Bochum.
Die Knappschaft erhöht die Beiträge für ihre Zusatzversicherungen drastisch. Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung kosten jetzt mehr. Besonders stark betroffen sind Rentner. Die Versicherung gibt zu, dass sie sich verkalkuliert hat.
Rund 80.000 Krankenversicherte der Knappschaft zahlen seit diesem Jahr deutlich drauf. Betroffen sind alle Versicherten mit Mehrleistungsanspruch im Krankenhaus. Ihre Prämien für Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung wurden nach 2009 erneut deutlich angehoben. Besonders teuer wird es für Rentner und für Versicherte, die bisher Partner mit eigenem Einkommen kostenlos mitversichert hatten. Für sie müssen sie nun ebenfalls zahlen. In einem Beispiel hat sich die Prämie binnen zwei Jahren von 90 Euro auf 206 Euro mehr als verdoppelt.
Das System trägt sich nicht mehr
Wie die Knappschaft sagt, hat sie sich verkalkuliert. Das System trägt sich nicht mehr. Es war der Versuch, gesetzlich Versicherten eine private Zusatzleistung anzubieten, die anders als bei den Privaten solidarisch finanziert wird.
Weil sich das nicht mehr rechnete, zog die Knappschaft 2009 die Reißleine und nahm keine Versicherten mehr ins Mehrleistungs-System auf. Für die Verbliebenen wird es dadurch immer teurer, sie werden weniger und älter. Allein 2010 schrumpfte die Mitgliederzahl von 100.000 auf 80.000. „Deshalb mussten wir handeln. Wir hoffen, dass die Prämien nun zwei, drei Jahre stabil bleiben“, sagt eine Knappschafts-Sprecherin.
Altersabhängige Prämien
Viele Ältere, die nicht im Vierbettzimmer liegen möchten, ärgert besonders die Unterteilung in Rentner und Berufstätige. Die Knappschaft nimmt bis zum 64. Lebensjahr altersäbhängige Prämien. Mit dem Renteneintritt staffelt sie nach Einkommen. So zahlt ein Versicherter mit 1500 Euro Rente 116 Euro im Monat und damit knapp dreimal so viel wie ein 64-Jähriger mit beliebig hohem Einkommen. Sehr sozial finden das nicht alle. Dazu die Knappschaft: „Eine Privatversicherung würde allein nach Alter und Gesundheitszustand gehen. Das würden viele Versicherte dann gar nicht mehr zahlen können.“