Er ist einer der wenigen Männer, die Putin wirklich fürchtet. Alexej Nawalny gilt als einer der bekanntesten Gegner des Kreml. Seit 2021 sitzt der Mann, der am Sonntag (4. Juni 2023) 47 Jahre alt wurde, in einer Strafkolonie in Russland. Am Dienstag wird erneut der Prozess gegen den Mann beginnen, der am 20. August 2020 Opfer eines Giftgasanschlages wurde. Alexej Nawalny drohen 30 Jahre Haft.
Seinen Lebensmut und Humor hat er jedoch nicht verloren, wie Forderungen zeigen, die der Kreml-Kritiker in Haft stellte. Unter anderem verlangte Nawalny von der Leitung der Strafkolonie ein Känguru als Haustier in seiner Zelle. Seinen 47. Geburtstag muss er nun aber alleine verbringen – ohne tierischen Begleiter und seine Liebsten.
Alexej Nawalny verbringt seinen 47. Geburtstag in Haft
Über seine Unterstützer wandte sich der Mann, der sich Dienstag wegen „Extremismus“ verantworten muss, via Twitter nun an die Bevölkerung: „Heute ist mein Geburtstag. Als ich aufwachte, scherzte ich vor mich hin, dass ich das SHIZO (steht für Einzelhaft) jetzt zu der Liste der Orte hinzufügen kann, an denen ich es im Laufe der Jahre gefeiert habe. Und dann dachte ich, wie viele andere Menschen, die ein bestimmtes Alter erreichen (ich bin heute 47 geworden, wow), über meine Erfolge im vergangenen Jahr und meine Pläne für das nächste Jahr nach.“
In Einzelhaft habe er sich die Frage gestellt, ob er gut gelaunt sei, oder sich bloß zwinge, die gute Laune zu fühlen, so Nawalny weiter. „Meine Antwort ist: Das bin ich wirklich. Seien wir ehrlich, natürlich wünschte ich, ich müsste nicht in diesem Höllenloch aufwachen und stattdessen mit meiner Familie frühstücken, von meinen Kindern Küsschen auf die Wange bekommen, Geschenke auspacken und sagen: ‚Wow, genau davon habe ich geträumt!‘ Aber das Leben funktioniert so, dass gesellschaftlicher Fortschritt und eine bessere Zukunft nur erreicht werden können, wenn eine bestimmte Anzahl von Menschen bereit ist, den Preis für ihr Recht auf Glauben zu zahlen. Je mehr solche Leute es gibt, desto weniger muss jeder bezahlen. Und sicherlich wird der Tag kommen, an dem das Sprechen der Wahrheit und das Eintreten für Gerechtigkeit in Russland etwas Alltägliches und überhaupt nicht Gefährliches sein wird“ schreibt Nawalny weiter.
„Ich erlebe gerade den unangenehmen Teil meines Lieblingsjobs“
Bis dieser Tag komme, sehe er seine Situation jedoch nicht als Bürde, sondern eher als Aufgabe, „die erledigt werden muss“. Und in diesem Moment zeigt sich dann auch wieder der Humor des Inhaftierten. „Jeder Job hat seine unangenehmen Seiten, oder? Ich erlebe gerade den unangenehmen Teil meines Lieblingsjobs.“
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Sein Plan für sein nächstes Lebensjahr sei es, nicht brutal und verbittert zu werden. Es bleibt ihm zu wünschen, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.