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Frankreich-Wahl: Ergebnis ist „Riesen-Sensation“ ++ Alle Franzosen wurden völlig überrascht

Frankreich-Wahl: Große Überraschung für Macron und Le Pen. Der Präsident hatte gezockt und kommt mit einem blauen Auge davon.

Frankreich-Wahl: Die finale Entscheidung.
© IMAGO/MAXPPP, IMAGO/ABACA Prese, IMAGO/NurPhoto (Collage)

Macron warnt: "Europa ist sterblich"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat in einer Rede an der Pariser Sorbonne vor einem schwindendem Einfluss Europas gewarnt. "Es besteht ein immenses Risiko, geschwächt oder gar abgehängt zu werden", sagte Macron. "Unser Europa heute ist sterblich, es kann sterben, und das hängt allein von unseren Entscheidungen ab".

Große Überraschung bei der Frankreich-Wahl! In der finalen zweiten Runde der Wahl kam es ganz anders als zunächst angenommen. Die rechtsnationale Partei Rassemblement National von Marine Le Pen wurde nur dritte Kraft – weit entfernt von der angestrebten absoluten Mehrheit! Die politische Mitte und die Linke haben ihre Anhänger mobilisieren können. Präsident Emmanuel Macron hat es nun trotzdem mit schwierigen neuen Machtverhältnissen im Parlament zu tun.

+++ Mehr zum Thema: EM: Weltstar Mbappé mischt sich in Macron-Krise ein – „So wichtig wie noch nie“ +++

In diesem Newsblog findest du die wichtigsten Ereignisse, Reaktionen und das Ergebnis der Frankreich-Wahl.

Newsblog zur Frankreich-Wahl

Das Endergebnis der Frankreich-Wahl:

Sitze
Linksbündnis (Nouveau Front populaire)180
Macrons Mitte-Bündnis (Ensemble)156
Le Pens RN142
Konservative (Les Républicains)66
Sonstige33

22.55 Uhr: Wie es weitergeht in Frankreich, ist vorerst unklar. Ob die Linken alleine eine Minderheitsregierung (mit Duldung) auf die Beine stellen können, ist ungewiss. Die anderen Fraktionen könnten eine solche Regierung per Misstrauensvotum stürzen. Eine Art Große Koalition ist angesichts der gegensätzlichen politischen Ausrichtungen nicht abzusehen.

Aus dem Élysée-Palast von Emmanuel Macron hieß es, die Frage werde sein, ob eine Koalition mit Zusammenhalt gebildet werden kann, um die absolute Mehrheit zu erreichen.

Unklar ist, ob Staatschef Macron nun den Rücktritt des bisherigen Premierministers Attals annehmen und einen Linken zum Premier ernennen wird. In einer solchen Konstellation würde Macron an Macht einbüßen, der Premier, der die Regierungsgeschäfte leitet, würde wichtiger. 

Hochrechnungen am späten Abend: RN ist tatsächlich nur dritte Kraft

22.44 Uhr: Ein Blick auf die neuesten Hochrechnungen. Noch gibt es teilweise recht deutliche Unterschiede bei den Prognosen der Sitze zwischen den Sendern FR2 und TF1. Aber klar ist: Das Linksbündnis von Sozialisten, Kommunisten und Grünen ist Wahlgewinnerin. Eine Mehrheit in der Nationalversammlung gibt es ab 289 Sitzen. Davon sind alle Lager weit entfernt.

FR2TF1
Linksbündnis (Nouveau Front populaire)177-192187-198
Macrons Mitte-Bündnis (Ensemble)152-158161-169
Le Pens RN138-145135-143
Konservative (Les Républicains)63-6763

22.30 Uhr: Marine Le Pen gibt sich trotzig nach dem für sie enttäuschendem Wahlabend. Sie spricht im Fernsehsender TF1 von einem „aufgeschobenen Sieg“ ihrer Partei. „Die Flut steigt. Sie ist dieses Mal nicht hoch genug gestiegen, aber sie steigt weiter und deshalb ist unser Sieg nur aufgeschoben“, so die Politikerin. Prognosen vom Sonntagabend zufolge kam der RN auf 115 bis 155 Sitze. Bei der letzten Wahl im Jahr 2022 hatte die Partei 89 Sitze erreicht.  

