Eine Stunde nach dem Todesdrama im Kölner Zoo stehen wieder Besucher mit ihren Kindern vor dem Tiger-Gehege. Hier hat der Sibirische Tiger Altai seine Tierpflegerin totgebissen. Susanne Middendorf (43) ist mit ihrem dreijährigen Sohn gerade am Zoo angekommen, als der Großeinsatz der Polizei und der Feuerwehr anläuft.
Köln (dapd-nrw). Eine Stunde nach dem Todesdrama im Kölner Zoo stehen wieder Besucher mit ihren Kindern vor dem Tiger-Gehege. Hier hat der Sibirische Tiger Altai seine Tierpflegerin totgebissen. Susanne Middendorf (43) ist mit ihrem dreijährigen Sohn gerade am Zoo angekommen, als der Großeinsatz der Polizei und der Feuerwehr anläuft. „Wir wussten nicht, was los war, und die Zoomitarbeiter durften nichts sagen“, sagt die Kölnerin. Erst durch andere Gäste habe sie von dem Unglück gehört.
Gegen 12.00 Uhr spielen sich in dem Tierpark dramatische Szenen ab. Der vier Jahre alte Sibirische Tiger fällt seine 43-jährige Pflegerin von hinten an und verletzt sie tödlich, nachdem diese wohl ein Sicherheitstor nicht geschlossen hatte. Gegen das kräftige Tier hatte die Pflegerin keine Chance. „Wir können uns derzeit nicht erklären, warum der erfahrenen Pflegerin ein derart verhängnisvolles Versehen unterlaufen konnte“, sagt Zoodirektor Theo Pagel.
Die Lage ist zunächst unübersichtlich. Zoomitarbeiter und Polizei fangen Besucher ab und räumen den beliebten Tierpark, der zu den ältesten in Deutschland zählt. Die Evakuierung ist noch nicht abgeschlossen, als Zoodirektor Pagel von einem Dach aus sein großkalibriges Gewehr ansetzt und das kräftige Raubtier erlegt.
„Der schwärzeste Tag meines Lebens“
„Der Tiger war sofort tot“, sagt Pagel vor Journalisten. Der Schock steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Das ist der schwärzeste Tag in meinem Leben.“ Erst als der Tiger tot ist, kann Pflegerin Ruth K. geborgen werden. Trotz des tödlichen Zwischenfalls öffnet der Zoo wenig später wieder seine Pforten. Nur eine Abendveranstaltung wird abgesagt.
Im Tiger-Gehege streifen nun vier verbliebene Sibirische Tiger umher, spielen mit großen, gelben Bällen oder dösen. Das Sicherheitspersonal des Zoos achtet darauf, dass keine Gäste interviewt oder gefilmt werden. Es soll Normalität einkehren. Keine Spur mehr von Polizei und Krankenwagen, auch Blut und Absperrband sind nicht zu sehen.
Für Oscar Kliewe und seinen zweijährigen Sohn sollte es ein schöner Tag im Zoo werden. Seine Gedanken sind aber bei der toten Tierpflegerin und ihren Kollegen: „Das muss sehr belastend sein für die Mitarbeiter der Toten, die müssen jetzt hier weiter arbeiten und gute Miene zum bösen Spiel machen.“ Er selber sei mit seiner Familie vom Tiger-Gehege fern geblieben, „da muss ich nicht noch hinrennen, um zu irgendwas zu sehen“, sagt der gebürtige Kölner.
Eva Wasag (43) und ihre Tochter Jasmin (17) waren ganze drei Stunden im Zoo, ohne zu wissen, was passiert ist. „Wir sind geschockt, wir hatten unseren Spaß, und dabei ist gerade jemand gestorben“, sagt Eva Wasag, als sie von dem Vorfall hört.
dapd