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So erklärt ein Firmenchef seine verrückte Stellenanzeige

So erklärt ein Firmenchef seine verrückte Stellenanzeige

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Ein Holzbaubetrieb aus dem Odenwald macht mit seiner Stellenanzeige Furore. Foto: Imago/Montage FMG
Eine launige Stellenanzeige spricht vielen Arbeitgebern aus dem Herzen. Der Unternehmer, der sie aufgegeben hat, klagt über Bewerber.

Höchst. 

Diese Stellenanzeige schlägt Wellen: Ein Holzbaubetrieb im Odenwald mit zwei vollen Mitarbeitern sucht mit einer kuriosen wie brutal ehrlichen Stellenanzeige einen Mitarbeiter, der vermeintlich einfachste Anforderungen erfüllt. Er soll nicht „völlig verpeilt“ sein, die Uhr lesen können und nicht alle drei Minuten eine WhatsApp-Nachrichten schreiben oder Facebook checken. Jetzt wird sie rege geteilt und das Telefon steht nicht still, sagt Inhaber Hubert Schleucher (57). Zeit für ein kurzes Interview mit unserer Redaktion hatte der Firmenchef aber doch.

Haben sich schon Leute gemeldet?

Hubert Schleucher

: Die Welle ist der Wahnsinn, ich habe Hunderte Anrufe. Vieles sind Kontrollanrufe, die schauen wollen, ob das Fake ist. Aber ich bekomme auch viele Glückwünsche von anderen Arbeitgebern, denen es ähnlich geht. Diese Welle habe ich gar nicht gewollt, ich wollte nur endlich jemanden Vernünftigen finden.

Der nicht ständig WhatsApp checkt statt zu arbeiten?

Schleucher

: Ich muss dazu sagen, dass die Anzeige ja ursprünglich nicht von mir ist. Ich habe sie vor einigen Monaten auf Facebook gesehen und mir dann aufgehoben, weil sie es in vielen Punkten so gut trifft, wo die Probleme liegen. Ich habe den Text dann noch etwas angepasst. Ich suche permanent, es will ja keiner die Arbeit machen.

Die Arbeitslosenquote bei Ihnen im Odenwaldkreis liegt bei 5,1 Prozent, das ist ja nicht weit weg von Vollbeschäftigung.

Schleucher

:Was ich aus dem Bekanntenkreis zu Hartz-IV-Empfängern höre, da denke ich, da könnten einige zurückgebracht werden in die Arbeitsspur.

In der Anzeige heißt es, jemand soll sich vorstellen können, fünf Tage zu arbeiten „ohne Burn-Out-Syndrom“ zu bekommen. Das ist eine Krankheit.

Schleucher

: Ich habe dieses Jahr schon drei, vier Leute da gehabt, die zum Probearbeiten da waren. Die sind nach dem ersten oder dem zweiten Tag weggeblieben, weil sie an Arbeit nicht gewöhnt waren und ihnen die Knochen weh getan haben.

Und das Arbeitsamt?

Schleucher

: Da habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Sie haben mir einmal einen geschickt, und der hat dann gesagt, er ist Metzger, was soll er bei mir.

In der Anzeige steht nicht, wofür genau Sie suchen.

Schleucher

: Arbeit auf dem Bau. Was er nicht weiß, kann er bei der Arbeit lernen.

Und wie zahlen Sie?

Schleucher

: Die Verhandlungen führen wir dann direkt. Das kommt darauf an, was er kann. Wenn er was taugt, kann er gutes Geld verdienen. Ich würde auch einen Lehrling ausbilden. Er muss nur ein Jahr als Minijobber arbeiten.

Bitte? Da finden Sie doch nie jemanden!

Schleucher

: Wie soll der sonst wissen, was wir arbeiten? Der kommt von der Schule und macht zig Monate überbetriebliche Ausbildung. Ich hatte einen möglichen Lehrling, der hat nach neun Monaten Minijob hingeschmissen.

An Ihnen liegt es aber nicht, wenn die Leute wieder gehen?

Schleucher

: Mein Sohn und ich sind sehr umgänglich, unsere Kundenbewertungen sind auch gut.

Und wie sieht es jetzt nach der Anzeige mit Bewerbern aus?

Schleucher

: Drei schriftliche Bewerbungen sind angekündigt. Es melden sich aber auch ältere Arbeitnehmer, die sagen, sie würden sofort bei mir anfangen, wenn sie jünger wären, weil ihnen die Ausschreibung gut gefällt.