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Nach Tiger-Attacke warnen Zoos ihre Mitarbeiter vor Gefahren

Nach Tiger-Attacke warnen Zoos ihre Mitarbeiter vor Gefahren

Foto: Foto: StepMap
Kölns Zoodirektor Theo Pagel bekommt nach dem tödlichen Tiger-Drama in seinem Zoo Unterstützung von Verantwortlichen anderer Zoos. Sie verteidigen die Tötung des Tigers. Einen Grund, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen, sehen die meisten zwar nicht, doch sie wollen ihre Mitarbeiter warnen.

Bochum/Gelsenkirchen/Krefeld. 

„Warum sollten wir unsere Regeln für Sicherheit ändern?“, fragt Petra Schwinn. Sie ist Biologin und Sprecherin des Krefelder Zoos. Das Tiger-Drama im Kölner Zoo bleibt aus ihrer Sicht ein tragischer Arbeitsunfall.

Der sibirische Tiger „Altai“ hatte am Samstag seine Pflegerin angegriffen und tödlich verletzt. „So etwas kann immer passieren“, räumt Schwinn ein. „Aber alle Tierpfleger und Mitarbeiter kennen die Regeln. Außerdem überprüfen externe Arbeitsschutzbeauftrage regelmäßig, ob wir die Bestimmungen einhalten.“

Für Tiger gilt die höchste Sicherheitsstufe

Das gelte nicht nur für Krefeld, sondern für alle deutschen Zoos. „Wir dürfen nicht einfach bauen, wie wir wollen“, bestätigt Dr. Pia Krawinkel, Zoo-Tierärztin in der Zoom-Erlebniswelt Gelsenkirchen.

Ebenso werden in allen Zoos Tiere nach Gefährlichkeit eingestuft. Je höher die Gefahrenstufe, desto aufwendiger die Sicherheitsvorkehrungen. Großkatzen wie Tiger, Löwen oder auch Leoparden fallen unter die Kategorie „sehr gefährliche Wildtiere“ – die höchste Stufe. Bei ihnen gibt es standardmäßig mehrere Verschlusssysteme und doppelte Schieber für die Gehege.

„Zoodirektor hatte keine Wahl“

In ihren Gehegen befinden sich zudem Sicherheitsschleusen, in die Pfleger sich in Notfällen zurückziehen können. Der Tiger in Köln war nicht, wie zunächst von vielen Medien berichtet, ausgebrochen, sondern hatte die Pflegerin im Innengehege angegriffen. Ob der Zoo eine Mitschuld am Tod der 43-jährigen Mitarbeiterin trägt, prüft derzeit die Polizei.

Den harsch kritisierten Kölner Zoodirektor Theo Pagel nimmt Petra Schwinn indes in Schutz. Er hatte den vier Jahre alten Tiger nach dem Angriff auf die Pflegerin erschossen. „Das ist ein schwarzer Tag für jeden Zoologen“, betont die Krefelder Biologin. „Theo Pagel wird daran zu knabbern haben, hatte aber kaum eine andere Wahl.“

Wäre die angefallene Tierpflegerin noch am Leben gewesen, hätte ein Betäubungsschuss auf den Tiger laut Schwinn womöglich nicht gereicht, um ihr zu helfen. Der Kölner Zoo gab in einer Stellungnahme bekannt, dass eine Betäubung aufgrund der örtlichen Situation nicht möglich gewesen sei. „Zudem kam es auf jede Sekunde an und auch anderenfalls hätten wir nicht warten können und dürfen, bis ein Narkotikum Wirkung zeigt“, schreibt der Zoo auf seiner Facebook-Seite weiter.

Zooleiter: „Menschenleben vor Tierleben“ 

So sieht es auch Ralf Slabik, Direktor des Tierparks Bochum. „Offenbar musste man ja in der Situation davon ausgehen, dass notärztliche Versorgung der Pflegerin noch geholfen hätte. In so einem Fall gilt leider, Menschenleben vor Tierleben“, sagt er.

Es sei noch zu früh, um konkrete Änderungen in die Wege zu leiten. „Es ist auch nicht davon auszugehen, dass es bei uns Sicherheitsmängel gibt. Grundsätzlich ist das Sicherheitsniveau in allen deutschen Zoos sehr hoch“, erläutert Slabik.

Tierpfleger müssen gründlich und aufmerksam arbeiten

Dennoch sei der Tiger-Angriff in Köln ein Anlass, die eigenen Mitarbeiter an geltende Richtlinien zu erinnern. „Und sollte sich bei den weiteren Ermittlungen in Köln herausstellen, dass es doch Lücken gibt, die den Unfall verursacht haben, dann werden auch wir unsere Vorkehrungen überprüfen“, sagt Slabik.

Den Tierpflegern noch einmal ins Gewissen reden – das plant auch Pia Krawinkel. Die Tierärztin in der Zoom-Erlebniswelt appelliert an ihre Mitarbeiter: „Bitte passt auf, es geht um euer Leben.“ Menschliches Versagen könnten aber auch die besten Sicherheitsbestimmungen nicht verhindern. Der Gelsenkirchener Erlebnis-Zoo plant zum kommenden Frühjahr ein Tiger-Gehege.

Viele Zoos wollen sich zur aktuellen Situation nicht äußern. Beispielsweise gibt im Wuppertaler Zoo derzeit grundsätzlich niemand Interviews. Auch in Duisburg will der Zoo keine Journalisten empfangen.