2016 wird Opel sein Warenverteilzentrum in Bochum schließen, andere Produktionszweige bereits früher. Das Werksgelände will der Autohersteller in eine Projektentwicklungsgesellschaft mit der Stadt Bochum einbringen. In vier bis sechs Monaten soll eine Art Masterplan für die Zeit nach Opel stehen.
Düsseldorf.
Opel zieht sich doch nicht schon Ende 2014 vollständig aus Bochum zurück. Das Warenverteilzentrum mit mehr als 400 Mitarbeitern werde bis 2016 seine Arbeit fortsetzen, erklärte Opel-Vorstand Thomas Sedran am Freitag in Düsseldorf. Frühere Ankündigungen des Automobil-Konzerns, das Logistik-Zentrum werde wie die Automobilproduktion in Bochum bereits Ende des kommenden Jahres eingestellt, nahm Sedran als „Missverständnis“ zurück.
Die widersprüchlichen Angaben zum Ende des Warenverteilzentrums hatten Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) im Düsseldorfer Landtag dem Vorwurf ausgesetzt, er sei über die Abläufe bei Opel schlecht informiert. Einer Perspektive in Bochum über 2016 hinaus etwa in der Elektromobil-Produktion erteilte Opel-Vorstand Sedran eine Absage: „Das ist nicht in der Planung.“
Geschäftsgrundlage in Bochum hat sich stark verändert
Als Landesregierung und Opel-Management im letzten Herbst mit einigem Trommelwirbel die Gründung des Arbeitskreises „Bochum Perspektive 2022“ ankündigten, schien die Zukunft der Stadt noch am Auto zu hängen.
Sollte die jahrzehntelange Bochumer Opel-Fertigung wirklich 2016 jäh zu Ende gehen, so hieß es damals, müsste der Standort zumindest mit Komponentenfertigung oder Logistik ein automobiles Nischendasein weiterführen dürfen. Wie sehr sich die Geschäftsgrundlage seither verändert hat, war jetzt zu sehen, als NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) die Beiratsmitglieder ebendieser Entwicklungsgesellschaft präsentierte.
Geleitet wird das mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeitsverwaltung besetzte Gremium zwar von Arndt Kirchhoff, einem erfolgreichen Unternehmer der Automobil-Zulieferbranche aus Iserlohn. Doch die wenigsten der 1,6 Millionen Quadratmeter auf dem Bochumer Opel-Gelände werden künftig noch für Fertigung und Vertrieb von Autos oder Autoteilen gebraucht.
OpelOpel stellt die Getriebeproduktion in diesem Jahr ein, die Herstellung der Modelle Zafira und Astra läuft 2014 aus, das Warenverteilzentrum schließt 2016, wie Opel-Vizechef Thomas Sedran nach peinlichen Irritationen aus seinem Hause am Freitag klarstellte. Wie es danach weitergehen könnte, soll in vier bis sechs Monaten eine Art „Masterplan“ skizzieren.
Opel-Gelände eins von sechs Gewerbegebiten mit mehr als 500.000 Quadratmetern
Die Beratungsgesellschaft Boston Consulting, die mit Aufsichtsratschef Hans-Paul Bürkner selbst im Beirat von „Bochum Perspektive 2022“ vertreten ist, hat bereits 21 alternative Branchen durchleuchtet. Das Opel-Gelände sei eines von nur sechs Gewerbegebieten in NRW mit mehr als 500.000 Quadratmetern, sagte Bürkner. Man dürfe nicht die Erwartung wecken, hier werde sich leicht eine vollständige Anschlussverwendung finden.
„Wir brauchen zwei Geschwindigkeiten bei der Planung“, schlägt Wirtschaftsminister Duin vor. Ihm schwebt ein Dreiklang vor aus einem klassischen Gewerbegebiet, einem Technologie- und Innovationsstandort wie dem „Phoenix West“-Gelände in Dortmund und einem Logistik-Zentrum, womöglich in Zusammenarbeit mit dem boomenden Duisburger Hafen.
Ringen um Abrisskosten
„Bochum muss Standort für leistungsfähige industrielle Kompetenz und gut bezahlte Arbeit bleiben mit möglichst viel Opel und möglichst vielen weiteren Unternehmen“, sagte IG Metall-Bezirkschef Knut Giesler, der ebenfalls im Beirat sitzt. Der Opel-Konzern belässt aber wohl nur wenige seiner heute 3700 Arbeitsplätze in Bochum, bringt allenfalls seine Grundstücke in die Gesellschaft ein. Deren Bewertung läuft, um die Übernahme der Abriss- und Aufbereitungskosten wird noch gerungen.
Opel teilt sich die Verantwortung und die Geschäftsführung in der Entwicklungsgesellschaft mit der Stadt Bochum. Außerdem hat Opel einen zweistelligen Millionenbetrag zugesagt und den Abteilungsleiter Enno Fuchs nach Bochum abgestellt. Das Land bleibt formal außen vor, um sich Subventionsmöglichkeiten offen zu halten. „Wir können uns ja nicht selbst fördern“, erläuterte Duin.