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Dortmund verteidigt Kauf der Essener Steag

Dortmund verteidigt Kauf der Essener Steag

Dortmund. 

Dortmunds Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke hat die geplante Komplettübernahme des Essener Kraftwerkbetreibers Steag durch ein Konsortium von Stadtwerken aus dem Ruhrgebiet wie erwartet verteidigt. Die Steag liefere solide Ergebnisse, sagte Pehlke gestern bei der Bilanzvorstellung der Dortmunder Stadtwerke (DSW21). Der umstrittene Einstieg kommunaler Unternehmen ins private Energiegeschäft – das ist für SPD-Mitglied Pehlke kein Teufelswerk, sondern sichere den Stadtwerken gerade in schwierigen Zeiten die Erträge.

Die Übernahme des restlichen 49-Prozent-Anteils der Steag von Evonik sei daher keine Belastung, sondern stabilisiere im Gegenteil die im Zuge der Energiewende unter wirtschaftlichen Druck geratenen Stadtwerke der Region. „Ohne unsere Beteiligungen wäre unser Ergebnis viel, viel schlechter“, so Pehlke.

Dortmund ist mit 36 Prozent der mit Abstand größte Anteilseigner an der speziell für den Steag-Deal gegründeten Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG). Weitere Anteile halten die Stadtwerke Duisburg (19 Prozent), Bochum (18), Essen (15), Oberhausen und Dinslaken (je sechs Prozent). Der KSBG gehören bereits 51 Prozent an Deutschlands fünftgrößtem Kraftwerksbetreiber. Wie berichtet, will sie für 600 Millionen Euro (inklusive Transaktionskosten) nun den Rest schlucken. Das Geschäft soll bis September über die Bühne gehen.

Kritikern war vor allem sauer aufgestoßen, dass die Steag ihren eigenen Verkauf mitfinanzieren soll, indem sie den Stadtwerken einen Kredit von 150 Millionen Euro gewährt. Das Geld müsste sich das Essener Unternehmen allerdings zuvor selbst am Kapitalmarkt besorgen. Die FDP im NRW-Landtag hatte dieses sogenannte Aufwärtsdarlehen als „Zockerei“ gebrandmarkt und die Kommunalaufsicht aufgefordert, den Handel zu unterbinden.

DSW-21-Boss Pehlke, der auch Steag-Aufsichtsratschef ist, verwahrte sich gestern gegen derlei Vorhaltungen. Das Finanzierungsmodell sei „seriös“ und gerade nicht mit dem Zockerverhalten einer „Heuschrecke“ zu vergleichen. Im Gegensatz zum reinen Investorenmodell trage das Kreditrisiko allein die KSBG. Der Steag verbleibe „maximaler Spielraum“ für Investitionen. Pehlke rechnet damit, dass sämtliche für die Übernahme notwendigen Kredite bis 2024 getilgt sind. Die Schuldenlast der ersten 51-Prozent-Tranche sei nach nur zweieinhalb Jahren zu 40 Prozent abgelöst. Die Steag sei im Wettbewerb der Energieerzeuger gut aufgestellt und profitiere von früheren Optimierungsmaßnahmen am Kraftwerkspark. Für 2015 habe man bereits 90 Prozent, für 2016 schon 50 Prozent der Jahresstromproduktion verkauft.