Über Opel brauen sich neue Verkaufsgerüchte zusammen. Angeblich soll General Motors wieder einen Verkauf der deutschen Tochter erwägen. Der Betriebsrat ist verärgert über die neuen Spekulationen. Schlagen jetzt die Chinesen oder VW zu?
Rüsselsheim/Bochum.
Gerade hat man sich bei Opel in Bochum im Streit um den geplanten Stellenabbau geeinigt, da sorgt schon die nächste Nachricht für Verunsicherung in der Belegschaft. Nach übereinstimmenden Berichten von „Spiegel online“ und „Autobild.de“ soll der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) einen Verkauf seiner deutschen Tochter erwägen. Die Amerikaner sollen wegen der anhaltenden Verluste bei Opel die Geduld verlieren, heißt es dort. Quellen für die Spekulationen werden nicht genannt. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, ist verärgert. Solche Berichte seien „enorm imageschädlich“. Auch beim Bochumer Betriebrat ist man wenig begeistert. „Wir ärgern uns, dass wieder Unruhe geschürt wird“, so Betriebsratschef Rainer Einenkel.
Erinnerungen an das Hickhack vor zwei Jahren werden wieder wach. Damals noch steckte GM in der Insolvenz, wurde staatlich. Die Amerikaner sollten sich von Opel trennen. Nach langem Hin und Her stand schließlich der Zulieferer Magna zum Kauf bereit. Quasi in letzter Minute wurde der Verkauf abgeblasen – Opel blieb bei GM und musste sich einem rigidem Sparkurs unter der Führung des GM-Managers Nick Reilly unterziehen. Doch bis heute soll Opel Verlust schreiben – laut „Autobild.de“ 263 Millionen Euro allein im ersten Quartal 2011.
GM-Manager sollen Geduld verlieren
Nach „Spiegel“-Informationen seien GM-Manager verärgert, dass das Europageschäft mit Opel und der Schwestermarke Vauxhall weiter Verluste einfährt, während sich die anderen Regionen erholen. Bei den Managern in Detroit soll die Erkenntnis reifen, dass GM nicht mehr auf Opel angewiesen ist.
Genau das sieht der Bochumer Betriebsratschef Einenkel anders. „GM wäre sehr schlecht beraten, wenn sie Opel verkaufen würden“, sagte er gegenüber DerWesten. Schließlich sei Opel das Standbein für GM in Europa. „Ich halte die Meldungen deshalb für äußerst spekulativ“, so Einenkel. Gleiches habe auch die Opel-Geschäftsführung der Belegschaft per Fax am Donnerstag mitgeteilt.
Eigentlich wäre Einenkel froh, wenn endlich wieder Ruhe in die Reihen kehren würde. Erst am Tag zuvor hatte der Betriebsrat dem Modell über den Abbau von insgesamt 1800 Stellen in dem Werk zugestimmt und die Pläne der Geschäftsleitung abgemildert. Unter anderem werden die Prämien für einen freiwilligen Ausstieg verbessert. 600 Beschäftigte müssen noch ausscheiden. Die Gefahr betriebsbedingter Kündigungen schwelt jedoch weiter, sollten nicht genügend Freiwillige das Angebot annehmen.
VW als Käufer gehandelt
Für Aufhorchen dürfte in der Opel-Belegschaft außerdem sorgen, wer in den beiden Medienberichten als mögliche Opel-Käufer gehandelt werden. Zum einen könnten demnach Chinesen nach dem deutschen Autobauer greifen. Mit dem Einstieg bei Opel hätten die Chinesen Zugriff auf moderne Technologie. Andererseits wird über einen Einstieg des deutschen Konkurrenten Volkswagen spekuliert. VW könnte als Retter, als deutsch-deutsche Lösung, bei einem drohenden Technologietransfer ins Ausland dienen.
Alle Genannten halten sich zu den Spekulationen bedeckt. Ganz zum Ärger des Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz. Der vermisst ein klares Dementi der Opel-Mutter General Motors.
Autoexperte hält Verkauf für abwegig
Auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält einen möglichen Opel-Verkauf an Volkswagen oder einen chinesischen Hersteller für völlig unrealistisch. „Das hat null Chancen und ist alles sehr seltsam“, sagte der Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. „Wer die Spekulationen in die Welt gesetzt hat, wohnt auf dem Mond.“ Überraschend sei lediglich die Tatsache, dass der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) nicht unmittelbar nach Bekanntwerden der Verkaufsgerüchte dementiert habe.
Opel habe sanierungsbedingt deutliche Fortschritte gemacht. „Die Kapazitäten sind da, wo man sie haben will. Die Verkäufe stimmen, Russland boomt. Das Unternehmen hat seine Hausaufgaben gemacht“, sagte der Autoexperte.
Ein Verkauf von Opel an Europas größten Autohersteller VW sei außerdem kartellrechtlich nicht möglich. „Das ist mit gültigem europäischen Recht nicht machbar. Die Franzosen würden Sturm laufen“, sagte Dudenhöffer. (mit dapd)