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iPad zum Schnäppchenpreis: Fundsachen-Versteigerung der Bahn

iPad zum Schnäppchenpreis: Fundsachen-Versteigerung der Bahn

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Auktionator Walter Schreiner bringt ein Fundstück nach dem anderen an den Mann oder die Frau. Foto: Franziska Gerk
Bei der Fundsachenversteigerung der Bahn wird alles, was nicht abgeholt wurde, an den Höchstbietenden verkauft. Auch Schmuck kommt unter den Hammer.

Düsseldorf. 

Das Handy, der Regenschirm, oder die Kamera: Bundesweit werden jährlich rund 250.000 Sachen in Zügen der Deutschen Bahn gefunden. Was der Besitzer nicht abholt, wird nach einigen Monaten versteigert. So wie am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

In der Bahnhofshalle ist es voll. Neben den Durchreisenden sind heute auch rund 100 Interessierte zur Fundsachenversteigerung gekommen. Auktionator Walter Schreiner bringt ein Stück nach dem anderen an den Mann. „Hier haben ein echtes Highlight“, sagt er und kündigt ein iPad Air an. So etwas Besonderes gibt es nicht bei jeder Versteigerung. Das Interesse vieler potentieller Käufer ist geweckt.

Der Neuwert dieses Gerätes liegt zwischen etwa 400 und 800 Euro. Doch bei einer Auktion kann das iPad zum Schnäppchen werden. Deshalb gehen viele Hände in die Luft, als es um die Gebote geht. „150, 160, 170 Euro“, sagt Schreiner und kommt bei den Geboten gar nicht hinterher. Am Ende darf sich ein junger Mann für 225 Euro über das Tablet freuen.

Durchschnittlich 50 Euro für einen Koffer

Doch nicht alle Sachen, die bei der Bahn versteigert werden, sind von so großem Wert wie das iPad. Vor allem Jacken und Koffer gibt es hier zu ersteigern. Gerade Letztere sind sehr beliebt, denn keiner weiß, was in ihnen steckt. Für durchschnittlich 50 Euro werden sie samt Inhalt verkauft. Den Koffer vor Ort zu öffnen, traut sich in Düsseldorf aber niemand.

75.000 Fundsachen werden im Jahr bei der Deutschen Bahn versteigert. „65 Prozent der verloren gegangenen Dinge finden ihren Besitzer wieder“, erklärt ein Bahn-Sprecher. Nehmen wir den Regenschirm, der immer noch gerne im Zug vergessen wird. Wird er von einem ehrlichen Finder entweder beim Bahnpersonal oder beim Fundservice des Bahnhofes abgegeben, wird er registriert lagert dort sieben Tage.

Meldet sich in dieser Zeit kein Eigentümer, kommt der Regenschirm zur zentralen Fundstelle der Bahn in Wuppertal. Hier werden die registrierten Daten des Regenschirmes noch einmal mit der Datenbank von gesuchten Dingen überprüft. Stimmen die Angaben mit einem Fundobjekt überein, kann der Besitzer sein Eigentum entweder gegen eine Bearbeitungsgebühr von fünf Euro in Wuppertal abholen oder sich den Gegenstand für 20 Euro per Post zuschicken lassen. Wichtig hierbei: Der Eigentümer muss nachweisen können, dass der Gegenstand ihm gehört.

Jede Woche Versteigerungen

Zurück zum Regenschirm: In Wuppertal angekommen, wartet er 70 Tage lang auf seinen Besitzer. Doch auch in dieser Zeit hat sich niemand gemeldet. So wird der Regenschirm mit anderen Schirmen zusammengepackt und für die Versteigerung fertig gemacht. Gegenstände, die nicht gut erhalten sind, wandern in den Müll. In Wuppertal werden jeden Donnerstag ein Haufen Fundsachen versteigert. Die Interessen sind dort meist Händler.

FundsachenIn Düsseldorf geht währenddessen die Versteigerung weiter. Eine Tasche mit Stiften, ein Bund Regenschirme und eine Tasche mit Herrenhüten haben schon den Besitzer gewechselt. Dann geht es um eine Playstation 3. Neuwert: 399 Euro. Gekauft wie gesehen heißt hierbei die Devise. „Wir haben Sie nicht angemacht und wissen nicht, ob sie noch funktioniert. Dafür übernehmen wir keine Garantie“, mahnt Schreiner bevor der Bieterkampf losgeht. Bei Fundstücken wie diesen fragt man sich: „Wie kann man das im Zug vergessen?“ Eine junge Frau aus Italien ist das egal. Sie will die Playstation unbedingt und bietet lauthals mit. Am Ende bekommt sie die Spielkonsole für 42 Euro und freut sich mit einem lauten „Juhu“.

Nach drei Stunden ist die Auktion vorbei. Was niemand haben wollte, geht zurück nach Wuppertal und wechselt vielleicht dort bei einer anderen Auktion den Besitzer.

Wer etwas in der Bahn oder am Bahnhof verloren hat, kann entweder online seine Verlustmeldung auf der Homepage der Bahn aufgeben oder telefonisch: 0900/1 99 05 99.