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Klimaskeptiker auf schwarzer Liste

Klimaskeptiker auf schwarzer Liste

Berlin. 

Große Aufregung erzeugt das Umweltbundesamt (UBA) nicht, wenn es eine neue Broschüre herausbringt. Nützliche Tipps zum umweltfreundlichen Renovieren oder zum richtigen Lüften – um zwei willkürlich ausgewählte Beispiele zu nennen – lassen die Medienwelt kaum erbeben. Doch mit der Publikation „Und sie erwärmt sich doch – Was steckt hinter der Debatte über den Klimawandel?“ sorgte das Amt für heftigen Wirbel. Was war passiert?

In dem Heft erklärt das UBA nicht nur den Stand der Klimaforschung, es setzt sich auch mit den sogenannten Klimaskeptikern auseinander. Dabei nimmt das Amt auch bekannte deutsche Journalisten und den ehemaligen Windkraft- und RWE-Manager Fritz Vahrenholt ins Visier. Die Genannten fühlen sich an den Pranger gestellt , wehren sich heftig gegen die Erwähnung ihrer Namen und drohen mit Klage. Genannt werden die Printjournalisten Dirk Maxeiner, ehemals Chefredakteur der Zeitschrift „Natur“, Michael Miersch vom Focus und der Filmemacher Günter Ederer. Erwähnt wird auch Vahrenholts Buch „Die kalte Sonne – Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“, das er gemeinsam mit Sebastian Lüning 2012 veröffentlichte und die menschliche Verantwortung für die Erderwärmung skeptisch hinterfragt.

Die Broschüre zeigt, „welche Kreise gezielt Zweifel am wissenschaftlichen Kenntnisstand verbreiten und auf welche Weise sie dabei vorgehen“, rechtfertigt das Amt die Veröffentlichung. Das UBA wirft den Autoren vor, nicht den aktuellen Stand der Wissenschaft zu präsentieren.

Diese wiederum sehen die Meinungsfreiheit in Gefahr. Die Reaktionen in Medien und Online-Foren sind heftig. Von einem Fehltritt des Umweltbundesamtes schreibt das Online-Portal „Klimaretter.info“, die Behörde habe „kein Recht, Kritiker der Klimaforschung bloßzustellen“. Jan Fleischhauer empört sich auf „Spiegel Online“ über das Vorgehen des UBA, spricht von „offiziellen Listen“ und schreibt: „Es ist ziemlich lange her, dass eine staatliche Institution in Deutschland erklärte, welche Meinungen in diesem Land haltbar sind und welche nicht.“

Auf ZDF-Online meint Reinhard Schlieker, das Amt vergreife sich im Ton und rechne mit unliebsamen Wissenschaftlern und Journalisten ab. Es sei ein Skandal, schreibt Jan Eric Peters, Chefredaktuer der „Welt“, dass in einer „mit Steuergeld finanzierten Behörde schwarze Listen missliebiger Journalisten veröffentlicht“ werden. Keiner der in der Broschüre genannten Autoren stellt die Klimawandel infrage, alle indes zweifeln daran, dass der Anteil des Menschen daran größer ist als der der Natur selbst, etwa durch die Aktivitäten der Sonne oder durch Wasserdampf in der Atmosphäre. Der erbittert geführte Streit zeigt indes, dass die Klimadebatte längst das Feld wissenchaftlicher und sachlicher Auseinandersetzung verlassen hat. Die Auseinandersetzung wird inzwischen von beiden Seiten mit solcher Erbitterung geführt, dass sie zuweilen Züge eines Glaubenskrieges angenommen hat. Der Ton der Skeptiker ist nicht selten polemisch, doch auch die Klimawissenschaftler schießen bisweilen über das Ziel hinaus und versuchen, abweichende Meinungen zu diskreditieren.

Auch die Verbandelung von Wissenschaft und Politik ist nicht dazu angtan, von unabhängiger und seriöser Forschung zu sprechen. Zu viele Interessen sind hier im Spiel. Dabei wird übersehen, dass die Klimawissenschaft äußerst komplex ist und es schwierig ist, klare Aussagen zu treffen, wie der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar anmerkt. Das Umweltbundesamt ruderte inzwischen zurück. Die Behörde überarbeite den Text, um die Vorwürfe zu prüfen.