Oberhausen.
Eine alte politische Weisheit ist, dass man Dinge vom Ende her denken muss. Sonst macht man taktische Fehler zu Beginn, die nicht mehr korrigierbar sind. Das erleben die Oberhausener Grünen in diesen Zeiten. Mit Volker Wilke haben sie den wichtigsten politischen und fachlich versierten Frontmann in der Stadtpolitik verloren. Mit seinem Rücktritt als Fraktionschef haben die Grünen erkennbar nicht gerechnet.
Es ist durchaus glaubhaft, wenn Grüne versichern, dass das Aus für Wilke auf keinen Fall das Ziel des Bewerber-Auswahlverfahrens um die Besetzung des ersten grünen Dezernenten-Postens in der Stadt war. Doch es ist zumindest politisch naiv zu glauben, dass es keine Folgen haben wird, wenn man seinen Fraktionschef bis in die letzte Auswahlrunde für den Dezernentenposten kommen lässt und ihm dann erklärt, für dieses hohe städtische Amt hätten andere mehr Kompetenzen und das geeignetere Geschlecht.
Höhn legt Wert auf Machtdemonstration
Eine solche Niederlage wird von allen nur so verstanden, dass Wilke der Rückhalt in der eigenen Partei fehlt – und das ist für künftige Verhandlungen mit der SPD und in der eigenen Fraktion ein schlechter Ausgangspunkt, um grüne Vorhaben durchzusetzen. Insofern ist Wilkes Rücktritt nur folgerichtig.
Die frühere NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn hat mit Sabine Lauxen ihre Kandidatin, eine gute Bekannte aus alten Düsseldorfer Zeiten, erfolgreich durchgesetzt – und damit mal wieder gezeigt, wer bei den Grünen in ihrer Heimatstadt das Sagen hat. Solche Machtdemonstrationen sind Höhn wichtig, um ihren Einfluss auf allen politischen Ebenen abzusichern. Auf dem Weg zu diesem Ziel interessieren mögliche Verluste starker Köpfe nicht – oder könnten ihr insgeheim sogar passen.
Die Grünen vor Ort haben es jedenfalls versäumt, sich von ihrer „Urmutter“ zu emanzipieren und erwachsen zu werden.