Ein achtjähriges Mädchen stürzte und zog sich eine stark blutende Wunde am Kinn zu. In der Nahe gelegenen Notfall-Ambulanz der Helios St. Elisabeth Klinik aber wurden das Kind und seine Mutter abgewiesen. Sie solle in zwei Stunden anrufen oder in ein anderes Krankenhaus fahren, sagte eine Krankenschwester.
Oberhausen.
Es passierte direkt gegenüber der Helios St. Elisabeth Klinik: Anja Walters achtjährige Tochter stolperte, stürzte aufs Kinn und zog sich eine stark blutende Wunde zu. Doch als die 37-Jährige in der Notfall-Ambulanz des Krankenhauses um Hilfe bat – wurde sie nach eigenen Angaben abgewiesen.
„Ich stand da mit meiner verletzten kleinen Tochter und die drei Krankenschwestern in der Notfall-Ambulanz erzählten mir, dass zurzeit niemand helfen könne, da der Unfall-Chirurg in einer dreistündigen Operation sei“, erzählt die Oberhausenerin. Andere Ärzte, die sich die Verletzung anschauen könnten, seien nicht da.
Sie solle erst einmal nach Hause gehen und nach zwei Stunden noch einmal anrufen, ob dann jemand Zeit habe oder lieber gleich zum Evangelischen Krankenhaus Oberhausen fahren.
Mädchen blutete stark und bekam nicht einmal ein Pflaster
„Da meine Tochter so stark blutete, fragte ich, ob ich nicht wenigstens ein Pflaster haben könnte, doch auch das lehnten die Damen mit dem Hinweis ab, das sollten wir in der nächsten Apotheke kaufen“, erzählt die Mutter entrüstet. Sie habe ihre Tochter so schnell wie möglich zum EKO gefahren. „Dort wurde uns sofort geholfen.“ Der behandelnde Arzt habe betont, „dass es absolut richtig gewesen sei, diese sehr tiefe Wunde behandeln zu lassen“. Die Wunde der Achtjährigen sei sofort desinfiziert und geklebt worden.
Anja Walter fragt sich nun: „Ich bin im Schuldienst tätig, in der letzten Woche hatten wir hier einen Jungen, der sich den Arm gebrochen hat, ob der in der Helios-Klinik wohl auch hätte Stunden warten müssen oder wieder nach Hause geschickt worden wäre?“
Auf Nachfrage heißt es zu dem Vorfall aus der Helios-Klinik: „Zum besagten Zeitpunkt war der Empfang der Notfallambulanz mit nur einer Pflegekraft besetzt, alle weiteren waren in den Behandlungsräumen im Einsatz. Die beiden, in der Beschreibung der Mutter erwähnten Kolleginnen, sind Mitarbeiterinnen der Röntgenabteilung. Als Röntgenassistentinnen sind sie nicht zur medizinischen Behandlung befugt“, betont Helios-Sprecherin Kathrin Unterberg.
Krankenschwester schickte das Kind nach Hause
Der diensthabende Unfallchirurg sei in einer mehrstündigen Operation gebunden gewesen. Entsprechend habe die Schwester der Mutter erklärt, dass sie bis zum Eintreffen des Chirurgen die Wunde desinfizieren und provisorisch versorgen könne. Unterberg weiter: „Grundsätzlich ist vor dem Verschließen einer Wunde, auch mit einem von der Mutter angefragten Klemmpflaster, eine ärztliche Kontrolle notwendig.“ Aus medizinischer Sicht eine Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass Fremdkörper unentdeckt bleiben.
Nach Abwägung der Dringlichkeit habe die Schwester, „bei allem Verständnis für die Mutter“, den diensthabenden Unfallchirurgen dazu nicht aus dem OP rufen lassen. „Die Mutter wurde ausdrücklich nicht in die nächste Apotheke geschickt“, so Unterberg. Von der Schwester sei sie darauf hingewiesen worden, dass es Klemmpflaster auch in der Apotheke gebe, sie diese aber nicht selbst aufkleben sollte. Und auf die Frage, weshalb nicht ein anderer Arzt gerufen wurde: „Auch der diensthabende Internist war in einer Behandlung.“