22.20 Uhr: Im Netz verbreitet sich ein Video von der Wahlparty der Rechtsaußen-Partei Rassemblement National. Den Le-Pen-Anhängern ist das Entsetzen über das unerwartet schwache Abschneiden direkt nach Verkündung der ersten Hochrechnung um 20 Uhr ins Gesicht geschrieben. RN-Gegner verbreiten den Clip mit hämischen Kommentaren.

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Wird „Deutschland-Hasser“ nun der neue Premierminister?

22.10 Uhr:  Der französische Premierminister Gabriel Attal hat seinen Rücktritt angekündigt. Das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron verfüge über keine Mehrheit mehr, teilte er nach Bekanntwerden erster Hochrechnungen mit. 

Nun hat der Linksradikale Jean-Luc Mélenchon Chancen, neuer Premierminister zu werden. Der liberale Mitte-Mann Macron und der Populist Mélenchon – Zusammenarbeit und Konsens kaum denkbar, vor allem bei den umstrittenen Renten-Reformen des Präsidenten. Ist Macron nun aber dazu gezwungen, den Anführer des siegreichen Linksbündnisses „Nouveau Front Populaire“ zum neuen Regierungschef zu ernennen?

Die „Bild“-Zeitung nennt Mélenchon einen „Deutschland-Hasser“. Der 72-Jährige teilte in der Vergangenheit gerne Deutschland und vor allem gegen die damalige Kanzlerin Angela Merkel aus. So sang er auf einer Demo auf Französisch „Frau Merkel in den Müll!“. Die Wiedervereinigung bezeichnete er mehrfach als „illegale Annexion“ der DDR.

21.10 Uhr: Emmanuel Macron hat angesichts der ersten Prognosen zur Zurückhaltung bei deren Interpretation aufgerufen. „Die Frage ist, wer regieren und wer eine Mehrheit bilden kann“, so der Präsident. Gemäß der republikanischen Tradition werde Macron die Struktur der neuen Nationalversammlung abwarten, bevor er Entscheidungen treffe, hieß es weiter. 

Linksbündnis erhebt Regierungsanspruch – aber ohne Koalition mit Macrons Mitte-Lager

21.05 Uhr: Der Gründer der französischen Linkspartei sieht nach dem überraschenden Wahlerfolg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl einen klaren Regierungsauftrag. „Der Präsident hat die Pflicht, den Nouveau Front Populaire zum Regieren aufzufordern“, sagte Jean-Luc Mélenchon nach den ersten Hochrechnungen.

Der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, will kein Regierungsbündnis mit dem Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron. Es solle keine „Koalition der Gegensätze“ geben, die die Politik Macrons fortsetze, sagte Faure. Der führende Sozialdemokrat Raphaël Glucksmann, der bei der Europawahl Spitzenkandidat der französischen Sozialisten war, sagte, es könne künftig Mehrheiten für einzelne Vorhaben geben. 

Der rechtspopulistische Parteichef Jordan Bardella schimpft über ein „Bündnis der Schande“ gegen Rassemblement National (RN), das Macron mit „linksradikalen Gruppen“ eingegangen sei.  

Weitere Hochrechnung zur Frankreich-Wahl: Debakel für Le Pen

20.20 Uhr: Die Hochrechnung des Senders TF1 ist sogar noch katastrophaler für Le Pen. Demnach kommt „Rassemblement National“ nur auf 120 bis 150 Sitze. Die linke „Neue Volksfront“ dürfte laut dieser Hochrechnung sogar auf bis zu 215 Mandate hoffen und würde die RN damit klar abhängen. Macrons Mitte-Bündnis „Ensemble“ kommt auf 150 bis 180 Sitze laut dieser Hochrechnung.

