Wer klimafreundlich reisen will, muss meist tiefer in die Tasche greifen. Denn in Europa ist es oft günstiger, mit dem Flugzeug zu verreisen als mit der Bahn. Zu diesem Ergebnis kommt ein Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace.
Flüge sind aber im Gegensatz zu Bahnfahrten weitaus klimaschädlicher, verblasen viel mehr CO2. Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber forderte 2019 deshalb vor allem auf Inlandsflüge zu verzichten. Nun gibt er aber selbst zu, manchmal aufs Flugzeug zu setzen – und das trotz Klimawandel.
Klimawandel: Forscher wird an Check-In gesichtet
Denn das langjährige Mitglied des Weltklimarats wurde am Flughafen Berlin Brandenburg an einem Check‑in-Schalter der Lufthansa gesehen. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gibt er seinen Inlandsflug zu. Der Grund: „Ich musste aus familiären Gründen innerhalb eines halben Tags von Potsdam nach Fürstenfeldbruck und zurück.“ So hielt der 73-Jährige in der Nähe von München einen Vortrag beim „Zukunftsforum“ des bayerischen Schreinerhandwerks.
Doch warum setzt der „Klima-Papst“, wie er von vielen genannt wird, nicht auf die Schiene? Schellnhuber fahre fast immer mit dem Zug. „Nicht nur, weil es viel klimafreundlicher ist, sondern auch, weil ich im Zug besser arbeiten kann.“ Doch auch der Klimaforscher hatte in letzter Zeit mit vielen Verspätungen zu kämpfen. „Diesmal war der Zug aber sowieso keine gute Option“, so Schellnhuber, der 1992 das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gründete.
Klimawandel: „Bin kein Klimaheiliger“
Normalerweise eignet sich die Strecke Berlin München gut, der schnellste ICE braucht weniger als vier Stunden. „Man kann nicht immer das klimafreundlichste Verkehrsmittel wählen – das wäre sowieso das Zuhausebleiben“, betont Schellnhuber im RND-Interview. Und: Er ist sich aufgrund seiner vielen Reisen seines erhöhten CO₂-Fußabdrucks bewusst. „Dafür nutze ich privat Ökostrom, fahre ein Elektroauto und investiere alles verfügbare Geld in die energetische Sanierung eines alten Anwesens“.
Er selbst sei kein Klimaheiliger. „Aber wenn wir für die Bewältigung der Klimakrise erst alle Heilige, Helden oder Genies werden müssten, dann hätten wir bestimmt keine Chance“, betont der 73-Jährige. Es sei schon viel erreicht, wenn wir unsere Klimasünden deutlich reduzieren. „Das versuche ich, auch wenn ich für meine Arbeit manchmal das Flugzeug besteige.“
Klimawandel: „Wie Priester im Puff“
Schellnhuber knüpfte das Verbot von Inlandsflügen an die Bedingung, dass mehr Geld in die Bahn investiert werden solle. Und so vor allem „zuverlässigere Hochgeschwindigkeitsverbindungen in Deutschland und Europa entstehen“. Die Lufthansa, an dessen Check-In-Schalter Schellnhuber gesichtet wurde, will jetzt noch mehr solcher Flüge anbieten. „Wenn die Bahn es nicht hinkriegt … aber klimapolitisch geht das in die falsche Richtung. Das ist traurig“, mahnt der Klimaforscher.
Dass Schellnhuber selbst diese Art von Flügen verbieten wolle, selbst aber eben genutzt habe, ist für „Welt“-Journalistin Franca Lehfeldt ein klarer Fall von „Doppelmoral“. Aber: „Doppelmoral ist besser, als gar keine Moral“, sagt Kolumnist Henryk M. Broder im Gespräch mit Lehfeldt.
Er kritisiert Schellnhuber aber auch massiv. „Die Leute halten sich nicht an das, was sie anderen predigen“, sagt Broder auch in Verweis auf Klima-Aktivistin Greta Thunberg. „Die planschen im Wein und sagen mir, dass ich kalt duschen soll – und irgendwann stellt sich die Lebenslüge heraus“. Schellnhuber dürfe fliegen, sei jetzt aber eben erwischt worden, so Broder und erklärt weiter: „Das ist ein bisschen so, wie wenn man einen Rabbi oder einen Priester abends im Puff erwischen würde“.
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„Der Mann ist von Beruf ein Heuchler, und das war er schon immer“, schlägt Broder Alarm. Er gehöre zu einer Priesterkaste, die das Thema Klima zu einer Religion gemacht habe. Mit in den Topf wirft der „Welt“-Kolumnist die Klima-Aktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer. „Diese Leute sind von Natur aus verlogen, und sie machen die Verlogenheit zum Geschäftsprinzip“.