Trotz des konzernweiten Sparprogramms investiert Pharmariese Boehringer 100 Millionen Euro in seine Dortmunder Zerstäuberfabrik. Die Produktion soll hochgefahren werden: Ab dem kommenden Jahr sollen 44 Millionen Zerstäuber die Fabrik verlassen. Bis 2015 sollen dadurch 100 neue Jobs entstehen.
Dortmund.
Es sind oft die kleinen Dinge, mit denen man ganz groß herauskommt. Mit seinem in Dortmund entwickelten Tascheninhalator Respimat ist der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim weltweit so erfolgreich, dass das Unternehmen jetzt weitere 100 Millionen Euro in den Ausbau seiner Fabrikation gesteckt hat, obwohl sonst im Unternehmen fast überall der Rotstift angesetzt wird.
Bis 2015 werden in Dortmund immerhin 100 neue Jobs geschaffen. Über 500 sind es jetzt schon. Vom Sparprogramm, mit dem der zweitgrößte deutsche Arzneimittelhersteller konzernweit 15 Prozent seiner Kosten – also rund 450 Millionen Euro – einsparen und bis zu 600 Stellen streichen will, bleibt die Dortmunder „Micro Parts“-Fabrik also nicht nur verschont. Im Gegenteil: Der Standort im Technologiepark an der A 40 nahe der Dortmunder Universität ist sogar ausdrücklich Nutznießer des Sanierungsplans.
Export in 20 Länder
„Wir reduzieren unsere Kosten, um Freiräume für Investitionen in anderen Konzernteilen zu erhalten“, sagte der Deutschland-Chef des Unternehmens, Stefan Rinn, gestern im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Produktion des Zerstäubers in Dortmund ist von elementarer Bedeutung für Boehringer. Mit dem Respimat wird ein Präparat zerstäubt, das bei der Behandlung der Atemwegserkrankung COPD zum Einsatz kommt. Boehringer produziert den Respimat in Dortmund und befüllt ihn am Stammsitz Ingelheim. Inhalator und Medikament werden weltweit in 20 Ländern vertrieben.
Eine Erfolgsgeschichte des Strukturwandels
Vor einigen Jahren erhielt die Arznei die Zulassung auf dem wichtigen US-Markt. Auch das ein Anlass, die Produktion deutlich hochzufahren. Ab 2015 sollen 44 Millionen dieser auf Mikrostrukturbasis hergestellten Zerstäuber die Fabrik verlassen. Derzeit sind es 25 Millionen Stück. Laut Boehringer-Manager Rinn tragen Zerstäuber und Medikament vier Milliarden Euro zum Konzernumsatz von insgesamt rund 14 Milliarden Euro bei.
Der Aufstieg des Dortmunder Mikrostrukturspezialisten zur tragenden Säule eines Weltkonzerns ist eine Erfolgsgeschichte des Strukturwandels, wie sie im Buche steht. Das ließ gestern auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nicht unberührt. „Wir sind stolz darauf, dass Boehringer Ingelheim hier in Dortmund investiert hat“, sagte Kraft während der Einweihung der neuen Produktionsanlagen. Die Grundlagen dafür seien in der Region gelegt worden.
Start mit 40 Beschäftigten
Die Firma „Micro Parts“ wurde 1990 vom Forschungszentrum Karlsruhe und der Essener Steag als Spezialist für die Produktion von Mikrodüsen gegründet. 1994 siedelte sich das junge Start-up-Unternehmen im Dortmunder Technologiepark an – mit damals 40 Mitarbeitern. 2004 erwarb Boehringer Ingelheim die High-Tech-Schmiede und baute sie kontinuierlich aus. Zuletzt ertüchtigte der familiengeführte Konzern vor vier Jahren seine Dortmunder Dependance mit rund 70 Millionen Euro.