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Opel treibt Jobabbau in Bochum voran

Opel treibt Jobabbau in Bochum voran

Auch US-Präsident Barack Obama hat Opels Hoffnungsträger schon begutachtet. (Foto: ap), Sie soll das Image der Adam Opel GmbH aufpolieren: Lena Meyer-Landrut. (Foto: ddp)
Auch US-Präsident Barack Obama hat Opels Hoffnungsträger schon begutachtet. (Foto: ap), Sie soll das Image der Adam Opel GmbH aufpolieren: Lena Meyer-Landrut. (Foto: ddp) Foto: Foto: AP

Bochum. 

Opel-Konzernchef Nick Reilly verteidigt die Abfindungsangebote. Rund 400 Mitarbeiter hätten sie bereits angenommen. Und Reilly schürt Hoffnungen auf einen Zuschlag für das Elektro-Auto Ampera.

Der Autobauer Opel treibt den Arbeitsplatzabbau in seinem Bochumer Werk voran. „Rund 400 Mitarbeiter in Bochum haben in diesem Jahr die Abfindungsangebote angenommen“, sagte Opel-Chef Nick Reilly vor Journalisten in Rüsselsheim. „Damit werden wir die Ziele, die wir uns für 2010 gesteckt haben, erreichen. Aber womöglich bekommen wir im nächsten Jahr ein Problem, wenn sich an der Akzeptanz unseres Angebots nichts ändert.“

Der Autobauer, der zum US-Konzern General Motors (GM) gehört, will bis Ende nächsten Jahres 1800 von knapp 5000 Stellen in Bochum streichen. Doch der Arbeitsplatzabbau ist schleppend angelaufen. Viele Beschäftigte verschmähten zunächst die Abfindungen. In der Vergangenheit wurde bereits über betriebsbedingte Kündigungen spekuliert, die ein letzter Schritt sein könnten.

Für die Abfindungen gilt die Formel „Lebensalter mal Betriebszugehörigkeit in Jahren mal Monatsgehalt geteilt durch 35“. Ein 50-Jähriger, der 24 Jahre lang als Autobauer gearbeitet hat, kann damit bei 3000 Euro Monatsgehalt mit einer Abfindung in Höhe von gut 100.000 Euro rechnen. Die Abfindungen sind allerdings auf 250.000 Euro begrenzt. Opel-Chef Reilly verteidigte das Angebot. „Die Abfindungen, die wir den Beschäftigten in Bochum anbieten, sind großzügig“, sagte er. Er unterstrich, dass der Stellenabbau weiterhin notwendig ist. „Wir haben nach wie vor Überkapazitäten.“

Bochumer sollen nach Rüsselsheim wechseln

Opel bieten Beschäftigten aus Bochum auch insgesamt bis zu 300 Arbeitsplätze in Rüsselsheim an. „Rund 80 Mitarbeiter haben sich bisher interessiert gezeigt“, berichtete Reilly. Das Bochumer Getriebewerk, das eigentlich schließen sollte, werde Opel „noch ein ganzes Jahr länger betreiben als geplant“ – also bis Ende 2011. Zur Begründung sagte Reilly, Opel habe „deutlich mehr Aufträge für Exporte erhalten“. In Getriebewerk sind rund 600 Mitarbeiter beschäftigt.

Als Hoffnungsträger gilt im GM-Konzern das Elektroauto Ampera, das bislang ausschließlich in den USA gefertigt wird. Reilly möchte, wenn es genug Nachfrage gibt, die zweite Generation des Fahrzeugs in Europa produzieren lassen. Das könnte im Jahr 2014 oder 2015 der Fall sein. Auch die Beschäftigten im Bochumer Werk können sich Hoffnung auf einen Zuschlag machen. „Unser Bochumer Werk ist neben zwei oder drei weiteren Standorten in Europa ein Kandidat für die Ampera-Produktion“, erklärte Reilly. Er fügte allerdings hinzu: „Auch das britische Werk in Ellesmere Port oder unsere polnischen Fabriken könnten als Produktionsstätten für den Ampera geeignet sein.“ Die Entscheidung über den Standort werde „frühestens in etwa zwei Jahren“ fallen, kündigte der Opel-Chef an.

Vertrauliches Gespräch mit Hannelore Kraft

Zu einem vertraulichen Vier-Augen-Gespräch haben sich NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Opel-Chef Nick Reilly vor einigen Tagen in Düsseldorf getroffen. Wie diese Zeitung aus Konzernkreisen erfuhr, ging es dabei insbesondere um das Werk Bochum.

Beim Thema Elektromobilität setzt der Autobauer auch auf Hilfe der Bundesregierung. „Die erste Generation der Elektroautos auf dem deutschen Markt wird staatliche Kaufanreize benötigen“, sagte Reilly. „Ich denke beispielsweise an Steuerermäßigungen oder Gratis-Parkplätze.“ Ein solcher Kaufanreiz könne „durchaus bei 5000 Euro pro Fahrzeug liegen“. Andere Länder hätten „sehr viel schneller gesagt, was sie tun wollen“, zum Beispiel Frankreich, Großbritannien oder asiatische Staaten. „Es muss für uns erkennbar sein, dass sich unsere Investitionen in Europa und Deutschland lohnen“, betonte der Opel-Chef. Er verwies auf riesige Chancen für die Industrie. Seiner Einschätzung nach könnte schon im Jahr 2020 der Anteil von Elektroautos am gesamten weltweiten Markt bei zehn bis 15 Prozent liegen.

Lena Meyer-Landrut soll Opel-Image verbessern

Opel hofft auch auf eine Imageverbesserung durch das Elektroauto. „Der Ampera wird der Marke Opel insgesamt gut tun“, sagte Reilly. Die GM-Tochter wolle bald „als führend bei umweltfreundlicher Technologie wahrgenommen werden“. Er räumte ein, die Unsicherheit der vergangenen Jahre habe sich negativ auf das Image von Opel in Deutschland ausgewirkt. Nun versucht der Konzern unter anderem mit den Sängerinnen Lena Meyer-Landrut und Katie Melua als Werbebotschafterinnen bei den Kunden zu punkten. „Die Marke Opel ist eine Ikone“, so Reilly. „Sie hat das Zeug dazu, wieder so akzeptiert zu werden wie in ihren besten Tagen.“

Den Börsengang des Mutterkonzerns GM in den USA bezeichnete Reilly als ein „gutes Signal“. Reilly beteuerte, durch die Rückkehr an den Kapitalmarkt gebe es „keinen zusätzlichen Druck, in Europa noch schneller wieder profitabel zu werden.“ Für 2010 wird bei Opel abermals ein Milliardenverlust erwartet, unter anderem weil Abfindungen für den laufenden Personalabbau zu Buche schlagen. Abzüglich der Sanierungskosten will der Autobauer im kommenden Jahr die Gewinnschwelle erreichen und ab 2012 dauerhaft schwarze Zahlen schreiben. Zum Stand der Sanierung sagte Reilly: „Wir sind bei der Restrukturierung in Europa ein Jahr später dran als in den USA.“ Europaweit will GM rund 8000 der 48.000 Arbeitsplätze streichen. Zu den Sanierungsplänen gehört auch die Schließung des Werks im belgischen Antwerpen.