Die Zukunft ist elektrisch. Davon ist das Unternehmen „Scienlab – Electronic Systems“ überzeugt. Zumindest, wenn es um E-Mobilität geht. Scienlab ist einer der drei Preisträger des von WGZ Bank und ausgelobten Initiativpreises NRW 2011.
Bochum.
Die Zukunft ist elektrisch. Davon sind Roger Uhlenbrock, Michael Schugt, Peter Muß und Christoph Dörlemann nicht nur fest überzeugt. Ihr Unternehmen „Scienlab – Electronic Systems“ hat einen erheblichen Anteil daran, dass es so sein könnte. Mindestens, wenn es um E-Mobilität geht. Scienlab ist einer der drei Preisträger des von WGZ Bank und WAZ ausgelobten Initiativpreises NRW 2011.
Ursprünglich wollte Scienlab als Ingenieurbüro Dienstleister für die Automobilbranche sein. Credo: Für die kniffeligsten Ideen die besten Lösungen liefern. Der Einstieg gelang im Gründungsjahr 2001 mit Prüftechnik für den Umstieg von elektromagnetischer auf Einspritztechnik beim Verbrennungsmotor.
Festes Standbein
Das erste, feste Standbein des Unternehmens, mit dem die Bochumer schnell ans Laufen kamen. Ein heute gängiges Produkt in vielen Fahrzeugen, die Start-Stopp-Automatik, fußt auf Scienlab-Technologie. „Unser Geschäft funktioniert gut, wenn es einen Technologiewechsel gibt“, sagt Michael Schugt rückblickend. Steuerungselektronik der Bochumer findet sich im Formel-1-BMW. Die „Intelligenz“ der Hybridkomponente stammt aus Bochum-Querenburg. Die durch Bremsenergie aufgeladene Batterie unter dem Pilotensitz sorgt kurzfristig für mehr als 80 PS zusätzlich.
Langsamer als in der Automobilbranche geht es in der Industrie. „Im Bereich Industrie-Elektronik dauert es oft Jahre bis zur Serienreife“, sagt Roger Uhlenbrock, der am dritten und jüngsten Standbein, der E-Mobilität, größte Freude zu haben scheint. Als das Thema in Deutschland noch meilenweit weg schien, entwickelte Scienlab in Bochum innerhalb weniger Monate ein Testsystem für Energiespeicher, etwa Lithium-Ionen-Batterien. Statt einzelner Prüfkomponenten komponieren die Ingenieure aktuell noch in einer provisorischen Halle komplette Testräume. „Dass wir als Elektrotechniker überhaupt an den heiligen Strang der Antriebstechnik dürfen“ – das freut Uhlenbrock. Bislang war dies die absolute Domäne der Maschinenbauer. Scienlab ist es gelungen, mit ihren Testumgebungen alles zu simulieren, was einen Prüfstand ausmacht – ohne Dreck, ohne drehende Welle, rein elektrisch.
„Doppel-Minus-Geschäft“
Dabei war E-Mobilität anfangs ein „Doppel-Minus-Geschäft“. Die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 machte sich auch für Scienlab, damals 26 Mann stark, bemerkbar. Erstmals gab es „negative Auftragseingänge“. Fertige Prüfstände im Wert von mehreren hunderttausend Euro wurden storniert. Das erste Minus. „In der Zeit wurde in Verbrennungsmotoren nichts mehr investiert, plötzlich hatten wir einige Monate Luft“, erinnert Schugt. Und diese „Luft“ haben die vier genutzt. Sie wurden aktiv und stellten antizyklisch zehn neue Ingenieure ein, um das Standbein Elektromobilität zu stärken. Zweites Minus: Aus Rücklagen und ohne eine Anfrage eines der großen Kunden wie VW, BMW, Siemens oder Bosch entwickelte Scienlab 2009 die Prüfstände, die heute weltweit gefragt sind.
Im März ist Spatenstich für den neuen Gebäudekomplex in Bochum-Querenburg. 1000 Quadratmeter Fertigungshalle und noch einmal so viel Bürofläche sind längst überfällig für die Zukunft mit E-Mobilität. „Das Einzige, was den Deutschen noch fehlt, ist das gute Gefühl für diese Technik“, versichern die Scienlab-Chefs. Und dass die Zukunft elektrisch sein wird – auch auf deutschen Straßen.