Für die 50.000 Rettungskräfte in der Türkei ist es ein Kampf gegen die Zeit. Das starke Erdbeben hat am Mittwoch (7. Februar) bereits 5.200 Menschenleben gefordert – doch noch immer geben viele Helfer die Hoffnung nicht auf, unter den Trümmern lebende Menschen zu finden.
Doch viele Menschen in der Türkei sind verzweifelt. Das Erdbeben und die Katastrophe sei laut Experten abzusehen gewesen. Viele Türken sind wütend und erheben schwere Vorwürfe gegen Präsident Erdogan.
Erdbeben in der Türkei: Warnung der Wissenschaftler ignoriert
Retter kommen den Menschen in der Türkei zur Hilfe, doch kurze Zeit später liegen auch ihre Gebäude in Trümmern. Viele Betroffene in den zerstörten Gebieten sind verzweifelt: Wenn noch nicht mal die Gebäude der Helfer sicher sind, welche sind es dann? Die Menschen in der Türkei stellen sich Fragen nach der Verantwortung. Wie konnte es zu der Zerstörung kommen? War die Regierung ausreichend vorbereitet?
Für Experten war das Beben keine Überraschung. Zwar liegt das letzte Beben dieser Art rund 1000 Jahre zurück, doch zwischen der Anatolischen und der Arabischen Erdplatte sei ein weiteres großes Beben überfällig gewesen, sagt Marco Bohnhoff vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam. „Wir haben mit den örtlichen Behörden gesprochen“, sagt auch der türkische Geowissenschaftler Naci Görür lokalen Medien. Niemand habe auf die Wissenschaftler gehört. Als er von dem Beben erfahren habe, habe er erst mal geweint.
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Nusret Suna von der Istanbuler Bauingenieurskammer kritisiert die türkischen Behörden. Alte Häuser seien nicht ausreichend modernisiert worden. „ethnische Prinzipien und moralische Werte“ spielten keine Rolle es ginge einzig und allein um Gewinne und „Profit“.
Erdbeben in der Türkei: Anwohner fühlen sich im Stich gelassen
Aktuell ist die Lage in den betroffenen Gebieten katastrophal. In Iskenderun, im Süden der Türkei, sind die Menschen wütend „Wo ist unser Präsident?“ ruft eine Frau einem TV-Team zu und hofft, dass ihre Verwandte aus den Trümmern geborgen werden kann.
Im Göskun in der Provinz Kahramanmaras steckt ein Ehepaar mit seinem Sohn in ihrer Schneiderei fest. Helfer konnten bisher noch nicht zu ihnen vordringen. Seit dem Beben ernähren sie sich nur von salzigen Kekse und Fladenbrot. In ihr Haus können sie nie wieder zurück, es ist komplett zerstört.
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„In diesem Land hat niemand irgendwelche Rechte“, sagt der Vater. Die Katastrophe zeige es deutlich. Keiner kümmere sich um die Armen. „Regiert man so ein Land?“, schimpft er auf den Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Weil er Angst vor Konsequenzen hat, will er seinen Namen nicht nennen.