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FC Schalke 04: Ex-Talent Timo Becker packt über bitteren S04-Abgang aus – „Es war schmerzhaft“

Im vergangenen Sommer musste Timo Becker den FC Schalke 04 verlassen. Das Ex-Talent blickt im Interview auf den schmerzhaften Abgang zurück.

© IMAGO / Revierfoto

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Er war in der Knappenschmiede, feierte sein Profidebüt im S04-Trikot und ist glühender Fan des Traditionsvereins. Die Rede ist von Timo Becker, der den FC Schalke 04 im vergangenen Sommer endgültig verließ und mittlerweile bei Holstein Kiel unter Vertrag steht.

Der Abgang von seinem Herzensklub schmerzte Becker sehr, wie er im Interview mit DER WESTEN verrät. Zudem spricht er über die aktuelle Situation bei Holstein Kiel, seinem Traum von der Bundesliga und von einer Rückkehr zum FC Schalke 04.

FC Schalke 04: Ex-Talent Becker packt über bitteren Abgang aus

Als der endgültige Wechsel von Timo Becker zu Holstein Kiel feststand, waren die Fans des FC Schalke 04 tieftraurig. Schließlich war das einstige Talent der Königsblauen ein Publikumsliebling und machte sich durch häufige Besuche in der Nordkurve immer beliebter.

Im Gespräch mit DER WESTEN erzählt der heutige Profi von Holstein Kiel unter anderem, wie sehr ihn der Abschied aus Gelsenkirchen mitnahm.

Hallo Timo, blicken wir mal kurz auf das vergangene Wochenende zurück. Für dich gab es nämlich gleich doppelten Grund zur Freude. Beim 3:2-Sieg gegen Eintracht Braunschweig konntest du deinen zweiten Saisontreffer erzielen. Wie wichtig waren die drei Punkte nach zwei bitteren Niederlagen zuletzt?

Timo Becker: „Natürlich waren die sehr wichtig für uns. Wir wussten alle, was auf dem Spiel steht. Wir befinden uns gerade im Mittelfeld der Tabelle und können sowohl nach oben als auch nach unten abrutschen. Da ist natürlich jeder Punkt wichtig. Deshalb war es echt gut, dass wir auswärts in Braunschweig gewonnen haben.“

Nun gastiert am Samstag der SC Paderborn bei euch – aktuell Tabellenvierter und einer der Favoriten auf den Aufstieg. Im Hinspiel gab es eine schmerzhafte 2:7-Niederlage. Da hat man als Spieler sicherlich große Revanchegedanken, oder?

„Wer das Hinspiel gesehen hat, der erinnert sich vielleicht auch, dass das Spiel trotz des am Ende sehr deutlichen Ergebnisses auch hätte anders ausgehen können. Wir hatten unsere Chancen. Hätten wir die reingemacht, wäre das vielleicht ein bisschen anders abgelaufen. Und gerade deswegen wollen wir uns natürlich revanchieren und haben auch unseren Fans gegenüber noch einiges gut zu machen.“

Bei noch 13 verbleibenden Spielen und mit 31 Punkten befindet sich Holstein Kiel in der oberen Tabellenhälfte. Was könnte für euch in dieser Saison noch rausspringen? Glaubst du, dass ihr mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben werdet?

„Ich glaube, in der Liga kann man das nie so sagen. Natürlich reden wir hier nicht von Aufstieg oder Abstieg. Wir schauen auch, dass wir unsere Punkte zusammenkriegen. In dieser Liga kann man sich nie sicher sein. Hier kann jeder gegen jeden gewinnen. Dafür ist die Liga viel zu stark. Deswegen muss man jedes Spiel sehr konzentriert und fokussiert angehen. Wir versuchen einfach, noch so viele Punkte wie möglich zu holen. Dann werden wir sehen. Vielleicht hat uns keiner auf dem Schirm und wir können am Ende noch ein paar Plätze klettern.“

In eurem Kader sind mit dir gleich vier ehemalige Schalker dabei. Mit Steven Skrzybski und Fabian Reese hast du beim S04 sogar zusammengespielt. Wie einfach ist dir dadurch der Wechsel zu Holstein Kiel gefallen?

