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Bochum: Ungewöhnliches „Fight Club“-Event mitten im Ruhrgebiet – „Das ist schon krass“

In Bochum findet am Samstag (19. November) eine außergewöhnliche Veranstaltung statt. So einen „Fight-Club“ hast du sicher noch nicht gesehen.

Bochum
© Cornelius Heuten

Das ist das Bermudadreieck

Es ist die meistbesuchte Partymeile im Ruhrgebiet: Das Bermudadreieck. Doch wie kam es dazu?

Es wird intensiv, außergewöhnlich und mit Sicherheit nicht alltäglich. Was am Samstag (19. November) in Bochum stattfindet, weckt Erinnerungen an den Film-Klassiker „Fight-Club“. Denn es wird gerangelt, was das Zeug hält. Ein Künstler-Kollektiv mit Wurzeln in der Ruhr-Universität Bochum lädt dazu in die Quartiershalle in der Kofabrik Bochum ein.

Einst kämpften sie Möbeln (mehr hier) – jetzt geht das „Kollektiv ZOO“ neue Wege. Mit „ZOO-Jutsu“ setzen sich die Künstler mit der sogenannten Playfight-Szene auseinander. Kollektiv-Mitglied Jens Eike Krüger verspricht: „Das sieht man selten“.

„Fight Club“ in Bochum: „Das ist schon krass“

Sie kommen zusammen, um sich zu raufen und zu balgen. „Die Szene ist unglaublich divers“, berichtet Krüger. „Da kämpft auch schon mal ein 30-jähriger 1,95-Meter-Hühne gegen eine 50-jährige Frau.“ Damit das funktioniert, müssen sich beide (oder manchmal auch mehrere) Parteien auf Regeln einigen. Kratzen und Beißen im Nahkampf – alles kann erlaubt sein. „Die schleudern sich schon auch ordentlich durch die Gegend – das ist schon krass“, erzählt der Künstler aus seinen Beobachtungen von zahlreichen Playfight-Treffs.

Die Szene ist in ganz Deutschland vertreten. Berlin, Stuttgart, Köln – überall kommen sie zusammen, um die eigenen Grenzen auszutesten. Denn hinter der Rangelei steckt nach Angaben der Teilnehmer ein größerer Sinn. Natürlich gehe es den Teilnehmern auch um Spaß. Wer erinnert sich nicht an den Spieltrieb der Rangelei mit Geschwistern und Freunden aus Kindertagen? Bei den Treffs geht es aber auch darum, Blockaden zu lösen, Nähe zu anderen zuzulassen. Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse, aber auch um Empathie. In diesem Aushandlungsprozess können dann noch weitere Ebenen entstehen. „Es kann bei einzelnen Sondertreffs auch eine erotische Komponente hinzukommen“, sagt Jens Eike Krüger und betont: „Das geschieht wie alles in dem Kontext aber einvernehmlich.“

Künstler aus Bochum denken Playfight weiter

Genau diesen Dialog empfinden die Künstler in diesen Zeiten als besonders wichtig. „In auseinanderdriftenden Gesellschaften, wie sie zum Beispiel in den USA gerade zu beobachten sind, fehlt es offensichtlich an der Empathie die Nötig ist, um die Bedürfnisse und Meinungen anderer Mitmenschen verstehen zu können“, erklärt das „Kollektiv ZOO“. Ihre Beobachtungen aus der Playfight-Szene haben die Künstler nun in eine Performance mit dem Namen „ZOO-Jutsu“ gegossen.

Bochum
In Bochum erwartet dich am Samstag ein ungewöhnliches Spektakel. Foto: Cornelius Heuten

Um das physische Missverhältnis der „Kämpfer“ zu minimieren, werden sie die Kämpfe um ein Kartenspiel ergänzen. Die Künstler schlüpfen dabei in die Rollen verschiedener Wesen, die ihnen gewisse Kräfte verleihen und an mancher Stelle entwaffnen. „Denkbar ist etwa, dass nur einer der beiden Arme benutzt werden darf“, so Jens Eike Krüger vor den Proben. Wie es aussieht, wenn Wesen wie „Glitschwisch“, „Krabbata“ und „Vulva-Gelächter“ aufeinandertreffen, kannst du dir am Samstag um 19 Uhr in der Quartiershalle in der Bochumer Kofabrik anschauen.


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Das „Kollektiv ZOO“ hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv mit der Szene beschäftigt. Vor dem Event in der Quartiershalle haben die Künstler nun ein Konzept entwickelt, körperliche Missverhältnisse zwischen zwei Kämpfenden zu reduzieren.