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Ist es nur Höfflichkeit, ein Zeichen des exzentrisch britischen Humors oder ernst gemeint. Die Mitglieder einer Delegation aus Nordengland können der Ruhrpromenade, über die die Mülheimer so viel klagen und lästern, offensichtlich etwas abgewinnen. Nicht „very nice“ lautete der Kommentar der Gäste zum wichtigen Städtebauprojekt der Stadt, sondern: „It looks very, very good.“ Es sieht richtig gut aus.
Die britischen Politiker, Amtsträger und Wirtschaftsexperten, die bis zum Wochenende im Revier weilten, können sich wohl gut vorstellen, was hier einmal entstehen kann. Owen Wilson jedenfalls, Wirtschaftsförderer in Mülheims Partnerstadt Darlington, merkte man an, dass er so etwas wie an der Ruhr auch ganz gern zu Hause hätte.
Die Idee, das Flussufer für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gefällt ihm. Darlington hat reichlich Ufer: Zwei Flüsse, Tees und Skerne, durchqueren die Stadt, die sich aber auch der Überschwemmungsproblemen stellen muss.
Die Briten genossen den Spaziergang über die Schloßbrücke, bewunderten die Stadthalle, das zaghafte Blühen im Park. Ein entspanntes Ende eines konferenzreichen Freitags, der die zehnköpfige Gruppe aus den Partnerstädten Sunderland (zu Essen), Middlesbrough (Oberhausen), Newcastle (Gelsenkirchen) und Darlington bereits zum Regionalverband Ruhr (RVR) in Essen und nach Gelsenkirchen geführt hatte. Überall wurden die Gäste vom Oberbürgermeister begrüßt, bis es um Vorträge, Workshops, Diskussionen rund um nachhaltige Stadtentwicklung und Energieeffizienz ging.
Denn die Städte im Nordosten Englands beschäftigen ähnliche Themen wie ihre Schwestern im Revier. Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, die 2013 anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Partnerschaft nach Darlington gereist war, hatte dort angeregt, den Austausch zu erweitern, gemeinsam nach vorn zu blicken, zu einer anderen Form der regionalen Zusammenarbeit zu kommen. Gemeinsame Projektförderanträge in Brüssel nicht ausgeschlossen. „Für ein Problem, das Darlington gerade beschäftigt, könnte Mülheim doch bereits eine Lösung parat haben. Und umgekehrt“, betonte sie.
Paul Watson vom nordenglischen Regionalverband lobte die Kombination von Alt und Neu, vom alten Stadtbad, den Ruhrbania-Neubauten und der Stadthalle gegenüber. „Man muss“, sagte er, „die Vergangenheit respektieren, aber in der Zukunft leben.“
Er verstehe, dass die Bürger kritisch auf eine neue Entwicklung in der Stadt blickten, denn diese gehöre ihnen. „Aber die Bürger können doch daran teilhaben.“ Es schien, als sähe Watson vor seinem geistigen Augen schon die Leute am Hafenbecken ihr Eis schlecken.