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SPD-Chef Gabriel ist jetzt Ehrenmitglied im Ortsverein Hamme

SPD-Chef Gabriel ist jetzt Ehrenmitglied im Ortsverein Hamme

Erst zweimal dabei und schon Ehrenmitglied. SPD-Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel ist seit Sonntag Ehrenmitglied im streitbaren Ortsverein Bochum-Hamme. Gekommen war der Vize-Kanzler, um den Ortsvereinsvorsitzenden Rudolf Malzahn für dessen 50-jährigen Mitgliedschaft in der Partei zu ehren.

Bochum. 

Das rote T-Shirt mit dem vielsagenden Slogan haben sie ihm noch nicht überreicht. Aber seit gestern kann auch Sigmar Gabriel mit Fug und Recht behaupten: „Ich bin ein Hammer.“ Weil der SPD-Bundesvorsitzenden zum zweiten Mal binnen sieben Wochen nach Hamme gekommen ist und überhaupt „einer von uns ist“, so Rudolf Malzahn, haben sie dem Bundes-Chef die Ehrenmitgliedschaft im Ortsverein angetragen und ihm eine schmucke Urkunde überreicht. „Die wird in meinem Büro aufgehängt“, versprach Gabriel, die Mitgliedschaft im Hamme sei für ihn eine große Ehre.

Der Grund, warum der Parteichef an seinem eigentlich freien Sonntag den weiten Weg von Goslar herüber für einen gut einstündigen Besuch des „Hammer Treff“ auf dem Amtsplatz gemacht hat, war eine andere Auszeichnung – die von Rudolf Malzahn, dem Vorsitzenden eines „der aktivsten Ortsvereine“ (O-Ton) der Republik. Und dass nicht nur, weil der seit 50 Jahren der Partei angehört, sondern schon eher, weil er als Querdenker und „großer Kümmerer“, so Gabriel, jene Bodenständigkeit und Nähe zu den Menschen verkörpert, von der der Sozialdemokratie mehr gut tun würde. „Wenn die Sozialdemokraten sich kümmern, dann haben sie auch Wahlerfolge. Und wenn wir es überall so machen wie bei euch, habe ich um die Zukunftsfähigkeit der Sozialdemokratie keine Sorge.“

Gegenseitige Wertschätzung

Die Wertschätzung der beiden Männer, des Bundespartei-Chefs und des Ortsvereins-Chefs, füreinander ist unüberhörbar. Aus Sicht von Malzahn ist Gabriel der einzige aus der Partei-Spitze, der jene Nähe zu den Menschen und unerschrockene Haltung und unverblümte Sprache gegenüber Autoritäten verkörpert, die sie hier auch pflegen.

Er selbst gesteht, in den 50 Jahren der Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie mehr als ein einmal „die Faust in der Tasche“ gehabt zu haben. Ein Parteiaustritt sei aber nie für ihn in Frage kommen. „Das hätte geheißen, den Hornochsen das Feld zu überlassen. Und wir müssen eine Opposition in der Partei haben.“

Es war sicher ein Zeichen, dass der Partei-Chef gestern gesetzt hat. An alle braven Parteigänger, sich vielleicht stärker zu engagieren und kritischer auseinander zu setzen. Aber auch eines an die Kritiker; sie werden gehört, ohne dass ihre Forderungen umgesetzt werden.

Belasteter Stadtteil

Und auf jeden Fall knüpfen sich Hoffnungen an den Besuch des prominenten Gasts. „Dass er sich die Arbeit hier vor Ort anschaut, finde ich gut“, sagt Beatrice Röglin von den Stadtteilpartnern HaRiHo nach dem Besuch Gabriels am Bücher- und Kinderspielzeugstand. „Wenn er etwas davon mitnimmt, welchen Bedarf es vor Ort gibt und das in die Politik einfließt, wäre das schön.“ Ortsvereins-Vize Klaus Amoneit berichtete ihm von den besonderen Umständen „eines belasteten Stadtteils“ mit vielen Migranten und Arbeitslosen, und davon, wie wichtig es wäre, wenn Hamme ins Stadtteilförderprogramm aufgenommen werden würde. Auch das wäre ein Hammer.