehe daher nicht, wie man unter diesen Umständen gegen Russland Wirtschaftssanktionen verhängen kann, wenn es „mit einem Drittstaat Probleme hat“ – „Probleme“ ist allerdings eine recht verharmlosende Umschreibung für den Angriffskrieg und den Überfall auf die Ukraine.
Jedoch ist der Bäcker der Meinung: „Deutschland kann doch nicht gegen einen Staat, von dem er abhängig ist, derartige Sanktionen verhängen, immer wieder das Feuer schüren. Das verstehe ich nicht. Wie lange soll das noch funktionieren? Kurzfristig kann man das Gas nicht ersetzen!“
Maybrit Illner (ZDF): Thüringer Bäcker redet dazwischen, als sich Kanzler Scholz erklären will
Die Frage des Bäckers leitete Moderatorin Maybrit Illner an den Bundeskanzler im Studio weiter. Scholz verwies zunächst darauf, dass Deutschland Sanktionen während des Ukraine-Krieges nie alleine verhängt habe, sondern immer nur mit den Verbündeten. Doch diese Antwort befriedigte Stiebling gar nicht. Er quatschte dazwischen, als der Kanzler noch sprach: „Aber die anderen sind nicht so abhängig!“
Scholz ließ sich von der Intervention nicht aus dem Redefluss bringen und behauptete, man habe immer darauf geachtet, dass man nur Sanktionen anwendet, bei denen der Schaden in Russland größer ausfalle als im eigenen Land.
Im Herbst werde Deutschland auf den Import von Kohle aus Russland verzichten können und zum Jahreswechsel dann auf Öl-Importe. Dann unterstrich er, dass es von Seiten kein Gas-Embargo der Europäischen Union gibt. Die Drosselung der Gaszufuhr sei eine „mit Technik begründete einseitige Entscheidung des russischen Gaslieferanten, dafür gibt es keine Gründe aus den Sanktionen“, unterstrich der Kanzler.
Kritik an Kanzler Scholz: „Nicht das Land gegen die Wand fahren“
Doch der Bäckermeister war mit diesen Antworten keineswegs zufrieden. Stiebling hatte gleich zwei Vorschläge, wie man den Gas-Konflikt mit Russland entschärfen könnte. Zum einen solle man den Russen doch die nötige Turbine liefern, also die Sanktionen in diesem Punkt aussetzen, um die Reparaturmaßnahmen an Nord Stream 1 zu ermöglichen. Dann wäre „dieses Argument zumindest weg“, meinte er, sofern es wirklich um eine technische und keine politische Abschaltung gehe.
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Zum anderen schlug er vor, Nord Stream 2 aufzumachen, damit es irgendwie weitergehen könnte. „Ich kann doch nicht dieses Land komplett gegen die Wand fahren, weil ich gegen den Krieg bin“, stellt der Thüringer bei Maybrit Illner klar.