Der Vorwurf lautet auf Greenwashing. Für einen Lidl-Werbespot, in dem Günther Jauch mitspielt, ernten der Moderator und der Discounter ordentlich Kritik. Hier würde schlichtweg die Unwahrheit erzählt, beschwert sich die Deutsche Umwelthilfe.
Und auch Greenpeace kann nicht verstehen, wieso sich der Moderator hier auf die Seite von Lidl stellt. Nun versucht Günther Jauch zu schlichten, doch mit seinem Statement kann er niemanden beruhigen.
Lidl und Günther Jauch – Greenpeace-Vorwurf: „Mehrweg boykottiert“
Lidl und die Kreislaufflasche – der Discounter ist mehr als überzeugt von der Umweltfreundlichkeit der Einwegflasche. Mit der Kampagne „Aus Liebe zur Natur“ wirbt der Discounter dafür, dass die zu 100 Prozent recycelte Einwegflasche sogar noch besser für die Umwelt wäre als herkömmliche Mehrwegflaschen. Das sei durch eine wissenschaftliche Studie belegt.
Die Deutsche Umwelthilfe sieht das aber ganz anders. Sie wirft dem Discounter und damit auch Günther Jauch falsche Werbung vor. So umweltfreundlich, wie diese behaupten würden, sei das Einwegsystem gar nicht. Die der Aktion zugrundeliegende ifeu-Studie sei nicht fehlerfrei. „Es ist erschreckend, dass Günther Jauch sich vor den Karren einer Einwegfirma spannen lässt, die den Wandel zum Mehrweg boykottiert“, so die Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
Günther Jauch bezieht Stellung
Ebenfalls gegenüber der „NOZ“ äußerte sich nun Günther Jauch zu den Vorwürfen. Er persönlich sehe es wie Lidl, dass die Kreislaufflasche eine sinnvolle und umweltfreundliche Lösung für die Tonnen an Plastikmüll sei, die alleine jährlich anfallen. Allerdings räumt auch er Erklärungsbedarf bezüglich der Discounter-Kampagne ein.
„Über den ‚Einsatz von Parametern‘ sollen sich die Fachleute austauschen“, äußert er sich gegenüber der Zeitung. Mit diesem Satz bezieht er allerdings keine klare Stellung – ganz im Gegensatz zu der Deutschen Umwelthilfe.
Deutsche Umwelthilfe lässt kein gutes Haar an Lidl
Die hat gleich mehrere Punkte auf der Agenda, die ihr spanisch vorkommen. Zunächst vergleiche Lidl sein eigenes spezielles Recyclingsystem mit Durschnittswerten von Mehrwegsystemen, die zudem veraltet seien. Der Vergleich hinkt, meint die Verbraucherorganisation. „Lidl vergleicht Äpfel mit Birnen und verschweigt in ihren Werbespots für sie unangenehme Ergebnisse“, so die Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Trotzdem sei die Ökobilanz der 0,5-Liter-Einwegflasche zum Beispiel schlechter als die der Mehrwegflasche.
Zudem könne die Kreislaufflasche gar nicht aus 100 Prozent Recyclat bestehen. Denn es gäbe bei der Rückgewinnung immer einen niedrigprozentigen Verlust. Hier müsste der Discounter auf andere Akteure zurückgreifen, die wiederum mit Neuplastik ihre Lücken stopfen würden. „Der angebliche 100-Prozent-Recyclingkreislauf von Lidl wird so zur Farce“, schlussfolgert der Leiter für Kreislaufwirtschaft, Thomas Fischer.
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„Wir warnen Verbraucherinnen und Verbraucher davor, auf die Werbekampagne von Lidl hereinzufallen“, wendet sich die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe an die Bevölkerung. Zudem richtet sie das Wort an den Moderator. „Wir fordern Günther Jauch auf, sich von dieser Einwegplastik-Kampagne zu distanzieren.“ Von der Regierung wünsche sie sich die sofortige Förderung von Mehrweg. „Der geeignete Weg ist die Einführung einer Abgabe von 20 Cent auf Einweg-Plastikflaschen zusätzlich zum Pfand.“ (mit ots)