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Diese Fünf fanden trotz Doppel-Abijahrgang zu ihrem Glück

Diese Fünf fanden trotz Doppel-Abijahrgang zu ihrem Glück

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Schüler der Oberstufe berichten über Schule und Zukunft in Essen Foto: Thomas Nitsche
Was wird aus uns? Die WAZ hatte nach dem Abitur fünf junge Menschen befragt – und ihre Unsicherheit über die Zukunft war damals groß. Doch als sie nun erneut die Redaktion besuchten, hatten alle einen Platz in ihrem Wunsch-Studienfach bekommen – und eine reiste um die halbe Welt.

Essen. 

Was wird aus uns? Geht alles gut im Abi? Werden wir studieren können? Das fragten die Abiturienten Svenja, Leonie, Jannis, Julian und Philipp im März 2013 in der WAZ. „Generation Fragezeichen“ titelten wir damals. Denn eines war spürbar im Gespräch mit ihnen: große Verunsicherung in der Zeit des doppelten Abi-Jahrgangs. Jetzt, ein halbes Jahr später, haben wir die Fünf erneut gefragt. Und siehe da: Aus den Frage- sind Ausrufezeichen geworden. Vier studieren an ihrer Wunsch-Uni in NRW ihr Wunsch-Fach. Und eine hat den Abflug gewagt: nach Neuseeland.

Sprung an die TU Dortmund

Der Ansturm des Doppeljahrgangs auf die Unis gehört zu den großen Themen in diesem Jahr, und „Chaos“ ist dabei ein viel bemühtes Wort. Nun, zum Start ins Wintersemester, stellen Politiker, Studenten, Professoren und wir Journalisten etwas überrascht fest: So rabenschwarz wie befürchtet scheint es gar nicht zu laufen. Die Geschichten „unserer“ fünf Abiturienten aus dem Ruhrgebiet passen in dieses Bild.

„Ich glaube nicht, dass es genügend Studienplätze für uns gibt“, sagte im März Philipp Rentsch (19) aus Wattenscheid. Ab sofort studiert Philipp wirtschaftspolitischen Journalismus an der TU Dortmund. „Mein großer Wunsch hat sich erfüllt“, sagt er. Mit einer 2,3 im Abi hatte sich Philipp an mehreren Revier-Hochschulen beworben, zum Beispiel an der Uni Duisburg-Essen und an den Fachhochschulen Bochum und Gelsenkirchen. Im Nachrück-Verfahren gelang ihm der Sprung an die Dortmunder TU, in einen kleinen, feinen und ganz neuen Studiengang.

„Das war gar nicht so schwer“

Julian Meischein (19), ebenfalls aus Wattenscheid, peilte damals eine kaufmännische Lehre oder ein Studium, „eventuell Jura“, an. Gelandet ist er (Abi-Schnitt 2,3) in Bochum, an der Ruhr-Uni, im Studium „Management and Economics“. „Das war gar nicht so schwer, ich bin im regulären Verfahren dort rein“, erzählt Julian. Zusagen von Revier-Unis hatte er reichlich: für VWL oder Politik.

„Ich möchte BWL oder Jura studieren. Aber dafür ist wohl ein Einser-Abi nötig.“ – Leonie Herzog (20) aus Heiligenhaus war sich im März nicht sicher, ob sie diesen Noten-Schnitt schafft. Hat sie aber, am Ende war es eine 1,5 – und damit standen für die Juristerei alle Türen offen. Leonie ist für Jura in Düsseldorf eingeschrieben („War ganz oben auf meiner Wunschliste“), hatte aber auch Zusagen aus Köln, Münster und Bochum. „Mitte Juli hatte ich die ersten Bewerbungen abgeschickt, Ende Juli gab’s schon die erste Zusage.“

Viele Zusagen

Überall Zusagen. Diese Erfahrung machte auch Jannis Voll (20) aus Dortmund. Im Frühjahr war er noch ratlos: „Mich interessiert irgendwie alles und nichts.“ Über Architektur hatte er damals nachgedacht. Und das könnte seine Zukunft sein. Jannis studiert Architektur an der Uni Aachen. „Hat einen guten Ruf, diese Uni“, freut er sich.

Ein Jahr Pause in Neuseeland

„Nach der Schule gehe ich wohl für sechs Monate nach Australien“, erzählte uns im März Svenja Hohendahl aus Essen. Daraus wurde nichts, aber Svenja ist gerade tatsächlich am anderen Ende der Welt: in Neuseeland. Von dort schickt sie schöne Grüße ins Ruhrgebiet: „Nach dem Abi habe ich mir vorgenommen, ein Jahr Pause vom Lernstress zu nehmen und ins Ausland zu gehen. Gerade durch den Doppeljahrgang ist dies der perfekte Zeitpunkt, um neue Erfahrungen zu sammeln, mein Englisch aufzubessern und mich selbst zu finden. Wenn ich nächstes Jahr wieder komme, möchte ich anfangen zu studieren, die Frage ist leider immer noch, was genau. Sieben Monate Au Pair in Neuseeland und ein Monat zur Erholung, das ist jetzt mein Leben nach dem Abi, und ich bin froh, dass ich mich dafür entschieden habe anstatt irgendwas anzufangen zu studieren, was mir dann später doch nicht gefällt“, schreibt sie.

Und weiter: „Ich hab mich bewusst für das Land entschieden, das am weitesten von Deutschland entfernt ist, um keinen Rückzieher machen zu können.“