Der Verband der Berufsschullehrer in Oberhausen beklagt den Personalkollaps an dieser Schulform. Schulleiter können die Stundentafel nicht erfüllen.
Oberhausen.
In anderen Ländern gilt das hiesige duale System als vorbildlich: Die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule sichert qualifizierten Nachwuchs, verhindert, dass Jugendliche in Arbeitslosigkeit gehen und bereitet Schüler, die noch nicht so weit sind, passgenau auf eine Lehrstelle vor. So das Credo der Befürworter.
Doch in Deutschland, befürchtet der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs, werde das viel gelobte System gerade vor die Wand gefahren. Indem die Berufskollegs gegenüber anderen Schulformen systematisch bei der Finanzierung, sprich Stellen benachteiligt würden.
Ihre Kritik äußerten Vertreter des Berufsverbandes anlässlich ihres Neujahrstreffens am Hans-Sachs-Kolleg in Oberhausen. „Wir machen immer noch gute Arbeit, aber die Berufskollegs kommen jetzt an ihre Grenzen“, sagte Thea Kuhs, stellvertretende Vorsitzende des vlbs-Landesverbandes. So klaffe an den Berufsschulen eine besonders große Lücke zwischen der Zahl der Stellen, die zur Erfüllung des Unterrichts vonnöten wären, und den tatsächlich vom Land zugewiesenen Lehrerstellen. „Jedem der 250 Kollegs in NRW werden sechs Stellen vorenthalten“, kritisierte Thea Kuhs. Danach fehlen allein in Oberhausen an den drei Berufskollegs – Hans-Sachs (technisch), Käthe-Kollwitz (sozialpädagogisch) und Hans-Böckler (kaufmännisch) – 18 Lehrerstellen.
Schulform ohne Lobby
„Selbst wenn bei uns alle Lehrer an Bord sind, können wir die Stundentafel nicht erfüllen“, berichtet Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Kollegs, aus der Praxis. „Das wäre im gymnasialen Bereich und auch an den Grundschulen nicht möglich, da würden sich die Eltern wehren“, beklagt Bücker die fehlende Lobby für seine Schulform. „Man macht das mit uns – obwohl wir so viele Schüler haben und ja viel mehr durchschleusen, als jede andere Schulform“, ergänzt Thea Kuhs. Allein in Oberhausen besuchen rund 5500 Schüler die drei Kollegschulen. Zu wenig Lehrer bedeutet im Alltag: zu große Klassen, weniger Stunden in einzelnen Fächern, also: eine weniger gute Ausbildung – was auch nicht im Sinne der Betriebe sein könne.
Aber das fast noch größere Problem ist der fehlende pädagogische Nachwuchs. In den Mangelfächern Elektrotechnik, Maschinenbau, Kfz- oder Metalltechnik finden sich kaum Bewerber für Stellenangebote, weil der Weg für Absolventen in die Wirtschaft finanziell attraktiver ist. Der Verband fordert deshalb auch eine bessere Besoldung direkt bei der Einstellung von Berufsschullehrern als Lockangebot – in anderen Bundesländern gebe es das. Gegen das Image der „Warteschleifen“-Schule wehren sich die Vertreter der Kollegs: „Bei uns machen die Schüler immer einen nächsten Schritt, das ist keine verlorene Zeit.“ (Kuhs)