Schulen und Verkehrsexperten monieren, dass Eltern ihre Kinder bis direkt vor das Schultor fahren: Damit würden sie dort gefährliche Verkehrssituationen provozieren.
Oberhausen.
„Viele Eltern würden ihre Kinder am liebsten über eine Rampe bis direkt ins Klassenzimmer hineinfahren.“ Spitzzüngig beschreibt Verkehrssicherheitsberater Dirk Marten einen Trend, der vor immer mehr Oberhausener Grundschulen tagtäglich für ein gefährliches Verkehrschaos sorgt: Dort blockieren sogenannte Eltern-Taxis nicht nur wichtige Zufahrtswege, sondern provozieren auch eine unübersichtliche Verkehrssituation direkt vor dem Schultor. „Es ist vielerorts abenteuerlich“, so Dieter Elsenrath-Junghans von der örtlichen Verkehrswacht. „Man kann nur von Glück sagen, dass nicht mehr Kinder direkt vor der Schule verunglückt sind.“
Flammender Appell vom Verband
Eltern-Taxis stellen längst ein flächendeckendes Problem dar. „Ich denke, das ist mittlerweile in fast jeder Schule ein Thema“, sagt etwa Martin Haun, Schulleiter der Grundschule Buschhausen. Und erst vor wenigen Tagen sah sich der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) gezwungen, einen flammenden Appell an die Eltern von Schulkindern zu richten. Der Tenor: Lasst eure Sprösslinge den Weg zur Schule selbstständig bewältigen!
„Durch Autos, die in der zweiten Reihe parken, wird die Straße sehr eng und für die Kindern unübersichtlich. Gefährlich ist es außerdem, wenn Kinder zur Straße hin aussteigen. Sie können aufgrund ihrer Größe die Situation dort gar nicht überblicken“, skizziert Dorothea Stappert, Leiterin der Erich-Kästner-Grundschule in Osterfeld, die vielfältigen Gefahrenquellen.
Auch aus pädagogischer Sicht sei der eigenständige Schulweg von Bedeutung, so Stappert. „Die Kinder gewinnen Sicherheit im Straßenverkehr und werden eigenständiger.“ Oberkommissar Marten ergänzt: „Sie bewegen sich dabei und pflegen soziale Kontakte. Das darf man ebenfalls nicht vergessen.“
Keine pauschale Verurteilung von Eltern-Taxis
Welche Gründe sprechen also überhaupt dafür, sein Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen? „Ich habe drei Kinder an verschiedenen Schulen. Da ist das Auto schon eine wichtige Zeitersparnis“, berichtet Christa Arndt, Schulpflegschaftsvorsitzende an der Erich-Kästner-Schule. Sie halte aber nicht am Schuleingang, sondern immer ein Stück weiter die Straße runter oder am Hintereingang.
Auch Verkehrsexperte Elsenrath-Junghans, selbst ehemaliger Grundschulleiter, will Eltern-Taxis nicht pauschal verurteilen. „Wenn der Schulweg beispielsweise sehr lang ist, dann geht es im Einzelfall auch nicht anders.“ Grundsätzlich müsse aber jedes Grundschulkind früher oder später in der Lage sein, den Schulweg alleine zu bewältigen. „Und dies umfassend zu trainieren, ist vor allem Aufgabe der Eltern“, betont er.
Problematik wird in Oberhausen diskutiert
Die Problematik der Eltern-Taxis wird derweil an vielen Schulen über Aktionstage, Elternabende oder Rundschreiben kommuniziert. „Das ist absolute Sisyphusarbeit. Man muss die Eltern immer und immer wieder auf das Thema stoßen“, konstatiert Verkehrssicherheitsberater Marten, der schon an zahlreichen Elternpflegschaftssitzungen teilgenommen hat.
Bei diesen Gelegenheiten präsentiert Schulleiterin Dorothea Stappert ihren favorisierten Lösungsansatz: „Ich schlage dann Schulweggemeinschaften aus der Nachbarschaft vor, die reihum von einem Erwachsenen begleitet werden. So hält sich der Aufwand für jedes Elternteil in Grenzen.“