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Le Pen ist die Wahlverliererin! „Franzosen wenden das Blatt“ – Macron gerettet

20 Uhr: Jetzt ist die Hochrechnung von FR2 der zweiten Runde der Parlamentswahl da! Es ist ein Paukenschlag! Le Pen ist die große Verliererin des Wahlabends.

Das linke Bündnis aus Sozialisten, Kommunisten und Linkspartei und Grünen („Nouveau Front populaire“) um Jean-Luc Mélenchon kommt auf 172-192 Sitze im Parlament. Mélenchon könnte nun der nächste Premierminister werden.

Die rechtsnationale „Rassemblement National“ („Nationale Sammlungsbewegung“, RN) von Le Pen erreicht nur 132 bis 152 Mandate. Damit könnte die extreme Rechte sogar hinter dem liberalen Mitte-Bündnis „Ensemble“ landen, das auf 150 bis 170 Sitz kommen dürfte. Es wäre also lediglich Platz 3 für Le Pen.

Frankreich-Korrespondentin Sabine Rau spricht in der ARD-Liveschalte von einer „Riesen-Sensation“. Die Franzosen hätten „das Blatt gewendet“. Die „Rassemblement National“ habe das Ziel einer absoluten Mehrheit in der Nationalversammlung klar verfehlt. Zwar würde die RN sich im Vergleich zur Wahl 2022 deutlich steigern können (damals 89 Mandate), aber letztlich wäre es eine Enttäuschung für Le Pen und ihre Getreuen.

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So ging die erste Runde aus – jetzt gleich kommt das finale Ergebnis

19.55 Uhr: Gleich kommt die Hochrechnung! Ein kurzer Blick zurück auf die erste Runde der französischen Parlamentswahl vor einer Woche. Am 30. Juni siegte Le Pens Rassemblement National (RN) mit Parteichef Jordan Bardella. Die Partei kam auf 33 Prozent. Die linke „neue Volksfront“ („Nouveau Front populaire“) erreichte 28 Prozent. Abgeschlagen auf den dritten Platz kam das liberale Mitte-Bündnis „Ensemble“, das eine parlamentarische Mehrheit für Emmanuel Macron sichern will.

18.20 Uhr: Die Spannung steigt: Um 20 Uhr schließen die Wahllokale in Frankreich, dann gibt es auch die erste Hochrechnung!

17.53 Uhr: Was will Marine Le Pen mit ihrer Partei Rassemblement National (RN) eigentlich durchsetzen und anders machen in Frankreich? Hier findest du die krassesten Forderungen und Programmpunkte ihrer bei im Überblick.

17.40 Uhr: Der Trend verfestigt sich: Bei der französischen Parlamentswahl zeichnet sich die höchste Wahlbeteiligung seit vier Jahrzehnten ab! Um 17 Uhr lag sie bereits bei 59,7 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit der Frankreich-Wahl 1981. Die Frage ist nun, welchem politischen Lager diese Mobilisierung mehr helfen wird. Gelingt es den Le-Pen-Gegnern viele Wählerinnen und Wähler im Sinne von Präsident Macron an die Urnen zu bewegen, die einen Machtgewinn der Rechtsaußen-Partei RN verhindern wollen? Oder sind es vor allem Anhänger von Le Pen, die ihre Chance gekommen sehen?

Le Pen ballert gegen Weltstar Mbappé: „Franzosen haben es satt“

15.05 Uhr: Nationalspieler Kylian Mbappé hatte während der laufenden EM wiederholt darum geworben, dass Marine Le Pen nicht die Parlamentswahl gewinnen dürfe. Ihre Partei, Rassemblement National (RN), die im ersten Wahlgang 32,4 Prozent holte, dürfe bei der finalen Entscheidung nicht triumphieren. Der Fußball-Weltstar sagte auf einer Pressekonferenz vor dem Viertelfinale: „Wir können das Land nicht in die Hände dieser Menschen legen, es ist wirklich dringend. Wir haben die Ergebnisse gesehen, es ist katastrophal.“ Nun reagierte Le Pen mit einem scharfen Konter.

