Die Bundeswehr zieht sich aus der Stadt Talokan in Afghanistan zurück. Grund sind die Proteste gegen die Koran-Verbrennungen von US-amerikanischen Soldaten. In Talokan hatten 300 Menschen direkt vor dem Bundeswehrstützpunkt demonstriert.
Talokan.
Angesichts der Proteste gegen die Koran-Verbrennungen in Afghanistan hat die Bundeswehr ihren Stützpunkt in der Stadt Talokan vorzeitig geräumt. Die rund 50 Bundeswehrsoldaten verließen bereits am Donnerstag das Lager und nahmen dabei alle Fahrzeuge, Waffen und Munition mit, wie ein Bundeswehrsprecher am Freitag sagte. Die Soldaten wurden in das rund 70 Kilometer westlich liegende Bundeswehrfeldlager in Kundus verlegt. Das kleine Lager in Talokan, der Hauptstadt der Provinz Tachar, hätte ohnehin bis Mitte oder Ende März vollständig geräumt werden sollen.
Unklar sei, ob die Bundeswehr in das Lager zurückkehren werde, etwa, um dort verbliebenes Material abzuholen, sagte der Bundeswehrsprecher. Das werde „lageabhängig“ entschieden. Das Lager in der 200.000-Einwohner-Stadt wird einstweilen von afghanischen Wachen gesichert.
Proteste gegen Verbrennung von Koran-Ausgaben
Am Donnerstag hatte es auch in der bislang eher ruhigen Nordregion Afghanistans Proteste gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben auf dem US-Stützpunkt Bagram gegeben. In Talokan hatten 300 Menschen direkt vor dem Bundeswehrstützpunkt demonstriert, nach Angaben des Bundeswehrsprechers gewaltfrei.
Mitte Mai 2011 hatten sich Proteste wütender Demonstranten, die der ISAF den Tod mehrerer Zivilisten vorwarfen, gegen das Bundeswehrcamp in Talokan gerichtet. Beim Vorgehen der afghanischen Sicherheitskräfte wurden mindestens zehn Menschen getötet, dutzende weitere wurden verletzt. Auch Bundeswehrsoldaten gaben Schüsse ab.
Am Freitagvormittag sei die Lage im Norden Afghanistans, wo die Bundeswehr das Kommando über die NATO-geführten ISAF-Truppen führt, zunächst ruhig gewesen, sagte der Bundeswehrsprecher. Dies könne sich aber „minütlich“ ändern. Mit besonderer Sorge blickte die Bundeswehr auf den Ausgang der Freitagsgebete. Befürchtet wurden neue gewalttätige Proteste.