Donnerstag (16. November), 4.59 Uhr in Krefeld. Christian (40) schüttelt mit dem Kopf, als die Deutsche Bahn über den Ausfall seines Zuges informiert. „Natürlich erst nach der eigentlichen Abfahrtszeit“, meckert der Krefelder, der jetzt zu spät zu seiner Frühschicht. Als Abteilungsleiter in einem Supermarkt in Duisburg kommen wird. „Und der Heimweg wird auch noch eine Herausforderung“, fürchtet der Bahn-Pendler und ergänzt höhnisch: „Die Züge fallen also wie immer aus – dieses Mal wegen Streik.“
Es ist der Morgen nach Anbruch des bundesweiten Streiks der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL). Viele Züge der Deutschen Bahn werden daher in NRW ersatzlos gestrichen (mehr zu den Forderungen der GDL hier >>>) Christian hatte die leise Hoffnung, dass seine Bahn womöglich trotzdem fährt. „Es hieß im Netz, dass der alle zwei Stunden fährt, nur nicht zu welchen Stunden“, sagt er. So wie Christian geht es am Donnerstag vielen Pendlern in NRW. Der 40-Jährige hat zum Streik bei der Deutschen Bahn deshalb eine klare Meinung.
+++ Deutsche Bahn: Streik in NRW – diese Züge fahren trotzdem +++
Deutsche Bahn in NRW: „Nervt mich“
„Das Streiken finde ich grundsätzlich nachvollziehbar“, sagt Christian, der selbst durch einen Tarifvertrag von Streiks im Einzelhandel profitiert. „Aber mir kommt es so vor, als würden die (Anm. d. Red.: Gemeint sind Streiks bei der Deutschen Bahn) einfach immer streiken. Und wenn die Deutsche Bahn schon mit 11 Prozent Lohnerhöhung entgegenkommt. Dann sollte die das so nehmen“, findet der Pendler.
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Doch bei dem Streik geht es nicht nur um Geld. Die GDL um Verhandlungsführer Claus Weselsky kämpft für eine 35-Stunden-Woche. „Die wollen weniger arbeiten und dafür mehr Geld bekommen. Ich glaub, dann bewerbe ich mich auch bei der Deutschen Bahn“, sagt Christian süffisant. Tatsächlich ist genau das die Idee der GDL. Durch die Viertage-Woche solle fehlender Nachwuchs rekrutiert werden.
Drohen neue Streiks bei der Deutschen Bahn
„Ich hoffe, die kommen zusammen. Sonst drohen ja noch mehr Streiks und unsereiner würde darunter leiden“, gibt Christian zu bedenken. Er kenne nicht wenige Bekannte, die von ihren Arbeitgebern zu hören bekommen: „Ihr müsst gucken, wie ihr zur Arbeit kommt. Zur Not mit Taxi. Deshalb nervt mich natürlich auch der Streik. Allerdings weniger in Bezug auf die Streikenden, sondern auf die Auswirkungen auf viele Arbeitnehmer, die dadurch Stress bekommen.“
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An diesem Donnerstagmorgen lag die Hoffnung des Krefelders auf dem RE42, der trotz Streik fahren soll. Zehn Minuten vor Abfahrt wird über die Verspätung informiert. „War ja klar“, sagt Christian. Am Ende wartet der Krefelder beinahe eine Stunde auf den Zug, der ihn nach Duisburg bringen sollte. Als der RE42 mit nur fünf Minuten einfährt, stellt er höhnisch fest: „Das ist ja der Wahnsinn!“ Die Deutsche Bahn, sie bringt ihn an diesem Morgen tatsächlich ans Ziel – wenn auch mit Verspätung.