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Kriminalität mit gefälschten EC-Karten sprunghaft angestiegen

Kriminalität mit EC-Karten steigt sprunghaft

Die Kriminalität mit gefälschten EC-Karten ist sprunghaft angestiegen. Nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes (BKA) stieg 2010 der Verlust auf 60 Millionen Euro nach 40 Millionen Euro im Vorjahr. Die Tatverdächtigen stammten fast ausschließlich aus Osteuropa, meistens aus Bulgarien oder Rumänien.

Berlin. 

Vor allem osteuropäische Banden verschafften sich an manipulierten Bankautomaten die Konten-Daten der Privatkunden und würden dann damit außerhalb Deutschlands Geld abheben, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke in Berlin.

Das genaue Ausmaß der ergaunerten Abhebungen sei unbekannt. Ein Großteil der Straftaten werde nicht angezeigt, da die Betroffenen in der Regel die Gelder von ihren Banken erstattet bekämen. Die Kreditinstitute aber seien sehr zurückhaltend mit der Veröffentlichung ihrer Verluste durch den Kartenmissbrauch.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben Zierckes 3183 Geldautomaten manipuliert. Dies entspricht einem Anstieg von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei dem sogenannten Skimming wird am Automaten oder im Raum eine kaum zu erkennende Minikamera angebracht, mit der die Eingabe der PIN-Geheimzahl aufgenommen wird. Außerdem wird vor dem Kartenschlitz eine Lesegerät angebracht, mit dem die Daten aus der EC-Karte ausgelesen werden. Dieses Lesegerät ist eine Attrappe und fällt dem unkundigen Bankkunden in der Regel nicht auf.

Über 300.000 Karten gesperrt

Mit den so gewonnenen Daten werden dann gefälschte EC-Karten hergestellt, sagte Ziercke. Mit ihnen sei in der ersten Jahreshälfte 2010 vor allem in Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Bulgarien und Russland Geld abgehoben worden. Im zweiten Halbjahr 2010 habe sich das illegale Geldabheben auf außereuropäische Länder verlagert. Grund dafür sei, dass in Europa zunehmend der in den Karten integrierte Chip zum Einsatz komme, während in vielen nicht-europäischen Ländern die Geldautomaten auf die manipulationsanfälligeren Magnetstreifen in den Karten zugreife.

Um Missbrauch zu verhindern, hätten Banken und Sparkassen 2010 über 300.000 Karten gesperrt, sagte Ziercke. Im zweiten Halbjahr 2010 seien die Skimming-Attacken nach einem zunächst sprunghaften Anstieg gesunken, sagte der BKA-Präsident weiter. Grund dafür könnte sein, dass eine deutsche Großbank, deren Automaten besonders häufig manipuliert wurden, mehrere hundert ihrer älteren Modelle austauschte. Den Namen des Instituts wollte Ziercke nicht nennen.

Zapfsäulen mit Bezahlautomat manipuliert

Die Karten-Betrüger würden auch neue Strategien entwickeln, sagte Ziercke. So seien im vergangenen Jahr erstmals Zapfsäulen mit Bezahlautomat manipuliert worden. An einer Tankstelle seien mit den entwendeten Kontendaten über 600.000 Euro kassiert worden. In diesem Jahr seien im März auch zum ersten mal manipulierte Ticket-Automaten der Deutschen Bahn entdeckt worden.

Laut Ziercke stammen die Tatverdächtigen wie in den Vorjahren fast ausschließlich aus Osteuropa, meistens aus Bulgarien oder Rumänien. Sie würden meist in kleinen Gruppen vorgehen und hielten sich immer nur relativ kurze Zeit an einem Ort auf. (rtr)