„Sehr leicht, weil die beiden auch hauptsächlich dafür verantwortlich waren, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe, als ich bei Schalke hochgezogen wurde. Die haben einen großen Teil dazu beigetragen und hier in Kiel war das natürlich genauso. Beide haben mir immens geholfen. Fabi hat damals eigentlich alles eingeleitet, weil er mich angerufen hat und gefragt hat, wie es denn aussieht. Dadurch haben wir die Gespräche mit dem Trainer intensiviert. Die anderen Jungs haben es mir zum Start hier in Kiel aber auch sehr leicht gemacht. Wir haben einen super Charakter in der Mannschaft.“

Becker über S04-Abgang: „Es tut immer weh“

Wo wir grad auch beim FC Schalke 04 sind: Ich erinnere mich dabei vor allem an die Aufstiegsfeier am 16. Mai 2022 vor der Veltins-Arena. 24 Stunden nach deinem letzten Spiel für Hansa Rostock (Leihe im Winter bis Saisonende 2021/22, Anm. d. Red.) standest du schon wieder auf dem Truck und wurdest von den Fans gefeiert. Ein Monat später wurde dann dein Wechsel verkündet. War der Abgang schmerzhaft für dich?

„Ja, auf jeden Fall. Ich habe damals die Leihe bei Hansa Rostock aus dem Grund angetreten, mehr Spielpraxis zu bekommen. Und habe mir bei meiner Rückkehr im Sommer nach Schalke natürlich wieder eine Chance erhofft. Mir wurde dann aber mitgeteilt, dass man nicht mehr mit mir plane. Das war sehr schmerzhaft. Es tut immer weh, von dem Verein, für den man alles geben würde, eine Absage zu bekommen. Aber das ist das Geschäft. Du musst halt auch zusehen, dass du deine Karriere voranbringst. Dann habe ich auch schnell den Schalter umgelegt und mich umgeschaut, wo ich mich sportlich am besten entwickeln kann und am meisten Erfolg haben werde. Ja, und dann ging es nach Kiel.“

Ex-Schalker Timo Becker läuft jetzt für Holstein Kiel auf. Foto: IMAGO / Claus Bergmann

2020/21 warst du Teil der Abstiegsmannschaft. Jeder Schalker hat noch die Bilder von der Bielefeld-Partie im Kopf, als du weinend auf der Bank getröstet werden musstest. Denkst du heute noch an diese Horrorsaison zurück?

„Natürlich denkt man da ab und zu zurück. Man kommt auch immer mal wieder ins Gespräch, wenn man über Schalke redet und die letzten Jahre sieht, in denen nicht alles so lief, wie man es sich als Fan vorstellt. Wenn man dann in dem Moment noch Spieler war, dann ist es noch schlimmer. Aktuell denke ich weniger dran, aber zum Beispiel als wir mit Kiel in Bielefeld gespielt haben, saß ich genau wieder da und dann kamen wieder die ganzen Erinnerungen hoch. Aber so habe ich das soweit es geht, verdrängt.“

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Aktuell sieht es für Königsblau auch nicht gerade berauschend aus. Wie zuversichtlich bist du, dass S04 den Klassenerhalt in der Bundesliga noch schafft?

„Ich glaube, von Anfang der Saison an wusste jeder, dass Schalke nur gegen den Abstieg spielt und alles versuchen muss, um drinzubleiben. Das sieht man auch am Kader. Man hat jetzt nicht die Qualitäten wie die anderen Mannschaften da unten. Aber nach den letzten vier Spielen habe ich wieder mehr Hoffnung bekommen. Irgendwann muss ja der Knoten platzen und dann sieht alles schon wieder anders aus. Da ist auf jeden Fall noch alles drin.“

Hast du aus der Mannschaft oder aus dem Trainerstab noch Kontakt zu jemanden?

„Kontakt habe ich noch mit Thomas Ouwejan, mit dem ich sehr eng befreundet bin. Er verfolgt auch, was ich hier in Kiel mache. Ansonsten sind viele Spieler gewechselt, mit denen ich letztes Jahr bei Schalke noch in einem Team war. Man hat schon ein bisschen Kontakt mit den Jüngeren, wie mit Malick Thiaw. Aber das ist alles jetzt auch etwas verflacht. Von den Trainern ist kaum noch einer da. In meiner Zeit hatte ich ja gefühlt sieben Trainer. Außerdem habe ich noch mit einigen Mitarbeitern Kontakt. Wenn ich da bin, gehe ich sie auch besuchen.“


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Dein Vertrag in Kiel läuft noch bis Sommer 2025. Dann wärst du 27 Jahre alt. Träumst du von einer Rückkehr zum FC Schalke 04?

„Erstmal ist mein Ziel und mein Traum, in die Bundesliga zurückzukommen. Für welchen Verein wird man dann sehen, wenn es klappen sollte. Aber natürlich wäre es eine große Ehre für mich, irgendwann nochmal für Schalke aufzulaufen.“