Duisburg/Essen.
Deutschlands Energiepolitik mit ihrer Bevorzugung von grünem Strom setzt nicht nur die großen Energiekonzerne, sondern auch die Stadtwerke der Region unter Druck. Besonders die kommunalen Versorgungsbetriebe im Ruhrgebiet mit ihren Beteiligungen an konventionellen Kraftwerken stecken im Krisenmodus. In Dortmund oder Bochum konnten Verluste aus dem wegbrechenden Energiegeschäft bislang mit moderaten Sparmaßnahmen abgefedert werden. In Duisburg ist das nun offenbar nicht mehr möglich.
Die hoch verschuldete Stadt will einen Kredit von 200 Millionen Euro aufnehmen, um ihrem Stadtkonzern DVV, zu dem die Stadtwerke und das Nahverkehrsunternehmen DVG gehören, aus der schwersten Krise seiner Geschichte zu helfen. Diese enorme Summe soll als Kapitalerhöhung in die DVV fließen, die ihrerseits bis 2018/19 ein Sparpaket im Volumen von 45 Millionen Euro umsetzen will, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben. „Das ist in der Dimension das größte Problem meiner Amtszeit“, sagte am Mittwoch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD).
Die Duisburger Stadtwerke schreiben mit ihren Kraftwerken Verluste in zweistelliger Millionenhöhe. Dadurch fehlt dem Konzern die Gewinnverrechnung mit den Defiziten des Nahverkehrs, dessen Kosten und Investitionsbedarf in den nächsten Jahren noch gewaltig ansteigen. Der Stadtkonzern will nun gegensteuern und plant unter anderem, eines seiner beiden Heizkraftwerke bis 2017 stillzulegen. Über 600 der 4500 DVV-Stellen sind von dem Sparpaket und durch Versetzungen oder Outsourcing betroffen. Die Stadtholding will sogar betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausschließen – das käme einem Tabubruch in der einst so heilen Stadtwerke-Welt gleich.