Mit Hans Zimmer zieht es den angesagtesten Filmmusik-Komponisten zum ersten Mal auf Tournee. Vor seinem Konzert in Oberhausen beantworten wir Fragen.
Oberhausen.
Seine Fans sind hellhörig: Vor fünf Monaten kündigte Hollywood-Komponist Hans Zimmer seine erste Konzerttournee überhaupt an, bei der er nach der Premiere in London auch die Oberhausener Arena (22. April, wenige Restkarten) ansteuern wird. Doch wer steckt überhaupt hinter den Melodien, die jeder kennt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Hans Zimmer, nie gehört?
Doch! Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, wenn Sie sich für Filme interessieren. Oder Sie sich hin und wieder TV-Beiträge im Fernsehen anschauen. Einige der Musiken zu den mehr als 150 von Zimmer vertonten Produktionen gehören zu meist zitierten der Filmgeschichte. Die bekannteste Melodie der vergangenen Jahre ist das Titelthema aus der Piraten-Komödie „Fluch der Karibik“. Die Musik ertönte bei der Pokal-Übergabe der Fußball-Europameisterschaft.
Der Mann arbeitet in Hollywood, er hat also amerikanische Wurzeln?
Nein. Geboren wurde Hans Zimmer am 12. September 1957 in Frankfurt am Main, zog aber schon in jungen Jahren nach England. In einem Interview sagte er uns: „Darum besitze ich den deutschen Wortschatz aus den jungen Jahren und spreche hauptsächlich Englisch. Musikalisch denke ich aber sehr Deutsch.“
Wie kam Hans Zimmer überhaupt nach Hollywood?
Die kleine Independent-Produktion „A World Apart“ verhalf ihm zum Durchbruch. Die Ehefrau des Regisseurs Barry Levinson kaufte ihrem Mann die Soundtrack-CD. Dieser engagierte Zimmer prompt für „Rain Man“ mit Dustin Hoffmann und Tom Cruise. Für das bekannte Panflöten-Thema gab es 1989 die erste von bisher zehn Oscar-Nominierungen.
Der Komponist hat also immer schon Filmmusik geschrieben?
Nein. Hans Zimmer gehörte kurzzeitig zur New-Wave-Gruppe „The Buggles“ und spielte puren Pop. Das Video zu „Video killed the Radio Star“, in dem Hans Zimmer am Synthesizer zu sehen ist, war das erste überhaupt, das der Musiksender MTV im Jahr 1981 in den USA spielte. Hans Zimmer zählt zu den Pionieren, die elektronische Synthesizer für musikalische Projekte nutze.
Was hat Hans Zimmer mit dem Ruhrgebiet zu tun?
In Zimmers Studio in einem Vorort von Los Angeles komponiert auch der Musiker Ramin Djawadi, der gebürtig aus Duisburg stammt. Djawadi schrieb die Musik für die Hit-Serie „Game of Thrones“.
Was stört Zimmers Kritiker?
Hans Zimmer hat durch seine moderne Auslegung von Filmmusik eine große Anhängerschaft (1,8 Millionen Facebook-Fans), ist unter Traditionalisten aber auch umstritten. Diese bemängeln die simple Strickart und häufige Wiederholung musikalischer Motive sowie Anleihen bei klassischen Komponisten — kritisiert wurden im Jahr 2000 bei „Gladiator“ Ähnlichkeiten zu Gustav Holsts „Die Planeten“. Seine Fans loben dagegen die Experimentierfreudigkeit und die Mischung aus Elektronik, Orchester, Chor und markanten Themen.
Sind es nun wirklich die ersten Konzerte von Hans Zimmer?
Es ist die erste Tournee! Einzelkonzerte gab es, wenn auch handverlesen. Die Premiere erfolgte Oktober 2000 im belgischen Gent vor 3500 Fans in der ausverkauften Kuipke-Halle. Danach folgten kleine Auftritte bei Filmpremieren. Vor zwei Jahren gab es zwei Konzerte in London, die nach heutigem Wissenstand als Testlauf für die große Tournee durch Europa dienten. Damals traten Gastsolisten wie Pharrell William („Happy“) auf.
Was wird bei der ersten Konzert-Tournee gespielt?
Es ist ein Streifzug durch die Karriere: Musik aus „Der König der Löwen“, aus den Batman-Filmen von Christoper Nolan, „The Da Vinci Code“ und „Inception“. Mit dabei sein ein 70-Mann-Orchester und illustre Solisten wie Incubus-Mastermind Mike Einziger. Nur noch wenige Restkarten gibt es für das Konzert in Oberhausen (22. April, Freitag, 20 Uhr) von 48,30 bis 121,90 Euro. Ein Zusatzkonzert ist am 28. April (ab 20 Uhr, Dienstag) zudem für die Lanxess-Arena in Köln angesetzt. Momentan läuft Zimmer-Musik zudem bei „Batman vs Superman“ im Kino.
Was wissen selbst viele Fans nicht über Hans Zimmer?
Hans Zimmer hat die ursprüngliche Musik für die TV-Reklame von „Mumm Sekt“ geschrieben. Die Melodie wird abgewandelt noch heute verwendet. Ohne im Abspann aufzutauchen, schrieb Zimmer 1998 zusätzliche Musik für den Asteroiden-Knaller „Armageddon“ mit Bruce Willis, im Film zu hören beim Absturz eines Weltraum-Shuttles.
Hollywood-Melodien – so bekannt sind die Zimmer-Werke
1. Fluch der Karibik (2003): Hans Zimmers Musik für den Piratenfilm mit Johnny Depp wird seitdem vielfach zitiert. Beim ersten Teil tauchte Zimmer nur als Produzent auf und Klaus Badelt als Komponist. Doch Zimmer schrieb das Hauptthema. Grund für den Seltsam-Credit: Zimmer arbeitete zeitgleich an „Der letzte Samurai“.
2. Der König der Löwen (1994): Dafür gewann er den Oscar. Neben der orchestralen Filmmusik produzierte Zimmer auch Songs von Elton John und Tim Rice („Circle of Life“).
3. Inception (2010): Das sanfte und später treibende Piano-Stück gepaart mit dem breiten Orchester und einem Gitarren-Solo von Johnny Marr („The Smiths“) gehört zum Zimmer-Service, der in den vergangenen Jahren im Ohr hängen blieb.
4. Rain Man (1988): Die Panflöten-Musik gehört gemeinsam mit „Driving Miss Daisy“ zu den Ur-Zimmer-Klängen und war viele Jahre die Titelmusik von „Spiegel TV – das Magazin“ bei RTL.
5. The Rock (1996): Zimmer übernahm einige Passagen von seinem Kollegen Nick Glennie-Smith. Die Filmmusik landeten Ende der 1990er Jahre gefühlt in jedem zweiten TV-Beitrag. Der simpel gestrickte Rhythmus entzückte die Fans. Komplexer ist aber seine ähnlich klingende Musik zu „Crimson Tide“.