Das Bürgergeld sollte für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Stattdessen kämpfen Bezieher weiterhin mit dem geringen Regelsatz. Aber auch Vorurteile machen schwer zu schaffen.
Nun soll ein Spiel zeigen, wie schwer es ist, mit dem Regelsatz zu leben. So sollen auch Vorurteile beim Bürgergeld aufgehoben werden.
Bürgergeld-Regelsatz zum Ausprobieren
Beim Bürgergeld werden Betroffene oft mit Vorurteilen und falschen Behauptungen konfrontiert. Philip Büttner vom Kirchlichen Dienst und die Diakonie Deutschland haben dafür ein Spiel mit ernsten Absichten entwickelt: das Bürgergeld-Bingo. Mit dem Spiel können Interessierte ausprobieren, was es heißt, mit dem Bürgergeldsatz auszukommen. Dafür klicken sich Spieler durch zwölf finanzielle Posten. Ihre Ausgaben müssen sie so einschränken, dass der aktuell geltende Regelsatz von 502 Euro eingehalten wird. Nur wer das schafft, für den heißt es „Bingo“.
„Wir erleben täglich, wie von Armut betroffene Menschen zur politischen und medialen Zielscheibe werden. Entgegen dem Bild von der sozialen Hängematte, ist das Leben mit weniger als dem Existenzminimum in Wirklichkeit ein belastender Zustand. Das wollen wir ganz konkret erfahrbar machen“, erläutert Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.
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Bürgergeld: Bezieher in Entscheidungsnot
Jeden Euro umzudrehen und dann zu entscheiden, wo noch am ehesten gekürzt werden kann, das sei für in Armut Lebende bittere Realität, so Jürgen Schneider vom Armutsnetzwerk. „Wer mit dem Bürgergeld lebt, kann nicht wählen, was er oder sie will. Wir können entscheiden, was wir uns jeden Tag sparen, damit wir etwas Anderes, was wir brauchen, wenigstens zum Teil finanzieren können. Das heißt zum Beispiel: keine neue Hose, damit ich dann nicht noch mehr als ohnehin am Essen sparen muss.“ Das Spiel kann >>hier ausprobiert werden.
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Im September bezogen laut Bundesagentur für Arbeit rund 5,7 Millionen Menschen Bürgergeld, davon rund 1,6 Millionen nicht erwerbsfähig. Anfang 2024 steigt der Regelsatz für einen Erwachsenen von 502 Euro auf 563 Euro im Monat, plus Miete und Heizkosten. Der Diakonie zufolge gleicht das kaum die Inflation aus. Der evangelische Wohlfahrtsverband und zahlreiche weitere Sozialverbände fordern deshalb eine Neuberechnung und Erhöhung des Regelsatzes auf mindestens 600 Euro im Monat.