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Rettungsdienst in Oberhausen rüstet Fahrzeuge mit EKG aus

Rettungsdienst in Oberhausen rüstet Fahrzeuge mit EKG aus

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Foto: Fabian Strauch / FUNKE FotoServi
Der Rettungsdienst in Oberhausen rüstet auf: Schon beim Patienten daheim oder im Wagen wird ein EKG geschrieben und direkt an den behandelnden Arzt weiter geleitet.

Oberhausen. 

Wer einen Herzinfarkt erleidet und die Feuerwehr ruft, der hat jetzt noch besser Chancen zu überleben. Für 40.000 Euro schaffte die Stadt für neun Rettungsfahrzeuge EKG-Telemetrie-Geräte an. Die neue Technik wurde am Dienstag während der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung vorgestellt.

Rainer Porsch, Leiter der Stabsstelle Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Oberhausen, erklärte, was die EKG-Telemetrie kann: „Die Geräte werden grundsätzlich mit in die Wohnung von Patienten genommen.“ Liegt ein Verdacht auf einen Herzinfarkt vor, kann ein Zwölf-Kanal-EKG geschrieben werden, das eine ganz genaue Analyse des Zustandes des Herzen erlaubt. „Diese Daten werden sofort per Mail an die Krankenhäuser weitergeleitet“, sagte Porsch.

Selbst auf dem Handy zu lesen

„Es braucht nur 100 Sekunden vom Senden bis zum Eintreffen der Daten“, lobte Dr. Muhammad Yousef, Leitender Notarzt der Stadt Oberhausen und Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie am EKO, die Schnelligkeit des Systems. Er zeigt, wie gut lesbar so ein EKG sogar auf seinem iPhone ist. Die Daten landen in einem der beiden Krankenhäuser mit Kardiologie, dem St. Clemens Hospital oder dem Evangelischen Krankenhaus Oberhausen. In den Häusern selbst werden sie automatisch an die diensthabenden Ärzte weitergeleitet.

[kein Linktext vorhanden] „Ein Arzt kann jetzt, ganz gleich wo er gerade ist, anhand des EKG entscheiden, ob ein Herzinfarkt vorliegt“, nannte Dr. Thomas Butz, Chefarzt der Kardiologie St. Clemens-Hospital, einen Vorteil. Während der Patient noch im Rettungswagen unterwegs ist, beginnen in der Klinik die Vorbereitungen auf die Behandlung. So kann zum Beispiel ein Kathetereingriff vorbereitet werden, um die verstopften Venen wieder zu öffnen. Das Leben des Patienten könne von diesen eingesparten Minuten abhängen. Dr. Butz sagte: „Für Kardiologen gilt der Spruch ‘Zeit ist Muskel’“. Je schneller ein verschlossenes Herzkranzgefäß wieder geöffnet wird, desto geringer ist der Schaden am Herzmuskel.

Schnittstelle Krankenwagen / Krankenhaus

Dr. Abel war überzeugt, dass so die kritische Schnittstelle zwischen Krankenwagen und Krankenhaus entschärft wurde. Wenn erst in der Klinik ein EKG geschrieben würde, verstriche oft zu viel Zeit. EKG, die auch früher schon in den Rettungswagen gemacht wurden, galten als nicht zuverlässig. „Die EKG-Telemetrie ist keine Spielerei, sondern extrem lebensrettend“, hält Dr. Abel fest. Wichtig sei jetzt noch: Die Oberhausener müssen sich trauen, die 112 anzurufen. Die meisten Leute melden sich viel zu spät, wissen die Ärzte.