Heidi Gron-Franke aus Castrop-Rauxel ist mächtig angefressen. In der Karnevalswoche erreichte die 57-Jährige ein Gerücht. Busfahrer hätten ihrer Tochter (20) mitgeteilt, dass es bald verboten sei, E-Tretroller im ÖPNV mitzunehmen. „Sie war völlig fertig“, erinnert sich die Bürgergeld-Empfängerin aus dem Ruhrgebiet.
Die Familie hatte erst vor kurzem zusammengeschmissen, um einen E-Tretroller zu besorgen, damit die 20-Jährige zur Arbeit kommt. Jetzt plötzlich das Verbot im ÖPNV? Heidi Gron-Franke griff zum Hörer. Was ihr dabei mitgeteilt wurde, macht die Bürgergeld-Empfängerin noch heute sprachlos.
Mutter aus Ruhrgebiet „wütend“
Auf einen fahrbaren Untersatz ist die 20-jährige Tochter angewiesen. Als Altenpflege-Azubi muss sie häufig morgens um sechs Uhr auf der Matte stehen. Weil die Familie im Stadtteil Ickern, also am Rand von Castrop-Rauxel wohnt, fährt um diese Zeit noch kein Bus. Heißt: zwei Kilometer bis zur nächsten Haltestelle. Dann mit der 480 zum Busbahnhof. Von da sind es zu Fuß noch einmal 30 Minuten. „Und das durch die dunklen Gassen frühmorgens“, erklärt die besorgte Mutter. Die Lösung war der E-Tretroller.
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Die Tante streckte die notwendigen 350 Euro dafür im November vor. Seitdem stottert die 20-Jährige das Geld von ihrem kleinen Azubi-Gehalt ab. Doch jetzt der Schock. Ab dem 1. März dürfen die Elektro-Roller nicht mehr mit in Busse und Bahnen genommen werden (wir berichteten über die Gründe).
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In einer lokalen Facebook-Gruppe lässt die Mutter aus dem Ruhrgebiet ihrem Frust freien Lauf: „Ich bin so wütend“, schreibt sie dort. Sie will gar nicht bezweifeln, dass von E-Tretrollern womöglich eine Gefahr ausgehen kann, erklärt sie im Gespräch mit DER WESTEN. Es gehe ihr um etwas anderes.
Wut über ÖPNV-Verbot im Ruhrgebiet
Denn am Telefon habe man ihr zunächst mehrfach gesagt, dass es sich um ein Missverständnis handeln müsse. Mitarbeiter der Deutschen Bahn hätten nichts von dem Verbot gewusst. „Auch die Beschwerdestelle der DSW21 in Dortmund wusste von nichts.“ Eine Woche später fiel die Bürgergeld-Empfängerin vom Glauben ab, als das Verbot doch kam. „Das hat mich wirklich gefuchst“, sagt sie gegenüber DER WESTEN.
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Sie weiß von einigen Bekannten, dass sie auf die Verkehrsmittel-Kombination Bus und E-Tretroller gesetzt haben. Für die Tochter sei in der Zwischenzeit eine Lösung gefunden worden: ein E-Bike, das sie nun erneut abstottern muss. „Doch es gibt genug Familien, wo es nicht mal eben möglich ist, ein neues Fahrrad zu kaufen“, merkt sie an. Sie ist der Meinung, dass das Verbot viel früher hätte bekannt gegeben werden müssen, damit sich Fahrgäste darauf einstellen können. Ein Argument, das viel nachvollziehen können – auch diejenigen, die in der Facebook-Gruppe anmerken, dass man auch früher ohne E-Tretroller zur Arbeit gekommen sei.