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Die Bundesbank baut ihr Fort Knox in Dortmund

Fort Knox für Rhein und Ruhr

Bild Ruhrnachrichten
Foto: Entwurf: agn Niederberghaus
In Dortmund will die Bundesbank ihren größten Geldspeicher errichten. Die 31. Filiale der Frankfurter Notenbank wird auf einem ehemaligen Kasernengelände an der B1 gebaut. Ab 2018 lagern hier die Bargeldreserven für eine Region mit zwölf Millionen Einwohnern.

Dortmund. 

Der Westfale ist ja bekannt für seinen Humor, der als besonders hintergründig gilt, weil er sich Auswärtigen oft nicht sofort erschließt. Dass er damit knochentrockene Bundesbanker aus der Reserve locken kann, steht also nicht zu erwarten.

Doch weil die Frankfurter Notenbank – und das ist mal kein Witz – in Dortmund den größten Geldspeicher ihrer Geschichte baut, ist man im Rathaus der Westfalenmetropole naturgemäß bester Laune und angesichts der in Aussicht stehenden Millioneninvestition sogar zu Späßen aufgelegt

Die Stadtverwaltung etwa schlug jetzt süffisant vor, die Bank möge auf dem direkt an der Verkehrsschlagader B1 geplanten Großtresor am besten eine Art Füllstandsanzeige anbringen, damit jeder sehen könne, wie viel Geld gerade eingelagert ist. Das lockerte spürbar die Lachmuskeln bei den eigens zum Abschluss des Planverfahrens angereisten Bundesbankern.

200 Mitarbeiter im Geldbunker in Aplerbeck

Nun kann man sagen, dass der Dortmunder Humor trügerisch sein kann und viele es einst auch für einen Scherz hielten, als die Stadt laut darüber nachdachte, auf dem alten Stahlwerksgelände Phoenix einen hübschen See anzulegen. Andererseits wird eher ein Stahlwerk zur Wohn- und Freizeitoase als eine Bundesbankfiliale zum gläsernen Tresor.

In der Bankenwelt gehört Geheimniskrämerei nun mal zum Geschäftsmodell. Über Summen schweigen sich die Bundesbanker milde lächelnd aus. „Es ist viel“, heißt es nur. Lediglich ein paar Eingeweihte werden genau wissen, wie viel Münzen und Banknoten die 200 Mitarbeiter mit Hilfe automatisierter Hochregaltechnik in dem voraussichtlich 2018 fertiggebauten Geldbunker im Ortsteil Aplerbeck sortieren und einlagern werden.

Frankfurt freilich setzt seine mit Abstand größte Filiale sicher nicht grundlos ins Herz jener Gegend, in der rund zwölf Millionen Menschen mit Bargeld versorgt und Abertausende Firmen und Geldinstitute ihre Tageseinkünfte abliefern werden.

Das Ruhrgebiet, der Niederrhein, das Münster- und das Sauerland – fast ganz Nordrhein-Westfalen liegt im Radius dieser 31. Niederlassung, die wir der Einfachheit halber mal das Fort Knox an Rhein und Ruhr nennen, auch weil so schön passt, dass sie auf einem alten britischen Kasernengelände entsteht.

Aus bundesweit 35 werden 31 Filialen der Bundesbank

Tag für Tag dürfte hier also Geldsack auf Geldsack gestapelt werden, herbeigeschafft von Dutzenden Geldtransportern, die bislang Filialen in Bochum, Essen, Hagen, Düsseldorf und der Dortmunder Innenstadt ansteuerten. Diese Niederlassungen wird die Bundesbank im Gegenzug schließen. Aus bundesweit 35 werden 31 Filialen.

Zurück zu Fort Knox: Mit der berühmten US-Goldkammer, die schon James Bond als Filmkulisse diente, wird der Dortmunder Geldspeicher sonst nicht viel gemeinsam haben. Das US Bullion Depository, wie der Granitbau in Kentucky offiziell heißt, kostete 1936 gerade mal eine gute halbe Million Dollar und ist ein hermetisch abgeschlossener Komplex.

Dortmund schlägt mit mindestens 200 Millionen Euro zu Buche und die Bundesbank lässt sogar ein bisschen Öffentlichkeit zu. In einer Schalterhalle im nordöstlichen Zipfel des Geländes kann jedermann alte D-Mark-Bestände in Euro tauschen.

Kein Gold in Dortmund

Auch Gold wird in dem vierteiligen Gebäudekomplex nicht lagern. Dennoch dürfte sich das elf Fußballfelder große Gelände als Drehort für Agententhriller aufdrängen. Allein die Lage unweit der endlosen Gräberreihen des Dortmunder Hauptfriedhofs und der auffällig unauffällig in die Landschaft eingebettete Schutzwall regen die Kinofantasie an. Erst recht jener Wassergraben, der sich im Stile mittelalterlicher Ritterburgen einmal ganz um das Areal herumzieht. 1000 Meter lang soll das geflutete Hindernis werden. Die Tiefe des Grabens? Kein Kommentar.

Ein reines Feuchtbiotop entsteht hier also nicht. Was unliebsame Eindringlinge wirksam abhalten soll, darüber hat sich Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau bereits Gedanken gemacht. Warum nicht die angeblich im Phoenixsee ausgesetzten Piranhas hier einer sinnvollen Verwendung zuführen, ulkte das Stadtoberhaupt. Kleiner Scherz am Rande? Die Bundesbanker jedenfalls haben kurz gelacht.