Bei CNN France schoss die Galionsfigur der französischen Rechten zurück: „Die Franzosen haben es satt, belehrt und beraten zu werden, wie sie wählen sollen.“ Mbappé repräsentiere nicht die Franzosen mit Migrationshintergrund, „denn es gibt viel mehr von ihnen, die vom Mindestlohn leben, die sich keine Wohnung und keine Heizung leisten können, als Leute wie Herr Mbappé“. Dass Fußball-Millionäre Leuten, „die 1.300 oder 1.400 Euro im Monat verdienen“, vorschreiben wollen, wie sie wählen sollen, komme im Land nicht gut an, so Le Pen. Sie wünsche sich „mehr Zurückhaltung“ von Mbappé und anderen Stars.

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Enorm viel los in den französischen Wahllokalen

14.30 Uhr: Das Interesse an der zweiten Runde der Parlamentswahl ist groß. Bis zum Mittag (12 Uhr) lag die Wahlbeteiligung bereits bei 26,5 Prozent. In der ersten Runde war sie zeitgleich nur bei 25,9 Prozent. Bei der letzten Parlamentswahl 2022 lag die Wahlbeteiligung im zweiten Wahlgang am Mittag bei 18,9 Prozent, woraus man das für französische Verhältnisse starke Interesse für die Wahl ablesen kann. 

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Erreicht Le Pens RN die absolute Mehrheit im Parlament?

14.15 Uhr: In Frankreich wird ein starker Rechtsruck erwartet! Wird Präsident Emmanuel Macron mit der überraschend vorgezogenen Neuwahl der Partei von Marine Le Pen den Weg zur Macht ebnen? Dass Le Pens Partei Rassemblement National (RN) eine absolute Mehrheit im Parlament erreichen kann, gilt jedoch laut den letzten Umfragen als sehr unwahrscheinlich. Demnach kann der RN auf 205 bis 240 Sitze in der Nationalversammlung kommen. Das wäre zwar etwa eine Verdopplung der Mandate, aber für die absolute Mehrheit bräuchte der RN 289 Sitze. Die Rechtsaußen-Partei wird trotzdem voraussichtlich stärkste Kraft im Parlament.

Das Linksbündnis aus Sozialisten, Grünen, Kommunisten und Linkspartei dürfte den zweiten Platz bei der Frankreich-Wahl erkämpfen. Das Mitte-Lager von Macron nur auf den dritten Platz kommen.


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Hat sich Macron verzockt?

14.10 Uhr: Erwartet wird unabhängig vom Wahlausgang, dass die bestehende Regierung von Premierminister Gabriel Attal noch geschäftsführend im Amt ist, bis über die Bildung einer künftigen Regierung Klarheit herrscht. Wer jedoch die neue Regierung könnte, steht in den Sternen. Sollte der RN doch die absolute Mehrheit gewinnen, müsste Macron einen Politiker aus den Reihen von Le Pen zum Premierminister ernennen, beispielsweise den erst 28-jährigen Parteivorsitzenden Jordan Bardella.

Damit hätte Frankreich erstmals seit 1997 wieder eine sogenannte Kohabitation: Präsident und Premierminister würden zu unterschiedlichen politischen Lagern gehören und sich somit gegenseitig behindern. Macron hätte sich dann gehörig verzockt, als er nach seiner Europawahl-Pleite plötzlich auch nationale Neuwahlen ausrief. Frankreich droht ein politischer Stillstand.

Wann schließen die Wahllokale bei der Frankreich-Wahl?

14 Uhr: Die letzten Wahllokale in Frankreich schließen am Abend um 20 Uhr. Dann wird auch mit Hochrechnungen zum Wahlausgang gerechnet.