Hagen.
Das Hagener Textilunternehmen Sinn-Leffers hat am Montag einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim zuständigen Gericht in Hagen gestellt. Sinn-Leffers beschäftigt aktuell 1259 Mitarbeiter in 22 Filialen, drei Outlets und am Verwaltungssitz in Hagen. „Ein signifikanter Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht geplant. Allerdings stehen einige Filialen auf dem Prüfstand“, erklärte Sinn-Leffers-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel gestern gegenüber unserer Zeitung. Ein bis drei Filialen seien stark gefährdet.
Trendwende nicht geschafft
Göbel, der die Geschäftsführung 2014 übernahm, sah sich gezwungen, den Schritt zum Insolvenzgericht zu gehen. Das Ziel: in Eigenverwaltung die Sanierung beschleunigen. Sinn-Leffers schrieb in den in den vergangenen drei Jahren Verluste. Nach knapp neun Millionen Euro 2014/15 hat sich die Situation nach Blick in die Bücher des am 31. Juli abgelaufenen Geschäftsjahres 2015/16 keineswegs verbessert. „Wir haben die Trendwende nicht geschafft“, sagte Göbel, der nun eine Chance im Insolvenzverfahren sucht. Das bedeutet, in Verhandlungen mit Vermietern Kosten senken – oder sich von Standorten trennen. „Hagen, Lüdenscheid oder etwa Bochum-Ruhrpark gehören sicherlich nicht dazu“, betonte Göbel. Das in der letzten Woche in Krefeld neu eröffnete Haus sicher auch nicht. Im Falle von Schließungen werde versucht, notfalls über Kurzarbeit möglichst alle Beschäftigten zu halten. Die 1259 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden heute über die Plänen informiert. Zur Geschäftsführung gehört nun neben Göbel auch Thomas Luth als Sanierungsgeschäftsführer. Als Sachwalter wurde Rolf Weidemann ins Boot geholt, der seinerzeit für die Durchführung der Planinsolvenz der Karstadt Warenhaus GmbH verantwortlich war.
In Zukunft verändertes Angebot
Die Sinn-Leffers-Geschäftsführung will heute alle Lieferanten detailliert in Kenntnis setzen. Der reibungslose Einkauf sei abgesichert. Der Betrieb in den Filialen, die bereits mit Herbst/Winterware ausgestattet seien, werde also uneingeschränkt weiterlaufen. In Zukunft will Sinn-Leffers stärker auf Eigenmarken setzen und kurzfristiger auf Modetrends reagieren können – wie es der Riese H&M vorführt.
Die Gehälter der Beschäftigten seien für drei Monate sicher. Die Beschäftigten wurden darüber informiert, dass die Auszahlung der Septembergehälter gerade vorbereitet werde. Realistisch ist anzunehmen, dass Sinn-Leffers sich für Monate im Insolvenzverfahren befinden wird. Göbel ist aber zuversichtlich, das Textilunternehmen trotz schwieriger Marktbedingungen wieder in einen sicheren Hafen steuern zu können. Möglicherweise werden am Ende des Verfahrens sogar wieder mehr Sinn-Leffers-Arbeitsplätze am Stammsitz Hagen entstehen, wenn an die Wöhrl AG vergebene Dienstleitungen wie Einkauf oder IT wieder in Eigenregie durchgeführt werden.