Second-Hand-Sachen liegen voll voll im Trend. Zum Beispiel im „CapBaumarkt“ in Witten. Die Branche machte 2010 einen Umsatz von knapp 840 Millionen Euro. Eine teure Designerjacke gibt es gebraucht schon mal für 70 Euro.
Witten.
Die türkisfarbene Badewanne hat es Marion Schmitt besonders angetan. „Für so eine bezahlen Sie woanders ein Vermögen“, sagt sie begeistert, um dann, etwas ruhiger, hinzuzufügen: „Wir haben aber auch normale Farben.“
Marion Schmitt und Gilda Louis leiten den „CapBaumarkt“ in Witten. Doch nicht nur die weibliche Führungsriege und manch unerwarteter Farbtupfer unterscheiden „Cap“ von anderen Baumärkten: Was hier angeboten wird, hat meist schon ein erstes Leben im Besitz von Handwerkern oder Hobbybastlern hinter sich und wurde bei Umzug, Entrümpelung oder Geschäftsauflösung ausgemustert.
Gemeinnütziger Second-Hand-Baumarkt
Auf einer Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern bietet der gemeinnützig organisierte Second-Hand-Baumarkt, was Heimwerkerherzen und Sammlerseelen erfreut: von der alten Bakelit-Klingel über Kisten voller Schraubenschlüssel und Steckdosen, bis hin zu Wasserpumpen und Kettensägen. „Das würde sonst alles weggeworfen“, sagt Marion Schmitt kopfschüttelnd. Ein Schnäppchen ist zum Beispiel die betagte, aber funktionstüchtige „Black und Decker“-Stichsäge für 15 Euro. Nur wenig wird hier auf Kommission verkauft, vieles stammt aus Spenden, auf die „Cap“ dringend angewiesen ist, wie Gilda Louis betont.
Gebrauchte Dinge sind beliebt wie nie zuvor. Nach einem schlechten Jahr seien die Umsatzzahlen der Verbandsmitglieder 2011 im Schnitt um 7,8 Prozent gestiegen, sagt Daniela Kaminski, Pressereferentin des Verbandes „Second Hand vernetzt“. Das Statistische Bundesamt weist für 2010 einen Umsatz von 839 Millionen Euro im Einzelhandel mit Antiquitäten und sonstigen Gebrauchtwaren aus.
„Viele kommen jede Woche“
14.012 Arbeitsplätze bot die Branche 2010, zumeist in kleinen, inhabergeführten Geschäften. Das Mottenkisten-Image ist längst Vergangenheit. Dazu hat laut Kaminski neben Ebay auch der Generationenwechsel beigetragen: „Die Nachkriegsgeneration war auf gebrauchte Sachen angewiesen – deshalb war Second Hand lange Zeit verpönt.“ Mittlerweile zeigen deutschlandweit 6562 Standorte (Stand: 2010), dass Gebrauchtes im Trend liegt. Second Hand gilt als umweltschonend, originell – und als Gegenbewegung zu immer gleichförmigeren Einkaufszentren.
Auch Marianne Drenske-Krohm verkauft Gebrauchtes. Anders als der öffentlich geförderte Baumarkt arbeitet sie auf eigene Rechnung, beschäftigt 14 Teilzeitkräfte. In zwei Läden in Bochum und Witten bietet die ehemalige Gartenarchitektin unter dem Namen „Rosenrot“ Designer- und Markenmode für Frauen an. Hier geht eine ehemals 400 Euro teure Designerjacke schon mal für 70 Euro über die Ladentheke. Ihr Sortiment bekommt Drenske-Krohm von Privatpersonen auf Kommission. Viele Kundinnen kommen jede Woche, „um zu gucken, was es Neues gibt“.
Etwa jeder dritte Kunde kauft etwas
Die Stadt Dortmund hat das Geschäft mit Gebrauchtem schon vor 15 Jahren für sich entdeckt. Auf 600 Quadratmetern gibt es in der „Möbelbörse“ Schränke und Sofas, Geschirr, Schallplatten und Elektrogeräte. Die Umsätze seien seit Jahren stabil, so Pressereferentin Petra Hartmann. Die Waren stammen aus privaten Spenden oder Haushaltsauflösungen. Im letzten Jahr kamen immerhin 10 000 Kunden zur „Möbelbörse“, „viele sind nur Sehkunden, aber etwa jeder dritte kauft dann auch etwas“, sagt Hartmann.
Daniela Kaminski glaubt, dass Second Hand in einigen Jahren eine ganz normale Einkaufsart sein wird. Die Branche werde sich weiter professionalisieren und neue Konzepte hervorbringen, denn man habe noch lange nicht alle potenziellen Kunden erreicht, so Kaminski. Allein in der ersten Januarhälfte 2013 gab es beim Verband schon vier Anfragen wegen Neugründungen.