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Ratingagentur S&P entzieht USA Top-Bonitätsnote

Ratingagentur S&P entzieht USA Top-Bonitätsnote

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Foto: REUTERS

Washington. 

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat die USA in ihrer Kreditwürdigkeit herabgestuft. Damit hat die größte Volkswirtschaft der Welt zum ersten Mal seit 70 Jahren nicht mehr die Bestnote. S&P nahm das US-Rating um eine Stufe von AAA auf AA+ zurück.

Die USA haben erstmals ihre Spitzenbonitätsnote bei einer führenden Ratingagentur verloren. Standard & Poor’s setzte die langfristige Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft in der Nacht auf Samstag um eine Stufe auf AA+ herab und zog damit Konsequenzen aus dem langwierigen Schuldenstreit in den USA. Den Ausblick bewertete die Agentur mit negativ. Damit droht den USA in den nächsten zwölf bis 18 Monaten eine weitere Herabstufung. Die bei der Anhebung der Schuldengrenze zwischen Regierung und Kongress verabredeten Sparziele reichten nicht aus, teilte S&P zur Begründung mit. Die beiden anderen großen Ratingagenturen Moody’s und Fitch hatten nach der Einigung zwischen Demokraten und Republikanern am Dienstag vorerst an der Spitzennote AAA festgehalten.

Die US-Regierung kritisierte die S&P-Entscheidung. Ihre liege ein Rechenfehler zugrunde, sagte ein Sprecher der Finanzministeriums. Eine Beurteilung, die mit einem Fehler von zwei Billionen Dollar behaftet sei, spreche für sich. In Regierungskreisen hieß es, die Agentur habe die Zahl zwar aus ihrer Analyse gestrichen, der Fehler lasse aber an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. S&P hatte Mitte Juli angekündigt, die US-Bonitätsnote zu überprüfen und eine Herabstufung vom Ausgang des Schuldenstreits abhängig gemacht. Die Agentur mahnte damals einen Defizit von vier Billionen Dollar an. Der nach wochenlangem Ringen im Kongress am Dienstag besiegelte Kompromiss sieht dagegen nur Einsparungen von etwas mehr als zwei Billionen Dollar vor.

„Die Herabstufung spiegelt unsere Meinung wider, dass der Plan zur Haushaltskonsolidierung, den der Kongress und die Regierung kürzlich vereinbart haben, nicht ausreicht, um die mittelfristige Dynamik bei den Staatsschulden zu stabilisieren“, erklärte S&P. Es sei zudem zweifelhaft, dass sich Demokraten und Republikaner auf zusätzliche Einsparungen einigen können.

Herabstufung kam für Experten nicht unerwartet

Mit gesenkten Bonitätsnote dürften Kredite für die Regierung, aber auch für Unternehmen und Verbraucher in den USA teurer werden. Experten rechnen damit, dass sich die staatlichen Kreditkosten mit der Zeit um 100 Milliarden Dollar verteuern könnten. Die US-Notenbank erklärte, Auswirkungen auf die Konjunkturstützen der Federal Reserve wie das Notkreditprogramm und das Programm zum Aufkauf von Anleihen gebe es nicht. Auch gebe es keine Änderungen für die Banken im Umgang mit US-Bonds.

Für die Finanzmärkte kann die Herabstufung kaum zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen. Die Furcht vor einer erneuten Rezession in den USA und einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise hatten in dieser Woche weltweit zu Panikverkäufen an den Börsen geführt. Die S&P-Entscheidung komme aber nicht völlig unerwartet, sagte Analyst Vassili Serebriakov von Wells Fargo. „Sie dürfte bereits teilweise in den Dollar-Kurs eingepreist sein. Wir erwarten zwar weiter großen Druck auf den Dollar, aber ein großer Ausverkauf ist nach unserer Einschätzung unwahrscheinlich.“ Das liege wohl aber auch daran, das es nur wenige Alternativen zu US-Staatsanleihen gebe.

Die Herabstufung dürfte dennoch die internationalen Gläubiger der USA beunruhigen, allen voran China, das mit US-Anleihen von mehr als einer Billion Dollar größter Gläubiger der Vereinigten Staaten ist. Erst am Freitag hatte die Regierung in Peking die USA zum wiederholten mal aufgefordert, das Schuldenproblem anzugehen und die Dollar-Investitionen Chinas und anderer Länder zu schützen. Mit der Herabstufung werden US-Staatsanleihen, die einst als die weltweit unbestritten sicherste Geldanlage galten, nun niedriger bewertet als Anleihen von Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder Kanada. (rtr)