Wanne-Eickel. Bei vielen Familienunternehmen misslingt der Generationswechsel, da sich kein geeigneter Nachfolger findet. Ganz anders ist die Situation beim Parfümerie-Unternehmer Gerd Pieper. Er hat seine Nachfolge geregelt. Seine beiden Söhne sollen bald das Geschäft übernehmen.
Gerd Pieper weiß, wie oft in mittelständischen Betrieben der Generationswechsel misslingt. Jahr für Jahr steht nach Schätzungen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in 71 000 Familienunternehmen die Regelung der Nachfolge an. „Ein großes Problem in vielen Familienbetrieben ist es, geeignete Nachfolger aus der nächsten Unternehmergeneration zu finden”, sagt Pieper, der vor 40 Jahren das damals beschauliche Parfümerie-Geschäft vom Vater übernahm. Zu dieser Zeit zählte der Familienbetrieb aus Wanne-Eickel noch acht Beschäftigte.
Größte familiengeführte Parfümeriekette
Mittlerweile ist das Unternehmen mit 111 Filialen und mehr als 1000 Mitarbeitern die bundesweit größte familiengeführte Parfümeriekette. Allein in diesem Jahr hat Pieper acht Filialen eröffnet. Gerade wurde Pieper mit dem „Deutschen Handelspreis”, der höchsten Auszeichnung der Branche, geehrt. Doch ausgerechnet in diesem Moment denkt der Unternehmer ans Aufhören. „Man muss im richtigen Moment loslassen können”, sagt er. „Wer mit 80 noch in der Firma ist, macht in der Regel etwas falsch.”
An seinem 65. Geburtstag erklärte Pieper, er wolle „seinen Arbeitsvertrag um fünf Jahre verlängern”. Jetzt, mit 66 Jahren, hat er seine Nachfolge geregelt. Seine beiden Söhne sollen in dritter Generation das Unternehmen weiterentwickeln. Der 38-jährige Torsten Pieper ist seit sechs Jahren Mitglied der Geschäftsführung, zuständig für Finanzen, Rechnungswesen und Logistik. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Oliver Pieper, ebenfalls ein Diplom-Kaufmann, kümmert sich seit zwei Jahren um die Bereiche Einkauf, Marketing und Personal.
„Sie hätten auch ganz andere Berufe anstreben können“
In den vergangenen Jahren übte sich der Seniorchef bereits innerfamiliär in Diplomatie. „Ich habe vor meinen Söhnen nie den Eindruck erweckt, dass sie das Geschäft übernehmen müssen”, beteuert er. „Die beiden hätten auch ganz andere Berufe anstreben können.”
Tatsächlich gewinnen „familienexterne Nachfolgelösungen” bei vielen Mittelständlern an Bedeutung, wie das Bonner IfM herausgefunden hat. Doch oft gibt es Probleme in der Übergangsphase – mit negativen Folgen für die Beschäftigten. Rund 93 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind laut Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung eigentümergeführte Familienunternehmen. Sie beschäftigen etwa 57 aller Arbeitnehmer und erzielen fast die Hälfte des Umsatzes aller Unternehmen.
Die Pieper-Brüder haben sich jedenfalls vorgenommen, die Familientradition fortzuführen. „Wir sind groß geworden mit dem Unternehmen. Natürlich haben wir viel von der Denke und den Werten unseres Vaters mitbekommen”, sagt Oliver Pieper.
„Als Familienunternehmer denken wir langfristig“
Zur unternehmerischen Strategie gehört seit Jahren die Expansion. Das Filialsystem soll wie eine Baumscheibe wachsen. Seit 40 Jahren steckt der Unternehmer „nahezu den gesamten Gewinn” wieder in den Betrieb. Gerade in der Wirtschaftskrise will Pieper verstärkt investieren. „Wir sind der Meinung, dass uns dies in den nächsten Jahren den entscheidenden Vorteil bringt”, erklärt Torsten Pieper. „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, an guten Standorten neue Filialen zu eröffnen, werden wir diese Chance nutzen.”
Oliver Pieper wiederum hat in den vergangenen Monaten daran gearbeitet, ein Online-Geschäft aufzubauen, um dem Branchenriesen Douglas auch im Internet Konkurrenz zu machen. Eine aggressive Ausweitung des Geschäfts, ob im Internet oder beim Filialnetz, sei allerdings undenkbar, betont Torsten Pieper: „Als Familienunternehmer denken wir langfristig. Wir möchten, dass auch unsere Kinder noch im Unternehmen arbeiten können, wenn sie es wollen.”