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Klimawandel: Inlandsflüge werden verteufelt – völlig übertrieben?

Ist das Verbot von Inlandsflügen die Lösung für den Klimawandel? Zahlen zeigen, was wirklich den größten CO₂ Ausstoß verursacht.

Klimakrise: So schädlich sind Inlandsflüge für die Natur.
© Björn Trotzki / CHROMORANGE / Panthermedia

Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

Überflutete Keller, Straßen, die sich in Flüsse verwandeln. Verendete Tiere, Sach- und Personenschaden durch Hagel und Windschlag. An anderer Stelle Dürre und Waldbrand, Artensterben in Flora und Fauna. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind in Europa angekommen. Ob und wie man ihm entgegenwirken muss, darüber wird in der Politik heftig gestritten. Während die FDP auf Innovationen in der Zukunft hofft, setzten die Grünen auf strengere Regularien, die den CO₂-Ausstoß eindämmen sollen.

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, plädiert beispielsweise für die Abschaffung von Inlandsflügen bis 2035. Ein Schritt, den viele Wähler der Grünen forderten, denn der Verkehr und insbesondere die Flugreisen sind für einen großen Teil der CO₂-Produktion in Deutschland verantwortlich. Aber wie schlecht sind Kurzstreckenflüge tatsächlich für das Klima?

Uns fliegt alles zu

Flugzeuge sind Klimakiller, wer deshalb mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck reisen will, sollte auf die Bahn oder Fernbusse zurückgreifen. Diese sind mit Abstand am Klimafreundlichsten. Das teilte das Bundesumweltamt mit, das untersucht, welchen Effekt, die unterschiedlichen Verkehrsmittel in Deutschland auf das Klima haben. Hierbei werden die Emissionen pro Kilometer und pro Kopf gerechnet, es wird also ermittelt, wie viel CO₂ pro Passagierkilometer ausgestoßen wird.

Kurzstreckenflüge sind laut Bundesumweltamt am klimaschädlichsten. Während die Bahn mit Strom, teilweise sogar mit Ökostrom, betrieben wird, fliegen Flugzeuge mit Kerosin, sie stoßen also in jedem Fall CO₂ aus. Hinzukommen die sogenannten „Nicht CO₂ Effekte“. Hierbei ist beispielsweise entscheidend, in welcher Höhe das Treibhausgas ausgestoßen wird und welche weiteren Schadstoffe das Flugzeug aussondert.

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Je höher sich das ausstoßende Flugzeug befindet, desto schlechter ist das für das Klima. Da sich Kurzstreckenflieger nicht so weit in die Höhe erheben, wie Flugzeuge, die lange Strecken fliegen, schneiden sie hierbei besser ab. Weil aber der Aufwand, an Energie und Treibstoff beim Start eines Flugzeuges gleich ist, egal ob dieser von Hamburg nach Sylt oder von Berlin nach Bangkok fliegt, ist die Emission, gemessen an Kilometer pro Kopf, sehr viel höher.

Klimawandel: Zu viel Drama um zu wenig CO₂?

Laut der europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, gingen lediglich 4,3 Prozent der Flüge, die die 41 europäischen Mitgliedsstaaten 2020 verzeichneten, über eine Distanz von weniger als 500 Kilometer. Diese seien für 30,6 Prozent der gemessenen Emissionen verantwortlich. Bei Flügen mit mehr als 4.000 Kilometern Reisestrecke sieht das schon ganz anders aus. Das betrifft zwar nur 6,2 Prozent aller abhebenden Maschinen – aber die stoßen gleichzeitig fast 52 Prozent der gesamten EU-Emissionen aus.

Und bei uns? Inlandsflüge in Deutschland waren 2022 nur für zwei der insgesamt 866 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich. Eine Zahl, die im Vergleich verschwindend wirkt – aber dennoch einen hohen Einfluss auf das Klima hat.

Langstreckenflüge über die EU-Grenzen sind CO2-Schleudern

Die EU hat den Emissionshandel auf Flugreisen ausgeweitet. Der Emissionshandel ist ein System, bei dem Unternehmen das Nutzungsrecht für eine begrenzte Menge an Treibhausgasemissionen erwerben oder verkaufen können. Dies wurde eingeführt, um die Gesamtemissionen zu reduzieren und die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.


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Ausgerechnet die klimaschädlichen Langstreckenflüge außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums bleiben aber vom Emissionshandel befreit. Das heißt, dass nur Flüge zwischen den EU-Ländern sowie Liechtenstein, Norwegen, Island und auch Flüge in die Schweiz und nach Großbritannien von dieser CO₂ Bepreisung betroffen sind.