Heinrich Thüner produziert mit HBW Kunststoffwaren in Ense-Höingen Artikel aller Art für die Verkaufsförderung und die Preisauszeichnung: vom Plakatständer bis zum Profilhaken
Ense.
Im Geschäft ist er ein alter Hase, als Existenzgründer ein junger Vogel. Heinrich Thüner, 57 Jahre alt, hat im Dezember 2009 den Schritt gewagt und eine Firma erworben: HBW Kunststoffwaren. „Innerhalb einer Woche war alles perfekt.“ Seither produziert er mit sieben Mitarbeitern und acht Maschinen Kunststoffartikel aller Art für Verkaufsförderung und Preisauszeichnung. Also Plakatständer, Profilhaken, Preishüllen, um nur drei Produkte aus dem umfangreichen Sortiment zu nennen.
Seine Geschichte als Unternehmer nimmt ihren Anfang in Wickede an der Ruhr. Namensgeber und Firmeninhaber Herbert Bock stirbt 2006 plötzlich. (H)erbert (B)ock Wickede, HBW, hat keinen Chef mehr. Drei Jahre lang führt seine Frau Annegret Bock die Geschäfte. Die Umsätze gehen zurück, die wirtschaftliche Lage der Firma verschlechtert sich.
Annegret Bock wendet sich an den Senior-Beratungsservice der Industrie- und Handelskammer Arnsberg. Im Nachfolgeclub der Kammer sucht Thüner händeringend eine neue Aufgabe: „Ich muss immer etwas tun. Gerne arbeite ich selbstständig und übernehme Verantwortung.“ Die Kammer bringt ihn mit Annegret Bock zusammen. Die Chemie zwischen beiden stimmt. Sie weiß das Lebenswerk ihres Mannes in guten Händen, und er steckt voller Tatendrang. Der Maschinenpark für den Spritzguss- und Kunststoffbiegebereich wechselt den Besitzer und den Ort.
28 Jahre hatte Thüner zuvor bei Stora Enso in Hagen als Führungskraft gearbeitet, zuletzt als Leiter für Verladung und Werktransport. Nach seiner betriebsbedingten Kündigung ist Thüner am Boden, „Stora Enso war mein Leben“, rappelt sich wieder auf, will etwas bewegen. „Ich brauche das.“ Auch wenn dem gebürtigen Wattenscheider die Zeit in Hagen manchmal nachhängt, in seiner neuen Aufgabe geht er auf. Sein erster Gedanke, mit Hilfe der Abfindung, eine kleine Pension auf der Insel Borkum, aufzumachen, verwirft er. „Am Ende meines Berufslebens werde ich mit meiner Frau nach Borkum gehen. So ist es angedacht.“
Jetzt steht er im Lager zwischen unzähligen Kartons und erzählt aus seinen Erfahrungen als Unternehmer. Das Kapitel Banken und Finanzierung will er, verständlicherweise, nicht in der Zeitung lesen. Viel mehr lobt das Schalke-Mitglied die Vorzüge seiner Firma. „Wir können wie kaum ein anderer schnell und flexibel auf die Wünsche unserer Kunden reagieren.“ Die Bestellungen kommen aus ganz Europa.
Derzeit produziert er Wandhalter mit doppelseitigem Klebeband für Schaufenster. 6500 Stück sind angefordert. „Es gibt fast nichts, was nicht geht“, so Thüner. „Wir fertigen Klein- und Großserien. Die Produktion ist von 15 bis 50 Tonnen Zuhaltekraft und einem Spritzgewicht von 0,1 bis 150 Gramm möglich. Auch ist die eigene Entwicklung von diversen Kleinteilen möglich.“ Und ein bisschen Stöhnen gehört auch zum Geschäft. „Wenn Sie 30 000 Tütchen mit vier Schrauben, vier Dübeln und einem Handzettel einzeln verpacken müssen, wissen Sie, was Sie getan haben. Dann müssen alle in der Firma ran.“ Er auch. „Ich sitze beileibe nicht nur im Büro, ich habe mich nie als reinen Kaufmann gesehen. Ich mache alles.“ Eine Maschine hat Hunger. Thüner schnappt sich einen Eimer und schüttet weißes Granulat nach.“ Mit auf den Weg gibt er dem Gast noch einen Satz seiner Firmenphilosophie. „Ein offenes Verhältnis zu den Mitarbeitern ist mir wichtig. Das Betriebsklima muss stimmen.“