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Envio-Opferfonds fehlt Geld für PCB-Vergiftungs-Gutachten

Envio-Opferfonds fehlt Geld für PCB-Vergiftungs-Gutachten

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Foto: WR RALF ROTTMANN
Mitte April wurde eine Initiative gegründet, die im Envio-Opferfonds Geld sammeln will, damit die mit PCB vergifteten ehemaligen Arbeiter des Dortmunder Skandalunternehmens vor Gerichte eine Chance haben, ihre Ansprüche gelten zu machen. Den Initiatoren fehlen für Gutachten noch 4000 Euro.

Dortmund. 

Für die Initiatoren des Envio-Opferfonds steht fest: „Gerechtigkeit kostet Geld.“ Also sammeln sie seit Wochen Spenden, um den ehemaligen Arbeitern des Dortmunder PCB-Skandalunternehmens bei ihrem juristischen Kampf zu helfen.

Wie giftig ist PCB? Wie stark werden die ehemaligen Envio-Arbeiter und ihre Angehörigen unter den Folgen leiden? Für die über 50 Arbeiter und ihre Familien, die als Nebenkläger im Envio-Prozess auftreten, seien diese Fragen entscheidend. Denn ob die Arbeiter und ihre Familien vernünftig entschädigt werden und zukünftig als beruflich Geschädigte auftreten können – auch das wird durch die vor Gericht eingebrachten Gutachten mit entschieden werden.

„Ob der ehemalige Envio-Geschäftsführer Dirk Neupert bestraft wird und für seine Taten in Form von Entschädigungszahlungen persönlich Verantwortung übernehmen wird, oder ob er ohne Folgen das Gerichtsgebäude verlassen wird“, sagt Ulrike Märkel als Initiatorin des Opferfonds, „hängt davon ab, ob die Arbeiter Gutachter bezahlen können.“ Mit Gutachten könne verhindert werden, dass die Taten von Neupert durch Gutachten der Angeklagten heruntergespielt werden, meint das ehemalige Ratsmitglied von Bündnis 90/Die Grünen.

Promi-Anwalt Birkenstock empfiehlt Fach-Gutachten

Promi-Jurist Dr. Reinhard Birkenstock sagt als Anwalt der Nebenkläger dazu: „Seriöse Gutachten sollen den Nebenklägern ermöglichen, unabhängige Fach-Wissenschaftler zu Rate zu ziehen.“ Vergleichbare Fälle wie der Contergan-Fall hätten gezeigt, wie wichtig dies für einen Strafprozess sei.

Neupert und die anderen Angeklagten, die „über Jahre hinweg davon profitiert haben, dass an der Sicherheit der Arbeiter gespart wurde“, hätten viel Geld investiert, um sich Gutachter leisten zu können. Die ehemaligen Envio-Arbeiter hätten ihre Arbeit verloren, viele seien heute aufgrund der PCB-Vergiftung arbeitsunfähig und hätten kein Geld für die Bezahlung von Gutachten. „Gerechtigkeit“, sagt Märkel, „kostet in diesem Fall Geld. Viele Dortmunder und Dortmunderinnen haben in Form einer Spende ihre Solidarität gezeigt. Dafür sind wir dankbar, doch noch fehlt ein Teil der Summe.“

6000 Euro sind schon im Topf

Das Geld will Ulrike Märkel, die gemeinsam mit dem Straßenmagazin Bodo den Envio-Opferfonds aufgebaut hat, sammeln. Seitdem Mitte April der Spendenaufruf veröffentlich wurde, seien 6000 von benötigten 10.000 Euro zusammengekommen. Unternehmen, Parteien, Bürger – sie alle hätten gespendet, damit die Arbeiter vor Gericht eine Chance haben.

„Damit wir zwei Gutachten finanzieren können, brauchen wir noch gut 4.000 Euro“, sagt Märkel. Diese Gutachten könnten für den Prozessverlauf entscheidend sein: „Niemand wird wollen, dass Neupert sich seiner Verantwortung einfach entzieht und die Arbeiter keine Genugtuung für erlittenes Leid in Form von Entschädigungen erhalten, obwohl sich Neupert auf Kosten seiner Mitarbeiter ohne Rücksicht persönlich bereichert hat.“

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