Rund drei Monate vor dem Aus der Autoproduktion im Bochumer Opel-Werk ist ein Streit um die Abfindungen für rund 800 Beschäftigte entbrannt. Betriebsratschef Rainer Einenkel warf dem Unternehmen fehlerhafte Berechnungen vor. Auch bei Daimler in Düsseldorf gibt es Unruhe.
Bochum/Düsseldorf.
Unruhe in den nordrhein-westfälischen Autowerken: In Düsseldorf geht es um die Zukunft des Mercedes-Werks und eine mögliche Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. In Bochum rückt die Schließung der Opel-Produktion näher, ein Streit um die Abfindungen schwelt.
Am Montag standen in Bochum die Bänder bereits für mehrere Stunden still, damit die rund 3000 Mitarbeiter an der vermutlich vorletzten Betriebsversammlung teilnehmen konnten. „Verärgerung und Verbitterung“ seien zu spüren gewesen, berichtete Betriebsratschef Rainer Einenkel. „Es ist schon beschämend und peinlich, dass sich niemand aus dem Opel-Vorstand getraut hat, nach Bochum zu reisen“, schimpft er. Der Konzernleitung aus Rüsselsheim fehle der Mut, sich ordentlich von seinen Beschäftigten im Ruhrgebiet zu verabschieden. Voraussichtlich am 12. Dezember wird der letzte Zafira in Bochum hergestellt. Im Dezember soll es erneut eine Betriebsversammlung geben.
Viele Beschäftigte noch ohne Job-Perspektive
Weniger als drei Monate vor dem Ende der Autoproduktion in Bochum sind viele Beschäftigte noch ohne Job-Perspektive. Außerdem gibt es Streit um die Höhe der Abfindungen für 800 ältere Beschäftigte. Sie sollen im Jahr 2015 eine Abfindung erhalten – je nach Alter, Beschäftigungsdauer und Gehalt geht es um Summen wie 20 000 oder 140 000 Euro. Allerdings legen Opel und die IG Metall den beschlossenen Sanierungsvertrag unterschiedlich aus.
Vor allem Steueraspekte spielen dabei eine Rolle. So fallen die Abfindungen um 1000 oder sogar 20 000 Euro höher oder niedriger aus. In Verhandlungen mit der IG Metall soll in den nächsten Wochen ausgelotet werden, ob eine Klärung möglich ist.
Hohe Schutzzölle der USA belasten Daimler-Produktion in Düsseldorf
Dabei sind die Beschäftigten eigentlich aufgefordert, bis Ende September einen Vertrag zu unterschreiben, der ihr bisheriges Arbeitsverhältnis mit Opel beendet. Das sorgt für Verunsicherung. „Man verliert nichts, wenn man jetzt unterschreibt“, beteuert Volker Strehl von der IG Metall. Opel habe klar zugesagt, dass mögliche zusätzliche finanzielle Ansprüche nicht verloren gehen.
Große Unruhe herrscht auch am Düsseldorfer Daimler-Standort. Die Gewerkschaft befürchtet den Abbau von bis zu 1800 der aktuell 6500 Stellen im Mercedes-Werk, in dem der Transporter Sprinter gebaut wird. Die Arbeitnehmervertreter befürchten Verlagerungen in die USA oder Mexiko.
Ein Großteil der Mercedes-Transporter für den US-Markt stammt derzeit aus dem Düsseldorfer Werk. Angesichts hoher Schutzzölle der Vereinigten Staaten werden die Sprinter-Fahrzeuge nach ihrem Bau in Einzelteile zerlegt und in South Carolina wieder zusammengesetzt. Dies erzeugt erhebliche Kosten.