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Ukraine-Krieg: Experten sagen konkret voraus, wann der Krieg enden wird

Vor über einem Jahr startete Wladimir Putin eine Invasion auf die Ukraine. Wie lange könnte der Krieg noch dauern? Experten sagen eine Ende voraus.

Vor über einem Jahr startete Wladimir Putin eine Invasion auf die Ukraine. Wie lange könnte der Krieg noch dauern? Experten sagen eine Ende voraus.
© IMAGO / ITAR-TASS

Wladimir Putin: Das ist Russlands Machthaber

Seit über einem Jahr herrscht Krieg in Europa! Am 24. Februar vergangenen Jahres hat der russische Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen. Die Kämpfe werden seitdem unter hohen Verlusten auf beiden Seiten fortgeführt.

Doch wie lange wird der Krieg noch dauern? So schätzen Militärexperten die Lage ein.

Ukraine-Krieg: Maximal „211 Kriegstage“

Der Militärökonom Marcus Keupp erwarte ab April eine ukrainische Gegenoffensive mit westlichen Panzern und, dass „den Russen allmählich Material und Menschen ausgehen“. Er ist überzeugt, dass Russland im Oktober den Krieg verloren haben wird.

Wie er in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) sagte, beruft er sich bei seiner Vorhersage auf Quellen wie die schwedische Verteidigungsagentur FOI oder das International Institute for Strategic Studies (IISS) aus London. „Diese Institute kommen auf ungefähr 2900 einsatzfähige russische Kampfpanzer“, betonte Keupp. Dem entgegen stellt der Militärökonom die Verlustrate. Dafür verwendet er den Oryx-Blog, ein Kollektiv, das laut ihm die „die beste Datenquelle zu russischen Verlusten“ ist. Bei seinen Berechnungen kam er nun auf eine „verbleibende Reserve von 1055“ Panzern für „maximal 211 Kriegstage“. Dabei seien ältere Panzermodelle, die Russland einsetzt, und die modernen westlichen Systeme, die in der Ukraine zum Einsatz kommen, noch nicht einberechnet.

Ukraine-Krieg: „Was können die Russen übrig haben?“

Die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine würden eine entscheidende Rolle im Kriegsverlauf spielen. Leopard-2-Panzer könnten zum Beispiel „deutlich weiter als russische Panzer schießen und diese daher aus der Ferne eliminieren“. Die angebliche Wunderwaffe der Russen, den Kampfpanzer Armata T-14, habe man dahingegen noch nicht auf dem Kampfplatz gesehen. „Was können die Russen übrig haben?“, fragt Keupp in Hinblick auf unerwartete Reserven Russlands.

Keupp, der seit 2013 an der Militärakademie der ETH Zürich lehrt, führt weiter aus: Wenn man „den Technologieboost bei den Ukrainern sowie die russische Verlustrate und die sich erschöpfenden Ressourcen“ zusammenrechnet, dann sei „eigentlich gar kein anderer Verlauf denkbar als eine russische Niederlage.“ Und: Putin setze Atomwaffen nur als „psychologische Waffe“ ein. Vor allem in Deutschland wirke das. „Allein die Erwähnung erzeugt diesen typischen deutschen Angstdiskurs“, so der Militärökonom.

Ukraine-Krieg: Oligarchen könnten „selbst Macht übernehmen“

Keupp hält zwei Szenarien für möglich. So könnten seiner Ansicht nach private Armeen wie die Wagner-Gruppe den Krieg auch ohne Putin weiterführen. Dabei sagte er auch, es sei „kein Zufall, dass zurzeit in Moskau überall Luftverteidigungssysteme installiert werden. Das ist die Vorbereitung auf interne Auseinandersetzungen.“ Russische Oligarchen oder Militärs könnten „durchaus auf die Idee kommen, Putin mit ein paar zielgerichteten ballistischen Raketen auszuschalten und selbst die Macht zu übernehmen“. Wenn Putin das verhindern wolle, müsse er die russischen Truppen abziehen, um die interne Stabilität zu sichern. „Auch so könnte das Kriegsende früher als erwartet eintreten.“

Auch Wolfgang Ischinger, der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, schließt eine Ende des Ukraine-Krieges in diesem Jahr nicht aus. „Die Ukraine kann und wird nicht verlieren, wenn der Westen seine eigentliche Stärke ausnützt und den Scheinriesen Russland einfach ‚totrüstet'“, sagte er im Interview mit „t-online“. Russland habe keine Chance, wenn der Westen klare Kante zeige und die Ukraine noch mehr und noch schneller unterstütze und versorge.

Ukraine-Krieg: Russische Propaganda in Europa „eingesickert“

Im NZZ-Interview richtet Keupp auch Kritik an Europa und Deutschland. Dort sei die russische Propaganda „eingesickert“, in Genf, Berlin und Wien würden russische Agenten herumlaufen. „Zum Glück hängt die Sicherheit Europas nicht von Deutschland ab, sonst wären wir längst Teil des neurussischen Imperiums“, warnte Keupp. Deutschland sei keine militärisch entscheidende Macht.


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Und: Wäre der Krieg erst in zehn Jahren ausgebrochen, hätte Deutschland die Ukraine wahrscheinlich nicht mehr unterstützt, da man dann zu abhängig von russischer Energie gewesen wäre. „Es klingt zynisch, aber zum Glück findet dieser Krieg jetzt statt“, äußerte er sich.