Ärger mit Bergschäden – So reagiert der Kohlekonzern RAG
Etwa 35.000 Fälle von Bergschäden pro Jahr, Kosten in Höhe von 300 Millionen Euro: Der Kohlekonzern RAG hat eine vorläufige Schadensbilanz präsentiert. In Sachen Bergschäden sieht die RAG auch die Revierkonzerne Eon, RWE und Thyssen-Krupp gefordert.
Bochum.
Die Folgen des jahrzehntelangen Bergbaus im Ruhrgebiet lassen sich heute auch an Rissen in Hausfassaden, Kellerwänden oder Fundamenten ablesen. Etwa 35.000 Fälle von Bergschäden registriert der Zechenbetreiber RAG jedes Jahr. Regelmäßig kommt es zu Rechtsstreitigkeiten. RAG-Manager Peter Fischer spricht von 20 neuen Fällen pro Jahr, 40 Verfahren laufen derzeit vor Gericht – angesichts der Fülle von Bergschäden sei das eine kleine Zahl. „Fast alle Fälle“ würden „einvernehmlich geregelt“, betont Fischer.
Dennoch sorgen Beschwerden von Bergbauopfern regelmäßig für Wirbel. „Hier versuchen einige wenige Eigentümer – beraten durch Anwälte – ungerechtfertigte Forderungen gegen die RAG durchzusetzen“, urteilt Fischer. Durch vermeintliche Opferanwälte werde mancher Betroffene zum „Anwaltsopfer“, da er am Ende eines Verfahrens hohe Prozesskosten tragen müsse.
Die Frage, ob die RAG in angemessener Art und Weise mit den Opfern von Bergschäden umgeht, beschäftigt auch die Politik. Im Zentrum steht dabei die Rolle der Markscheider – das sind im Bergbau tätige Vermessungsingenieure. Deren Unabhängigkeit war bezweifelt worden, weil sie auf der Lohnliste der RAG stehen und nicht etwa im Landesdienst tätig sind.
Opferanwälte haben den Verdacht geäußert, die RAG könnte Karten geschönt haben, um sich aus der Verantwortung zu stehlen. Die RAG wehrt sich entschieden gegen die Vorwürfe. Einträge von Markscheidern seien überprüft worden. Auffälligkeiten habe es nicht gegeben. Es gebe daher „keinen Veränderungsbedarf“, betont RAG-Manager Fischer.
RAG sieht auch Eon, RWE und Thyssen-Krupp gefordert
Die RAG sei übrigens – anders als meist in der Öffentlichkeit wahrgenommen – nicht das einzige Unternehmen, das sich mit Bergschäden befassen müsse. Fischer verwies auf die Rolle von Revierkonzernen wie Eon, RWE und Thyssen-Krupp, denen ebenfalls Steinkohlenfelder gehören. Wo keine Firma zugeordnet werden kann, ist das Land verantwortlich.
Die unterschiedliche Zuständigkeit könne bei Schadensfällen zu Ärger unter den Betroffenen führen. „Bei dem einen wird die Terrasse gemacht und bei dem anderen nicht“, nennt Fischer als Beispiel. „Es kann in unseren Augen nicht sein, dass an einer Straße in Essen-Heisingen auf der linken Seite Eon reguliert und rechts die RAG.“
Sinnvoller seien übereinstimmende Standards und ein einheitliches Management. „Wir als RAG hätten das Personal und das Know-how“, bietet Fischer an. Die Beseitigung von Bergschäden kostet die RAG jährlich 300 Millionen Euro. In den meisten Fällen gehe es um Zahlungen von bis zu 5000 Euro an die Betroffenen.
Ein Großprojekt für Jahrzehnte
Gelegentlich sind die Vorhaben aber komplexer und kostspieliger. Ein Beispiel: Zurzeit untersucht und sichert die RAG ein oberflächennahes Altbergbaugebiet in Dortmund-Schüren. An einem Hausgrundstück hatte sich der Boden gesenkt. Die RAG fand in alten Unterlagen ganz in der Nähe den Schacht Maria der ehemaligen Zeche Schürbank & Charlottenburg. Schacht und Flöze, die offenbar für die Senkung verantwortlich waren, werden nun mit Beton verfüllt.
Bei der RAG kümmern sich derzeit 175 Mitarbeiter um das Thema Bergschäden. Auch über das Jahr 2018 hinaus sollen in der Abteilung noch 130 Beschäftigte arbeiten. Er gehe davon aus, dass die Zahl der Schadensfälle dann zunächst noch annähernd so hoch sei wie heute, sagt Fischer. Der Bergbau hat in vielerlei Hinsicht Spuren hinterlassen.