Die Partei und ihre Ex-Kanzler – eine oft schwierige Beziehung. So war das nach der Spendenaffäre zwischen der CDU und Helmut Kohl. So ist das wegen der Putin-Nähe zwischen Gerhard Schröder und der SPD. Und auch Angela Merkel fremdelte zuletzt mit ihrer CDU. Doch nun zeigte sie sich erstaunlich zugewandt mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz.
+++ Auch interessant: „Presseclub“: Anrufer hat Wutanfall in ARD-Sendung – „Wie viel Geld verdienen Sie denn?“ +++
Die beiden früheren Konkurrenten – 2004 verlor Merz den Machtkampf gegen sie und trat als Fraktionschef zurück – präsentierten sich überraschend versöhnlich. Doch diese Bilder könnten für Friedrich Merz im anstehenden Wahlkampf noch problematisch werden.
„Lieber Friedrich“, „liebe Angela“: Friedvolle Laune auf CDU-Fest
Die CDU feierte am Mittwochabend (25. September) nachträglich den 70. Geburtstag Merkels. Dabei wünschte die Altkanzlerin dem Kanzlerkandidaten „für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg“ – und präzisierte „für unsere Christlich Demokratische Union, für die Union insgesamt und für unser Land“. Es gab Applaus von den 200 Gästen im Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Merz, den sie als „lieben Friedrich“ ansprach, gab sie mit auf den Weg, dass es „etwas ganz Besonderes“ und „Ehre und Auftrag zugleich“ sei, für die beiden Volksparteien CDU und CSU anzutreten. Sie bekannte entgegenkommend, dass „wir beide in unserem politischen Leben Höhen und Tiefen hatten“.
Merz würdigt das Lebenswerk von Merkel
CDU-Chef Merz, der wiederum die „liebe Angela“ ansprach, würdigte ihr Lebenswerk in seiner Begrüßungsrede. Er betonte ihren Drang nach Freiheit und ihre wissenschaftliche Neugier. Vor allem in der Euro-Krise und während der Corona-Pandemie habe sie entscheidend zum Zusammenhalt Europas beigetragen. Merz wünschte sich, dass Merkel „der CDU gewogen“ bleibt.
Eine Annäherung – zu viel aus Sicht von konservativen Merz-Anhängern, die sich eine Nach-Merkel-CDU wünschen. Die Szenen könnten Merz im Wahlkampf auf die Füße fallen, insbesondere weil viele Wähler, die mittlerweile ihr Kreuz bei BSW oder AfD machen, der Merkel-Regierung die Verantwortung geben für den heutigen Asyl-Streit. Hinzu kommen weitere Erbschaften der Merkel-Jahre, wie Fehler in der Ukraine-Politik und weiterhin eine Kritik an zu strikten Corona-Maßnahmen.
Müsste da Merz nicht weiter auf Distanz gehen zur einstigen Rivalin, mit der Anhänger des Merz-Lagers die „Sozialdemokratisierung“ der Partei verknüpfen?
Kaum vorstellbar, dass Merkel auch aktive Wahlkämpferin für Merz im Bundestagswahlkampf werden könnte – bei ihrer Vorgeschichte. Wahrscheinlicher schon eher, dass er darauf auch verzichten könnte.
Mehr Themen für dich:
Möglich auch, dass die Annäherung ein jähes Ende findet, wenn Merkels politische Memoiren am 26. November 2024 erscheinen. Welche Rolle wird Merz darin spielen?