Nach dem Tod einer Zehnjährigen in einer oberfränkischen Kinderhilfe-Einrichtung in Wunsiedel in Oberfranken (Bayern) geht die Polizei nach Spurenfunden davon aus, dass ein elfjähriger Junge an der Tat beteiligt war.
Dies teilte die Polizei am Karfreitag in Wunsiedel mit. Da der Junge nicht strafmündig sei, sei er präventiv in einer gesicherten Einrichtung untergebracht worden. Eine Anhörung des Elfjährigen stand nach Polizeiangaben vom Freitag noch aus. Die weiteren Maßnahmen würden in enger Abstimmung mit den Jugendbehörden erfolgen.
Wunsiedel: Mädchen (10) getötet
Das war geschehen: Am Dienstagmorgen (4. April) fanden Angestellte des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Wunsiedel ein Mädchen leblos in ihrem Zimmer liegen. Notärzte konnten nur noch den Tod der Zehnjährigen feststellen. Die Polizei geht von einer Tötung aus.
Eine angeordnete Obduktion des Leichnams des Mädchens ist nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft mittlerweile abgeschlossen. Das Ergebnis liege aber noch nicht vollständig vor. Erste Erkenntnisse deuten demnach auf ein Fremdverschulden hin. Ob es sich um ein Sexualdelikt handeln könnte, konnte die Polizei Oberfranken auf Nachfrage dieser Redaktion am Mittwochabend nicht bestätigen.
Besonders erschreckend: Als Tatverdächtige wurden zwischenzeitlich drei Minderjährige genannt. Im Fokus der Ermittler standen zunächst drei Jungen im Alter von 11 und ein 16-Jähriger. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch (5. April) aus Sicherheitskreisen. Diese sollen trotz des schweren Verdachts zunächst nicht in Polizeigewahrsam gekommen sein.
Zwar gehe die Staatsanwaltschaft Hof von einem Tötungsdelikt aus, wie Pressesprecher Matthias Goers am Donnerstag (6. April) mitteilte. Aber er betonte auch, dass es derzeit weder Beschuldigte noch Tatverdächtige in dem Fall gebe. Mutmaßungen bezüglich eines möglichen Sexualdeliktes ließen sich nicht bestätigen: „Wir gehen von keinem Sexualdelikt aus.“
Erinnerungen an Fall Luise aus Freudenberg
Falls es sich hier wirklich um ein Tötungsdelikt von Kindern an Kindern handelt, werden sofort böse Erinnerungen wach – an den Fall Luise aus Freudenberg (NRW). Die Zwölfjährige wurde von zwei gleichaltrigen Mädchen mit zahlreichen Messerstichen getötet.
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Wie viele Kinder und Jugendliche derzeit in der Einrichtung in Wunsiedel untergebracht sind, konnte der Sprecher nicht sagen. Nach Informationen der „Frankenpost“ aus dem nahe gelegenen Hof handelt es sich bei der Einrichtung um ein katholisches Heim, in dem Erzieherinnen und Erzieher etwa 90 Kinder und Jugendliche voll- und teilstationär betreuen. Die meisten stammen demnach aus schwierigen Familienverhältnissen aus ganz Deutschland. Die Wohnquartiere seien über ein weitläufiges Gelände verteilt.
Aufgrund der Ferienzeit – derzeit sind Osterferien in Bayern – sei die Einrichtung nicht voll belegt. Die Kinder und Jugendlichen würden derzeit von entsprechend ausgebildeten Kräften betreut. Die Behörden hätten den Fall erst am Mittwoch bekannt gemacht, um am Dienstag zunächst umfangreich Spuren sichern und Zeugen befragen zu können, sagte der Sprecher.
Krisenteam kümmert sich um erschütterte Kinder
Innerhalb der Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg (KJF) seien die Menschen nach dem Fund der toten Zehnjährigen schwer erschüttert, berichtet der kirchliche Träger. Ein Krisenteam kümmere sich jetzt um die Kinder und Jugendlichen der Einrichtung. „Sie müssen in der akuten Krisensituation und in den folgenden Wochen und Monaten behutsam und individuell begleitet werden, damit sie das traumatisierende Ereignis verarbeiten können.“ In den Krisenstab seien auch Experten aus anderen Einrichtungen der Umgebung einbezogen worden. (mit dpa)