Veröffentlicht inPolitik

Bürgergeld-Bezieher sterben früher als andere: Daran liegt es

Wie lange wer lebt, hängt von verschiedenen, individuellen Faktoren ab. Studien zeigen aber, dass Armut mit einer geringeren Lebenserwartung zusammenhängt.

Wie lange wer lebt, hängt von verschiedenen, individuellen Faktoren ab. Studien zeigen aber, dass Armut mit einer geringeren Lebenserwartung zusammenhängt.
© imago stock&people

Bürgergeld steigt zum Jahreswechsel um rund zwölf Prozent

Das Bürgergeld soll im kommenden Jahr kräftig um rund zwölf Prozent steigen. Erwachsene Bezieherinnen und Bezieher sollen vom 1. Januar an monatlich 563 Euro bekommen - also 61 Euro mehr als derzeit. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach von einer "deutlichen Erhöhung" in einem von Inflation und Krisen geprägten Umfeld. Sozialverbände kritisieren die geplante Erhöhung als nicht ausreichend.

Im kommenden Jahr gibt’s eine Erhöhung für über fünf Millionen Bürgergeld-Bezieher. Die alleinstehenden Empfänger dürfen sich ab Anfang 2024 auf 563 Euro freuen. Zum Vergleich: Bisher gibt es 502 Euro pro Monat (mehr dazu hier). Der Sozialverband Deutschland (SoVD) betrachtet die Anpassung als positives Signal, wie die Verbandsvorsitzende Michaela Engelmeier gegenüber der Deutschen Presse-Agentur betonte.

Dagegen monierte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, dass die Erhöhung zu spät komme, da hohe Preise die Betroffenen bereits in existenzielle Not gebracht hätten. Auch der Paritätische Gesamtverband kritisierte die Anhebung als „viel zu niedrig“. Geschäftsführer Ulrich Schneider betonte, dass der Regelsatz bei 813 Euro liegen müsse, um effektiv vor Armut zu schützen. Denn Armut ist für die Betroffenen meist nicht nur belastend, sondern kann sogar gesundheitsgefährdend sein.

Bürgergeld: Fast ein Fünftel von Armut bedroht

In Deutschland zeigt sich Armut von verschiedenen Seiten: Menschen können ihre Miete nicht mehr bezahlen, müssen auf Urlaub verzichten, weil das Gehalt nicht ausreicht, und sie stehen vor der Herausforderung, sich gesunde Lebensmittel leisten zu können. Fast ein Fünftel der deutschen Bevölkerung sah sich 2022 mit der Gefahr von Armut oder sozialer Ausgrenzung konfrontiert. So befanden sich mehr als 17,3 Millionen Menschen in Deutschland in einer Lage, die sie von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte.

+++ Ein Online-Spiel zeigt, wie schwierig es ist mit dem Regelsatz zu wirtschaften +++

Foto: dpa Infografik/Redaktion: B. Schaller; Grafik: F. Bökelmann

Das bedeutet, dass diese Menschen ein Einkommen haben, das weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt. Das ergibt sich aus allen Einkünften im Haushalt abhängig von Alter und Anzahl der Personen. Ein alleinstehender Erwachsener gilt dann als armutsgefährdet, wenn er unter 1.250 Euro im Monat zur Verfügung hat.

Deshalb kann Armut die Lebenserwartung senken

Diese finanzielle Belastung geht nicht nur mit wirtschaftlichen Herausforderungen einher, sondern kann auch zu gesundheitlichen Problemen und einer verkürzten Lebenserwartung führen, wie weltweite Studien belegen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Es gibt sowohl psychische als auch physische Einflüsse, warum Armut krank machen kann, wie die WDR-Sendung „Quarks“ zeigt. So können eine höhere Stressbelastung, weniger Handlungsfreiheit durch Geld- oder Zeitmangel oder das Gefühl von Kontrollverlust und Ungerechtigkeit krank machen. Aber auch ein kleiner Wohnraum, eine problematische Wohngegend, mangelnde Sozialkontakte oder Lärm können zu einer kürzeren Lebenserwartung führen.


Mehr News:


Die Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass Einkommensunterschiede einen Einfluss auf die Mortalität und Lebenserwartung haben. Laut den Erhebungen betrug die mittlere Lebenserwartung von Männern in der niedrigsten Einkommensgruppe (71 Jahre), die unterhalb der Armutsrisikogrenze lag, bei Geburt 8,6 Jahre weniger im Vergleich zu Männern in der höchsten Einkommensgruppe (79,6 Jahre). Bei Frauen betrug diese Differenz 4,4 Jahre (78,4/82,8 Jahre).

Aber: Die Tatsache, dass Menschen mit höherem Einkommen im Durchschnitt länger leben, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Armut die alleinige Ursache für ein früheres Ableben ist. Bildung, genetische Veranlagung, Intelligenz, Lebensstil und soziales Umfeld sind allesamt miteinander verbunden und spielen eine Rolle.